Respekt- und disziplinlos Berliner Polizeischüler schockieren Ausbilder
02.11.2017, 18:31 Uhr
Die Polizei überprüft die anonyme Sprach-Mail, in der ein Ausbilder unhaltbare Zustände an der Berliner Akademie beklagt.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Lehrer der Berliner Polizeiakademie sollen internen Dokumenten zufolge verzweifelt sein: Von vorbestraften Bewerbern ist dort die Rede, von unzureichenden Deutschkenntnissen und herablassendem Umgang mit weiblichen Angestellten.
An der Berliner Polizeiakademie soll es erhebliche Probleme mit Schülern aus Zuwandererfamilien geben. Das berichtet die "Welt" unter Berufung auf ein ihr vorliegendes internes Papier einer Besprechung der Polizeiführung vom August. Beklagt wurden darin ein "herablassender Umgang mit weiblichen Angestellten wie Putzfrauen" und Defizite im Berufsethos. Manche Bewerber könnten nicht schwimmen, obwohl das Voraussetzung für die Einstellung sei.
Polizeisprecher Thomas Neuendorf sagte, an der Akademie komme es immer wieder zu Problemen. Im RBB-Fernsehen räumte er ein, dass sich "gerade im Bereich der Disziplin, des Respekts, der gegenseitigen Rücksichtnahme hier nicht alle so verhalten, wie wir uns das vorstellen". Das werde aber in der Schule vermittelt.
Der Anteil von Migranten an der Akademie mit 1200 Auszubildenden liegt laut "Welt" derzeit bei 30 Prozent. In einem Polizeipapier wird das Nichtbeherrschen der deutschen Sprache als K.-o.-Kriterium für Bewerber gewertet. "Trotzdem müssen wir feststellen, dass für die komplexen Aufgabengebiete noch weitergehende Deutschkenntnisse wünschenswert sind", so Neuendorf. "Deshalb wird an der Schule auch Deutsch-Nachhilfe angeboten." Es gebe auch Polizeianwärter, die zuvor mit Straftaten aufgefallen seien. Da müsse "im Einzelnen geprüft werden, ob jetzt trotzdem eine Eignung vorliegt". Eine automatische Ablehnung sei nach Einschätzung der Verwaltungsgerichte nicht möglich.
Die Polizei überprüft derzeit eine anonyme Sprach-Mail, in der ein Ausbilder unhaltbare Zustände an der Akademie beklagt. An der Echtheit besteht kein Zweifel. Nun solle die Schule genauer unter die Lupe genommen und mit Schülern und Auszubildenden gesprochen werden, sagte der Sprecher. "Frechheiten und Disziplinlosigkeiten werden wir nicht zulassen."
"Feind in unseren Reihen"
In der Aufnahme, die der "Welt" vorliegt, beklagt sich der Ausbilder über Hass, Lernverweigerung und Gewalt in einer Klasse mit vielen Polizeischülern mit Migrationshintergrund. Er kommt zu dem Fazit: "Das sind keine Kollegen, das ist der Feind. Das ist der Feind in unseren Reihen."
In einem offenen Brief an den Berliner Polizeipräsidenten Klaus Kandt meldet sich auch ein weiterer "besorgter Polizeibeamter des Landes Berlin" zu Wort, der anonym bleiben möchte. "Seitens der Führung werden Vorfälle verwässert, verharmlost und niedergeredet", heißt es darin. Zudem bemängelt der anonyme Beamte, dass Bewerber aus kriminellen Großfamilien angeblich trotz Strafakte bei der Polizei angenommen werden.
Bei der Gewerkschaft der Polizei (GdP) hieß es, es gebe immer wieder Äußerungen über die Akademie, "aber nichts Handfestes, sondern immer nur vom Hörensagen". An die GdP habe sich noch niemand gewandt.
Quelle: ntv.de, ftü/dpa