Panorama

"Viel Hin und Her"Trügerisches mildes Wetter: Auf den Straßen droht Glätte

27.11.2025, 12:56 Uhr
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Der Regenschirm gehört zurzeit zur Grundausstattung. (Foto: picture alliance/dpa)

Die tief frostigen Temperaturen sind erst einmal vorbei. Dennoch kann es morgens manchmal rutschig sein, warnt ntv-Meteorologe Paul Heger. Die Frage aller Fragen kann er indes noch nicht seriös beantworten: Wie wird's zum Fest?

ntv.de: Der Winter ist in diesem Jahr recht früh mit Schnee und Frost gestartet. Jetzt hat man das Gefühl, wir rutschen wieder in mildere Zeiten rein.

Paul Heger: Ja, und "rutschen" ist da der richtige Begriff. Ähnlich wie in den vergangenen Jahren gab es einen frühen ersten Kaltlufteinbruch, der uns am letzten Wochenende ziemlich winterliches Wetter beschert hat. Zum Wochenwechsel kam dann aber die milde Luft samt Glätte und schlimmen Unfällen zurück. Die Wetterlage in Europa hat sich jetzt wieder nachhaltig umgebaut.

Umgebaute Wetterlage: Was heißt das für uns Laien?

Wir hatten in der letzten Woche kurzzeitig ein Hoch über dem Nordatlantik, was die Wetterlage auf den Kopf stellte. So konnte vorübergehend Polarluft zu uns rauschen. Eigentlich drehen sich dort unsere Tiefs und bringen uns genau das Gegenteil: Milde Luft vom Nordatlantik. Diese Wetterlage ist jetzt zurück und wir bekommen unsere gewohnte, eher milde Luft aus West. Aber das ist auch nicht immer unkritisch.

Bringt die milde Luft bald wieder Glätte nach Deutschland?

Ja und das klingt vielleicht erstmal paradox. Die Tiefs bringen viel Hin und Her zwischen milder und kühlerer Luft mit sich. Wenn das bei Temperaturen um 0 Grad passiert, kann es gefährlich glatt werden. Gar nicht der Schnee im Bergland ist dann das Problem, sondern gefrierende Nässe und besonders gefrierender Regen in den Niederungen.

Gefrierender Regen brachte Montag zuletzt ein Verkehrschaos. Droht das Deutschland erneut?

Regional, ja. Zum Glück sind die Berechnungen der Wettermodelle mittlerweile entspannter geworden. Aber von den Alpen bis in den Osten Bayerns, eventuell auch in den Bergen von Thüringen bis Sachsen und in der Lausitz kann es in der Nacht zu Samstag zu Glatteis durch gefrierenden Regen kommen.

Mit Schnee kann man ja oft umgehen. Wie kommt es wiederholt zu diesen Eisregen-Lagen?

Diese Lagen entstehen genau durch dieses Hin und Her. Zwischendurch gibt es ja durchaus mal nette, aber kühle Phasen mit wenigen Wolken. Dann kühlt es nachts stark ab, gerade im Südosten Deutschlands. Am Freitagmorgen sind da teilweise um minus 10 Grad drin. Das ist aber nur Kälte in den tiefen Luftschichten. Kommt dann das nächste Tief mit milder Luft, schneit es nicht, es regnet. Der Regen fällt auf den eisigen Boden und gefriert.

Und dann ist es von jetzt auf gleich spiegelglatt.

Genau. Das Gefährlichste ist, dass die Situation von Ort zu Ort unterschiedlich sein kann - tiefer gelegene Orte sind teilweise kälter als höher gelegen. Und sogar der Straßenbelag kann darüber entscheiden, wie glatt es sein kann. Also: Einmal in eine andere Straße eingebogen und plötzlich aus der Kurve geflogen. Gleichzeitig sieht man diese Form der Glätte deutlich schlechter als beispielsweise Schnee.

Die Glätte ist aber zum 1. Advent hoffentlich wieder vorbei?

Ich will nicht ausschließen, dass es hier und da nochmal glatt ist am Sonntagmorgen, da die Frühwerte in der Südosthälfte weiterhin um 0 Grad oder darunter liegen. Aber insgesamt ist die Lage zum 1. Advent deutlich entspannter.

Leuchtet denn neben der ersten Kerze auch etwas die Sonne, wenn es schon keinen Schnee gibt?

Dem restlichen Schnee geht es tatsächlich an den Kragen. Das feuchte und semi-milde Wetter ist ein regelrechter Schneekiller. Dazu dreht sich zum 1. Advent ein neues Tief von Westen herein - also Wolken, Wind und Regen. Von Bayern bis zur Ostsee hat man aber Chancen, die Sonne etwas häufiger und länger zu sehen. Das gelingt nicht überall, weil teils wieder Nebel und Hochnebel da sind, aber doch schon in einigen Regionen.

Und dann kündigst du aber jetzt den Schnee zum 2. Advent an, oder?

Da gibt’s meine klassische Antwort: "Ja, es gibt Schnee, aber wo?" In Deutschland wird es aus heutiger Sicht leider nichts. Wer jetzt aber den Winter im Dezember oder zu Weihnachten abschreibt, der ist vielleicht etwas voreilig. Da ist noch vieles möglich.

Quelle: ntv.de

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