Menschenkette in Norddeutschland 120.000 gegen Atomkraft
24.04.2010, 16:27 UhrÜber einhunderttausend Kernkraftgegner demonstrieren mit einer Menschenkette gegen die Atompolitik der Bundesregierung. Unterstützt von zahlreichen Politikern, darunter auch die Ex-Umweltminister Sigmar Gabriel, fordern die Veranstalter ein Ende der Kernkraftnutzung.

Über 120.000 Menschen waren unterwegs.
(Foto: dpa)
In Schleswig-Holstein und Hamburg haben sich zehntausende Atomkraftgegner zu einer 120 Kilometer langen Menschenkette aufgestellt. Die Kette sollte die zur Zeit abgeschalteten Meiler Brunsbüttel und Krümmel in Geesthacht an der Elbe verbinden. Damit wollten die Teilnehmer zwei Tage vor dem 24. Jahrestag des Reaktorunglücks von Tschernobyl ein Zeichen gegen die Atompolitik der CDU/FDP-Bundesregierung und den Plan zur Verlängerung der Kraftwerkslaufzeiten setzen.
Die Demonstranten kamen nach Angaben der Veranstalter mit mehreren Sonderzügen und 240 Bussen aus ganz Deutschland zu 124 Sammelpunkten. "Heute wird ein Tag der Anti-Atom-Bewegung", sagte der Sprecher des Trägerkreises, Jochen Stay. "Wir sind wieder da, bunter und vielfältiger als jemals zuvor." Die Organisatoren sprachen von über 120.000 Atomkraftgegnern, die sich bundesweit an dem Protesttag beteiligen.
Demonstration verläuft friedlich
Nach Angaben der Polizei bildete sich entlang der Strecke eine weitgehend geschlossene Menschenkette, die auch durch Hamburg führte. "Wenn das Thema nicht so ernst wäre, könnte man von einem Straßenfest sprechen", sagte Jessica Wessel vom Landespolizeiamt Schleswig-Holstein. Sie bestätigte, dass über 120.000 Menschen auf den Straßen waren: "Diese Zahl gehen wir mit."
400 Beamte waren im nördlichsten Bundesland im Einsatz. Alles blieb friedlich, allerdings kam es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen.
Ex-Umweltminster protestieren ebenfalls

Demonstranten in der Nähe des AKWs in Brunsbüttel.
(Foto: dpa)
Auf dem Hamburger Rathausmarkt reihte sich der Bundesvorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, in die Kette ein. "Es hat auch was damit zu tun, dass man als Familienvater seinen Beitrag dazu leisen möchte, dass diese unbeherrschbare Technologie so schnell wie möglich vom Erdboden verschwindet". Özdemir wertete die Aktion auch als Signal für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 9. Mai. "Über die Mehrheit im Bundesrat haben wir eine Chance, mehr Atommüll, mehr Unsicherheit, mehr Atomenergie zu verhindern."
In Geesthacht bildeten mehrere hundert Atomkraftgegner aus dem Wendland ein Ende der Kette am Atomkraftwerk Krümmel. In sieben Orten an der Strecke sollte es anschließend Veranstaltungen mit Musik und Reden geben.
In Elmshorn reihten sich der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel und der Grünen-Politiker Jürgen Trittin ein. "Es kann niemanden überraschen, dass wir Widerstand dagegen leisten, wenn die neue Bundesregierung den Ausstieg aus der Atomenergie rückgängig machen will - gegen die große Mehrheit in der Bevölkerung", hatte Gabriel zuvor in einem Zeitungsinterview gesagt.
Die Menschenkette blieb nicht die einzige Aktion der Anti-Atom-Bewegung. Mehr als 8000 Menschen demonstrierten im hessischen Biblis. Biblis Block A ist Deutschlands ältester noch laufender Atommeiler.
Quelle: ntv.de, cba/dpa