"Abwechslungsreiche Wetterwoche" Tief "Marie" bringt Sturm und Unwetter
27.01.2022, 14:28 Uhr
Das Wochenende bringt reichlich Wind und Orkanböen mit bis zu 120 km/h.
(Foto: imago images/blickwinkel)
Während in Deutschlands Hochlagen wieder mit weißen Schneespitzen zu rechnen ist, bleibt das Flachland zunächst unberührt. Stattdessen wird Sturmtief "Marie" Ende der Woche vielerorts für kräftige Orkanböen sorgen. Ob sich in all dem Trubel auch mal die Sonne zeigt, weiß ntv-Meteorologe Björn Alexander.
ntv: Es scheint, als wolle unser Wetter wieder an Fahrt aufnehmen. Wie sind die Trends fürs letzte Januar-Wochenende?
Björn Alexander: Zunächst einmal sorgt Sturmtief "Marie" über Skandinavien mit einer Kaltfront für ein turbulentes Vorspiel fürs Wochenende, das allerdings auch nicht weniger ruppig abläuft. Insbesondere der Samstag und die Nacht zum Sonntag bringen reichlich Wind bis hin zu Orkanböen. Und auch nächste Woche sind kleine, aber sehr intensive Tiefs nicht auszuschließen; wobei die Entwicklung ab Montag noch sehr unsicher ist.
Dann bleiben wir zuerst beim Sicheren. Mit welchen Windstärken müssen wir jetzt und in der Sturmnacht zum Sonntag rechnen?
"Marie" hat insbesondere die Küsten und die Berge im Visier. An der See mit Böen um die 100 km/h. Im Oberharz sind auch Orkanböen bis um Tempo 120 drin. Nach einer kurzen Beruhigung am Freitag legt der Wind dann am Samstag erneut zu und beschert uns in der Nacht zum Sonntag den vorläufigen Höhepunkt mit Orkanböen um oder sogar über Tempo 120 an den Küsten und auf den Bergen. Besonders betroffen sind hierbei unter anderem die Höhenlagen von Harz, Erzgebirge und Bayrischem Wald, bevor der Wind am Sonntag erneut nachlassen wird. Gleichzeitig droht bevorzugt an der Nordsee und im Elbbereich eine leichte bis mittlere Sturmflut.
Was macht der Schnee?
Die Schneefallgrenze wird ganz ordentlich springen. Zum Freitag sind in den Lagen über 400 bis 600 Meter einige Zentimeter Neuschnee möglich. An den Alpen schneit es zum Teil auch länger anhaltend, mit dementsprechend winterlichen Straßenverhältnissen. Am Samstag mischt sich auf der Vorderseite des nächsten Sturmtiefs mildere Luft unter, sodass es zumindest im Bergland sowie in weiten Teilen Bayerns zuerst noch zu Schnee und Glätte kommen wird, bevor die Schneefallgrenze vorübergehend ansteigen wird.
Wird es dann irgendwann auch im Flachland noch weiß?
Da der Winter ja noch einige Meter auf der Uhr hat, sollten wir auch Schnee und Eis im Flachland noch nicht ganz abschreiben. Und auch bei den mittelfristigen Aussichten für die nächste Woche sehen aktuell zwei Wettermodelle Schneechancen bis herunter ins Flachland. Aber ganz klar gilt auch dabei: Die Unsicherheiten sind - ebenso wie die genaue Ausprägung der Tiefs - noch groß.
Der Winter scheint es also bei uns schwer zu haben. Am Mittelmeer hingegen hat sich der Schnee aber sehr heftig ausgetobt, oder?
Auch wenn Hoch "Erich" dort jetzt glücklicherweise für ruhige Aussichten und Tauwetter sorgt, so ist der Wintereinbruch zuvor in dieser Intensität auf jeden Fall ein äußerst seltenes Phänomen, wie es so seit Ende der 1960er-Jahre nicht mehr vorgekommen ist. Insbesondere mit Blick darauf, dass es nach zum Teil extremen Hitzesommern sowohl in diesem als auch im letzten Winter heftige Polarluft-Einbrüche gab, auf die die Menschen dort eigentlich gar nicht eingestellt sind. Stichwörter sind beispielsweise die allgemeine Heizsituation, die in wärmeren Gefilden und in milden Wintern gerne mal elektrisch funktioniert. Oder der reichlich verbaute Marmor auf öffentlichen Plätzen, der mit Schneeauflage zu gefährlichen Rutschbahnen wird. Ganz zu schweigen von fehlenden Räumfahrzeugen und nicht vorhandenen Winterreifen - auch wenn es natürlich in Griechenland und der Türkei Berge und sogar Skigebiete gibt, wo man sich mit Schnee ganz gut auskennt. Die Besonderheit waren diese extremen Schneelagen bis runter nach Athen oder Istanbul.
Zurück zu unserem Wetter in Deutschland: Welche Details erwarten uns am Samstag außer Wind und Sturmgefahr noch?
Weitgehend grau gestaltet sich der Start ins Wochenende. Etwas mehr Chancen auf blaue Lücken bestehen allenfalls im Süden und im Südwesten. Ansonsten dominieren die Wolken mit einem lebhaften bis stürmischen Wind und bevorzugt im Norden auch mit kräftigem Regen. Dazu erreichen die Temperaturen leicht lauwarme 4 bis 11 Grad.
Und am Sonntag?
Erwartet uns der schönere Tag des Wochenendes. Oftmals sind 3 bis 6 Sonnenstunden drin. An der Ostsee sehen die Wettercomputer sogar bis zu 7 sonnige Betriebsstunden. Einzig rund ums Erzgebirge bleibt es grauer, mit maximal 2 Sonnenstunden. Dort sowie in Richtung Alpen sind noch letzte Schnee- oder Schneeregenschauer aktiv, während es im übrigen Land trocken bleibt. Die Temperaturen erreichen 0 Grad auf den östlichen Mittelgebirgen und bis zu 7 Grad am Oberrhein.
Was macht unser Wetter in der nächsten Woche?
Die Unsicherheiten werden größer. Nimmt man aber beispielsweise das Europäische Wettermodell, das derzeit mit die besten Prognosen liefert, dann erwartet uns eine äußerst abwechslungsreiche Wetterwoche. Wiederholt ziehen demnach Tiefs mit schwankender Schneefallgrenze, Sturmgefahr und Schneechancen bis ins Flachland durch. Eine geschlossene Schneedecke bis runter ins Flachland ist ebenfalls nicht auszuschließen.
Bei welchen Temperaturen?
Am Montag und Dienstag werden es wahrscheinlich erneut zwischen 0 und 7 oder 8 Grad. Der Mittwoch tendiert zu milderen 2 bis knapp 10 Grad. Im Anschluss scheint es mit den Werten wieder runtergehen zu wollen, was dem Bergwinter sicherlich ganz gute bis sehr gute Optionen einräumt. Im Flachland heißt es für die Winterfreunde hingegen noch Daumen drücken.
Quelle: ntv.de