Studie des IFO-Instituts Attraktive Politiker sind seltener im Parlament und häufiger in Talkshows
16.02.2024, 15:12 Uhr Artikel anhören
Platz eins der IFO-Studie belegt die CDU-Politikerin Jana Schimke.
(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)
Der Charakter zählt und nicht die Optik, heißt es häufig. Das ist offenbar falsch: Das IFO-Institut findet in einer Studie heraus, dass sich hübsche Bundestagsabgeordnete anders verhalten als ihre Kolleginnen und Kollegen.
Attraktive Politiker haben höhere Nebeneinkünfte und sind weniger fleißig im Bundestag. Zu diesem Ergebnis kommt das Münchner IFO-Institut für Wirtschaftsforschung. "Sie fehlen öfter bei namentlichen Abstimmungen im Parlament, bringen weniger parlamentarische Anfragen ein, halten weniger Reden und beteiligen sich weniger in Gruppeninitiativen", sagt IFO-Forscher Timo Wochner ntv.de.
Die Macher der Studie räumen ein, es könne diskriminierend sein, Politiker nach ihrer Optik zu bewerten. "Dennoch ist es interessant zu untersuchen, welche Effekte Attraktivität haben kann", sagt Wochner. "Aus der wissenschaftlichen Forschung wissen wir, dass Attraktivität ein wichtiger Faktor sein kann, der häufig zu mehr Möglichkeiten und Optionen im Leben führt."
Und von diesen Optionen haben manche Politiker eben mehr und manche weniger, was auch mit der Optik zu tun hat. Abgeordnete wüssten sehr genau um ihre "Schönheit" und um die Wirkung, heißt es in der Studie. "Attraktiveren Abgeordneten bieten sich mehr Gelegenheiten für alternative Tätigkeiten, und diese nutzen sie auch konsequent. Sie erzielen beispielsweise mehr Nebeneinkünfte und sind häufiger in Talkshows präsent", so Wochner.
Dass die Studie mehr ist als nur eine oberflächliche Betrachtung, wird klar, wenn man sich die möglichen Konsequenzen anschaut. Wenn attraktive Abgeordnete wegen der zusätzlichen Möglichkeiten weniger bereit sind, ihren eigentlichen Pflichten im Parlament nachzukommen, wird dies zum Problem.
Schönheit wurde durch Befragung unter US-Amerikanern ermittelt
Allerdings legt das IFO-Institut großen Wert darauf, dass die Studie nichts über die eigentliche Qualität der parlamentarischen Arbeit sowie das Wirken der "Schönen" für die Gesellschaft aussagt. "Anhand unserer Ergebnisse können wir nicht sagen, ob die Beiträge der Schönen im Parlament und im Fernsehen qualitativ besonders wertvoll sind oder ihre Präsenz im Fernsehen ein anderweitig womöglich reines Absitzen der Zeit im Parlament überkompensiert", schreiben die Forscher.
Um zu ermitteln, wer wie schön ist, haben die Forscher standardisierte Porträts von Bundestagsabgeordneten aus dem Bundestagshandbuch "Kürschner" der Jahre 2009 bis 2017 US-Bürgern vorgelegt. Diese 372 Personen sollten dann die "Schönheit" auf einer Skala von eins bis zehn bewerten. Die Befragung wurde in den USA durchgeführt, weil die Menschen dort mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen Bezug zu den deutschen Politikerinnen und Politikern haben und damit nicht von politischen Vorlieben beeinflusst sind. Zudem untersuchten die Forscher Abstimmungsverhalten, parlamentarische Aktivität und Nebentätigkeiten sowie Präsenz in Talkshows.
Laut Befragung sind die attraktivsten Abgeordneten bei der FDP und den Grünen mit dem Durchschnittswert 4,7 von möglichen zehn Punkten. Auf den ersten fünf Plätzen finden sich ausschließlich Frauen: Jana Schimke (CDU), Miriam Gruß (FDP), Dorothee Bär (CSU), Sevim Dagdelen (BSW), Astrid Freudenstein (CSU). Erst danach kommen Männer: Christoph Hartmann (FDP) und Mark Helferich (CDU).
Quelle: ntv.de