Regierungskritiker verhungert Chavez auf Bolívars Spuren
31.08.2010, 16:45 UhrVenezuelas Staatschef Chavez fühlt eine große Nähe zum Revolutionshelden Bolívar. Im Juli ließ er dessen sterbliche Überreste exhumieren, nun werden die Gebeine von zwei Bolívar-Schwestern geborgen. Derweil stirbt ein Chavez-Gegner im Hungerstreik.
In Venezuela sind die sterblichen Überreste von zwei Schwestern von Simón Bolívar exhumiert worden, um ihre DNA mit dem mutmaßlichen Leichnam des Unabhängigkeitshelden zu vergleichen. Zudem sollten die Untersuchungen über die Todesursache von Bolívar vorangetrieben werden, erklärte Vize-Präsident Elías Jaua.
Die DNA-Proben sollen mit denen eines bereits im Juli exhumierten Leichnams verglichen werden, bei dem es sich um die sterblichen Überreste von Bolívar handeln soll. Der Leichnam wird neu untersucht, weil Staatschef Hugo Chávez an der in Geschichtsbüchern verbreiteten Lehrmeinung zweifelt, wonach Bolívar 1830 an Tuberkulose starb. Chávez geht von Mord aus.
Gemeinsam mit der Kirche
Laut Jaua war für die Exhumierung der Leichen von Maria Antonia und Juana Bolívar eine Genehmigung der Kirche notwendig, da die beiden Schwestern in der Kathedrale von Caracas beerdigt wurden. Beiden sei zu DNA-Analysezwecken "jeweils ein Zahn" entnommen worden. Jaua kündigte eine Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse an, nannte aber keinen Zeitpunkt. Oppositionsgruppen und Historiker kritisierten die Exhumierungen und warfen Chávez vor, die venezolanische Geschichte umschreiben zu wollen.
Bolívar (1783-1830) war der bedeutendste Anführer Südamerikas im Kampf gegen die spanische Kolonialherrschaft. Mit dem Aufstand in der heutigen venezolanischen Hauptstadt Caracas gegen die spanische Kolonialmacht begann am 19. April 1810 unter seiner Führung der venezolanische Unabhängigkeitskampf. Bolívars sterbliche Überreste lagen seit 1876 im Panthéon von Caracas. Mit seiner "Revolution für einen Sozialismus des 21. Jahrhunderts" sieht sich der umstrittene Staatschef Chávez in direkter Nachfolge Bolívars, er ließ den Namen seines Landes sogar in Bolivarische Republik Venezuela ändern.
Regierungskritiker stirbt nach Hungerstreik
Unterdessen ist der Farmer und Regierungskritiker Franklin Brito nach mehrmonatigem Hungerstreik in einem Militärhospital in Caracas gestorben. Das teilte die Familie des 49-Jährigen in einer Erklärung mit, die von venezolanischen Medien verbreitet wurde. Brito war seit 2005 bereits mehrmals in Hungerstreik getreten. Er protestierte damit gegen die Verstaatlichung seiner Ländereien im venezolanischen Bundesstaat Bolivar.
Der Farmer, der nach Angaben der Angehörigen gegen seinen Willen in die Klinik gebracht wurde, kämpfte zunächst für eine Rückgabe seines Besitzes und dann für eine Entschädigung, allerdings bis zum Schluss erfolglos. Die Familie kündigte an, sie werde den Kampf fortsetzen.
In der Erklärung kritisierte die Familie, die Regierung Chávez habe ihre Bitten und auch die internationaler Organisationen ignoriert, Brito medizinische Hilfe eigener Wahl zukommen zu lassen. Deswegen enthalte man sich zunächst der Meinung über die direkte Ursache des Todes, "aufgrund der ungewöhnlichen und inhumanen Umstände, die ihn umgeben". Brito starb kurz vor seinem 50. Geburtstag.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa