Bürgerwehr greift ein Terroristen entführen 287 Schulkinder in Nigeria
08.03.2024, 11:56 Uhr Artikel anhören
Die nigerianische Armee sichert das Gebiet ab, nachdem Terroristen eine Schule überfielen und Kinder entführten.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Eine bewaffnete Gruppe überfällt eine Schule im Nordwesten Nigerias und entführt Hunderte Schüler. Es ist bereits die zweite Massenentführung innerhalb weniger Wochen. Seit Jahren leidet das Land unter der Gewalt von Terrormilizen.
Im westafrikanischen Nigeria sind Medienberichten zufolge fast 300 Schulkinder entführt worden. Eine bewaffnete Gruppe hat demnach am Donnerstagmorgen eine Grund- und Mittelschule in der Ortschaft Kuriga im nordwestlichen Bundesstaat Kaduna überfallen. Ein Lehrer, Sani Abdullahi, sagte dem lokalen Fernsehsender Kaduna State Media Television, 187 Schüler der Sekundärstufe und 125 Schüler der Grundschule hätten am Donnerstag zunächst als vermisst gegolten. Davon seien inzwischen 25 Kinder zurückgekehrt.
Ob die Kinder den Kidnappern entfliehen konnten oder sich versteckt hatten, blieb zunächst unklar. 287 Mädchen und Jungen werden weiterhin vermisst. Medienberichten zufolge ist auch ein Lehrer verschleppt worden.
Nach Angaben des Lehrers wurde das Gebäude kurz vor Schulbeginn um 8 Uhr Ortszeit von schwer bewaffneten Männern umstellt. Die Täter hätten die etwa 700 Schüler und Lehrer gezwungen, sich in ein anliegendes Waldgebiet zu begeben, so Abdullahi. Viele Kinder und Erwachsene hätten jedoch fliehen können. Kurz darauf habe eine lokale Bürgerwehr versucht, die Täter zu verfolgen, sagte der Lehrer. Dabei sei ein Mitglied der Bürgerwehr getötet worden.
Der Senator von Kaduna, Uba Sani, bestätigte den Vorfall, machte aber keine Angaben zu Opferzahlen. Er habe sich mit "blutendem Herzen" von der Gemeinde über die Entführung berichten lassen. Er werde sicherstellen, dass alles unternommen werde, um die Schüler und Schülerinnen zu befreien. "Kein Kind wird zurückgelassen werden", versicherte Sani in einem Post auf X. Auch Präsident Bola Tinubu und der nationale Sicherheitsberater seien informiert worden, schrieb Sani.
Kriminelle Gruppen terrorisieren den Nordosten Nigerias
Das Gebiet, indem sich die Schule befindet, gilt als Kriminalitätsschwerpunkt. Ende Februar war es bereits im nordöstlichen Bundesstaat Borno zu einer Massenentführung von Binnenvertriebenen gekommen. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wurden dabei mehr als 200 Menschen verschleppt. Eine genaue Zahl der Entführten war auch in diesem Fall nicht bekannt.
Seit 2014 haben die islamistische Terrormiliz Boko Haram sowie kriminelle Gruppen zahlreiche Frauen und Kinder im Norden des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas mit rund 220 Millionen Einwohnern entführt. Nach Angaben der Wirtschafts- und Sicherheitsberatungsfirma SB Morgen, seien aufgrund Nigerias kriselnder Wirtschaft, steigender Inflation und hoher Arbeitslosigkeit Lösegeldzahlungen zum Hauptgrund für Entführungen geworden. Allein in den 12 Monaten zwischen Juli 2022 und Juni 2023 seien laut SB Morgen in Nigeria 3620 Menschen bei 582 Entführungsvorfällen entführt worden, die weitaus meisten davon in Kaduna.
Viele Menschen werden aber auch in bewaffnete Gruppen zwangsrekrutiert oder werden Opfer sexueller Gewalt. Vor fast genau zehn Jahren, im April 2014, sorgte die Entführung von 276 Schülerinnen aus ihrem Internat in der Stadt Chibok für weltweites Entsetzen. Sie waren von Kämpfern der Boko Haram verschleppt worden, die Mädchen und junge Frauen oft zur Zwangsheirat nötigen oder als Sex- und Haussklaven missbrauchen. Viele der Mädchen sind noch immer vermisst.
Quelle: ntv.de, gri/dpa