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Washington zeigt sich besorgt CNN: Ukraine ändert Militärstrategie nach US-Leak

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Die Ukraine war CNN zufolge gezwungen, Pläne für eine Gegenoffensive zu ändern.

Die Ukraine war CNN zufolge gezwungen, Pläne für eine Gegenoffensive zu ändern.

(Foto: REUTERS)

Im Internet zirkulieren seit einigen Tagen mutmaßlich geheime US-Dokumente. Washington prüft noch die Echtheit des Leaks, zeigt sich aber bereits besorgt. Derweil ändert die Ukraine einem Medienbericht zufolge aufgrund der veröffentlichten Dokumente ihre Militärstrategie.

Die Veröffentlichung geheimer US-Dokumente im Internet hat in Washington große Besorgnis ausgelöst. Das Pentagon prüfe zwar noch die Echtheit der abfotografierten Dokumente, doch schienen diese "sensibles und streng geheimes Material zu enthalten", erklärte die stellvertretende Sprecherin des Verteidigungsministeriums, Sabrina Singh. Nach Informationen der "New York Times" enthielten sie unter anderem Informationen zu Plänen der USA und der NATO zur Unterstützung einer ukrainischen Militäroffensive im Frühjahr gegen Russland.

Die Ukraine war CNN zufolge sogar gezwungen, Pläne für eine Gegenoffensive zu ändern. Das berichtet der US-Sender unter Berufung auf eine Person aus dem näheren Umfeld von Präsident Wolodymyr Selenskyj. Auf den Bericht angesprochen, sagte sein Berater Mychailo Podoljak, die Strategie der Ukraine sei nicht geändert worden. Spezifische taktische Pläne stünden aber jederzeit unter Vorbehalt.

Folgen für "die nationale Sicherheit"

Das Pentagon und das US-Justizministerium prüften unter Hochdruck mögliche Folgen des Vorfalls für "die nationale Sicherheit", sagte die Sprecherin. Dafür sei eine "behördenübergreifende Arbeitsgruppe" eingerichtet worden. Diese konzentriere sich darauf, die Auswirkungen "auf die nationale Sicherheit der USA sowie auf unsere Verbündeten und Partner zu bewerten".

Die geheimen Regierungsdokumente waren auf Online-Plattformen wie Twitter, Telegram oder Discord und weiteren Plattformen aufgetaucht. Sie sollen laut einem Bericht der "New York Times" Details über Waffenlieferungen, Bataillonsstärken und andere sensible Informationen enthalten. Ein Dokument fasse die Ausbildungspläne von zwölf ukrainischen Kampfbrigaden zusammen.

Der Zeitung zufolge wurden die Dokumente über pro-russische Kanäle verbreitet. US-Medien berichteten, sie könnten sich als wertvoll für Moskau erweisen, da sie zeigten, wie weit US-Geheimdienste bereits in Teile des russischen Militärapparats vorgedrungen seien. Das US-Justizministerium erklärte, bei seinen Untersuchungen prüfe es einerseits die Echtheit der Dokumente; zum anderen werde versucht, die Quelle der Leaks ausfindig zu machen.

Interne Debatten auch Teil der Dokumente

Einige Dokumente sollen laut "New York Times" auch Informationen über interne Debatten in Regierungen von US-Bündnispartnern enthalten - etwa Diskussionen über die Frage, ob Südkorea den USA Artilleriegeschosse für den Einsatz in der Ukraine zur Verfügung stellen sollte.

US-Regierungsmitarbeiter sagten der "Washington Post", einige der Unterlagen seien offenbar manipuliert worden. Allerdings stünden viele andere Dokumente im Einklang mit den Berichten des US-Auslandsgeheimdienstes CIA zur internationalen Lage, die für Führungsebenen des Weißen Hauses, des Pentagons sowie Außenministeriums bestimmt seien.

Mehr zum Thema

Der Vorfall weckt Erinnerungen an die Enthüllung von rund 700.000 vertraulichen Dokumenten zu Aktivitäten des US-Militärs im Irak und in Afghanistan durch die Onlineplattform Wikileaks im Jahr 2010. Darunter befanden sich auch brisante Informationen zur Tötung von Zivilisten und Misshandlung von Gefangenen.

Die USA fordern wegen der Enthüllungen die Auslieferung des 51-jährigen australischen Wikileaks-Gründers Julian Assange, der in London in einem Hochsicherheitsgefängnis sitzt.

Quelle: ntv.de, cls/AFP

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