Tagebaukante sackt gefährlich ab Aktivisten wollen Lützerath wochenlang halten
08.01.2023, 14:01 Uhr
Barrikaden sind errichtet, erhöhte Stellungen bezogen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Polizei wie Klimaaktivisten bereiten sich auf einen Showdown in Lützerath vor. Während die Polizei die Aktivisten vermutlich am liebsten schnell aus der Ortschaft bekommen möchte, visieren die Protestler eine lange Besetzung an. Unterdessen muss ein Konzert wegen einer Unterspülung verlegt werden.
Die Aktivisten in Lützerath am Braunkohletagebau Garzweiler wollen die geplante Räumung wochenlang verzögern. "Wir hoffen, dass wir Lützerath sechs Wochen lang halten können", sagte Dina Hamid, Sprecherin der Initiative Lützerath. Derzeit befänden sich 700 Menschen in dem Erkelenzer Ortsteil.
Geplant seien unter anderem Sitzblockaden sowie die Besetzung von Baumhäusern und Hütten. Die aus wenigen Häusern bestehende Ortschaft liegt unmittelbar an der Abbruchkante des Tagebaus. Die Räumung wird in naher Zukunft - und noch im Januar - erwartet. Auch die Polizei bereitet sich derzeit darauf vor.
Am Sonntag bekräftigten Vertreter eines aus mehreren Gruppen bestehenden Aktionsbündnisses "Lützerath unräumbar" ihre Entschlossenheit, der Räumung entgegenzutreten. In dem Bündnis haben sich unter anderem Organisationen und Initiativen wie Ende Gelände, Fridays for Future, Alle Dörfer bleiben und Letzte Generation zusammengeschlossen.
In dem ländlichen Ortsteil haben sich Kohlegegner niedergelassen. Sie leben in besetzten Gebäuden, Zelten und Baumhäusern. Die ursprünglichen Bewohner sind längst weggezogen. Die Umsiedlung von Lützerath und umliegender Orte begann im Jahr 2000.
Unterspülung der Tagebaukante
Boden und Häuser des von Ackerbau geprägten Ortes gehören längst der Tagebaubetreiberin RWE. Mit dem Energieunternehmen haben die grün geführten Wirtschaftsministerien in Bund und NRW im Oktober 2022 einen auf 2030 vorgezogenen Kohleausstieg im Rheinland vereinbart. Fünf zuvor vom Abriss bedrohte Dörfer im Umfeld des Tagebaus sollen erhalten blieben. Der Ort Lützerath mit nur noch wenigen Häusern soll aber weichen, um die darunter liegende Kohle abzubauen.
Am Rande von Lützerath ist es unterdessen zu einer Unterspülung der Tagebaukante mit Wasser gekommen. Dadurch bestehe in dem darüber liegenden Areal akute Lebensgefahr, warnte die Polizei. Ein für den heutigen Sonntag geplantes Konzert der Kölner Band AnnenMayKantereit sei deshalb in Absprache mit dem Veranstalter in einen anderen Bereich verlegt worden, sagte eine Polizeisprecherin. Ausgelöst worden sei die Unterflutung durch einen Wasseraustritt aus einem Rohr. Wie es dazu gekommen sei, werde derzeit geprüft.
Quelle: ntv.de, mpe/dpa