Seit einem Monat verschwunden Chinas verschollener Außenminister aus Amt entfernt
25.07.2023, 13:45 Uhr Artikel anhören
Ersetzt vom Vorgänger: Qin Gang ist verschwunden und nun auch sein Amt los.
(Foto: REUTERS)
Eigentlich wird er täglich fotografiert und gefilmt. Doch von Außenminister Qin Gang fehlt seit Wochen jede Spur. Um sein Verschwinden ranken sich viele Spekulationen. Eines ist jetzt sicher: Seinen Posten ist Qin Gang los.
Der seit einem Monat nicht mehr öffentlich aufgetretene chinesische Außenminister Qin Gang ist aus dem Amt entfernt worden. Wie der Staatssender CCTV berichtete, stimmte der Ständige Ausschuss des Volkskongresses bei einer Sitzung dafür. Sein Vorgänger Wang Yi, auch bisher schon Chinas mächtigster Außenpolitiker, soll das Amt erneut übernehmen. Bislang liegt noch keine Begründung für den Schritt vor.
In den vergangenen Wochen hatte es wilde Spekulationen über das Schicksal von Qin Gang gegeben. Der 57-Jährige hatte am 25. Juni seinen letzten öffentlichen Termin in Peking. Seitdem ist er nicht mehr gesehen worden.
Dass etwas nicht stimmte, bekam der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell Anfang Juli als einer der Ersten zu spüren. Nur wenige Tage vor einem geplanten Treffen mit Qin Gang in Peking sagten die Chinesen plötzlich den Termin ab. Auch an einem Gipfeltreffen der Außenminister der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean nahm er nicht teil. Stattdessen reiste Wang Yi an, der in der Machthierarchie noch über dem Außenminister steht. Wang Yi vertrat Qin Gang zuletzt bei einer ganzen Reihe von Terminen, so auch diese Woche bei einem Treffen der BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika in Johannesburg.
Verschwinden von Beamten nicht ungewöhnlich
Anfangs hatte ein Sprecher des Außenministeriums auf Anfrage erklärt, Qin Gang sei aus gesundheitlichen Gründen verhindert. Allerdings kamen auch Spekulationen über eine mögliche außereheliche Affäre auf. Darauf angesprochen sagte eine Sprecherin des Außenministeriums, dass sie "keine Informationen" dazu habe.
Das Verschwinden von hohen Beamten, Prominenten und Geschäftsleuten kommt in China immer wieder vor. Oft stellt sich später heraus, dass sie in Ermittlungen oder andere Kontroversen verwickelt waren. Zu den bekanntesten Fällen der vergangenen Jahre gehört der ehemalige chinesische Interpol-Chef Meng Hongwei, der 2018 auf einer Reise in China verschwand. Zwei Jahre später verurteilte ihn ein chinesisches Gericht wegen der Annahme von Bestechungsgeldern zu einer langen Haftstrafe.
Qin Gang war erst im März nach einer steilen Karriere unter Staats- und Parteichef Xi Jinping zum Außenminister ernannt worden.
Quelle: ntv.de, hny/dpa