Politik

Tea Party startet Tour durch die USA Das Land wo Tee und Dollars fließen

Verkaufsstand am Rande der Tea-Party-Tour.

Verkaufsstand am Rande der Tea-Party-Tour.

(Foto: REUTERS)

Jetzt ist auch die Tea Party ganz offiziell in den US-Wahlkampf gestartet. Mit einer Bus-Tour durchs Land wollen die konservative Aktivisten "das Land zurückerobern". Der "Tea Party Express" könnte entscheidende Auswirkungen auf das Feld der republikanischen Präsidentschaftskandidaten haben - und auf die Pläne von Sarah Palin.

Auftakt in Napa: Anhänger der Tea Party beim Start der Bustour durch die USA.

Auftakt in Napa: Anhänger der Tea Party beim Start der Bustour durch die USA.

(Foto: REUTERS)

An der US-amerikanischen Ostküste beseitigen sie noch die Schäden von Hurrikan "Irene", da braut sich am Horizont schon das nächste Unwetter zusammen. Dieser Sturm ist jedoch vor allem politischer Natur: Der "Tea Party Express" rollt wieder durchs Land. Am Wochenende startete der mit der US-Verfassung bedruckte Bus in Kalifornien auf seine Reise nach Florida. Einmal quer durchs Land soll er rollen. Insgesamt 29 Stopps sind geplant, und bei jedem wollen die selbsternannten Revolutionäre ihre Botschaft von freier Marktwirtschaft, niedrigen Steuern und minimalem Staat unters Wahlvolk bringen. Ihr Ziel: den Boden bereiten für einen republikanischen Wahlerfolg.

Der "Express" ist nicht die ganze Tea Party, aber er ist das Flaggschiff der Bewegung. Selbst in den liberalen Medien der USA wird die in Kalifornien beheimatete Gruppe als "Königsmacher" bezeichnet. Finanziert wird der "Tea Party Express", der als Spendensammler Millionen in die Kassen konservativer Politiker spült, von mächtigen Wahlkampf-Organisationen der Republikaner. Selbst erfahrene Strategen wie Karl Rove, der einst George W. Bush ins Weiße Haus half, müssen gelegentlich auf den Express aufspringen - kontrollieren lässt er sich ohnehin kaum. Zu sehen war das zuletzt bei den Kongresswahlen 2010, als Dutzende von der Tea Party unterstützte Republikaner ihre Rennen gewannen, nicht selten am Parteiestablishment vorbei.

Mit Absicht nicht nach Washington

Die Route des aktuellen "Tea Party Express" führt von Napa an der der kalifornischen Westküste durch den Mittleren Westen hinauf zu den Großen Seen bis nach Portland an der nördlichen Ostküste. Dort biegt die Tour Richtung Süden ab und endet schließlich am 12. September in Tampa, Florida, wo der Nachrichtensender CNN wartet, um die große Tea-Party-Debatte zu übertragen. An der Hauptstadt Washington fahren die Aktivisten vorbei. Ein deutliches Signal an die Senatoren und Abgeordneten im Kongress: Die Tea Party kommt nicht zu ihnen, sie haben gefälligst zur Tea Party zu kommen.

2011-08-28T003414Z_01_SFO09_RTRMDNP_3_TEAPARTY.JPG2195903722485132314.jpg

(Foto: REUTERS)

Und zumindest der neue Star im republikanischen Kandidatenfeld wird das tun. In den aktuellen Umfragen liegt der Texaner Rick Perry bei Anhängern der Tea Party weit vor der bisherigen Favoritin, Michele Bachmann. Besonders für Bachmann dürfte die Zeit bis zum großen Tour-Finale am 12. September entscheidend sein. Mit gezielten Auftritten entlang der Bus-Tour könnte sie das Blatt noch einmal wenden.

Der eher moderate Mitt Romney hingegen, dem allgemein noch die meisten Chancen gegen Präsident Obama zugetraut werden, meidet die Tea Party wie der Teufel das Weihwasser. Romney befürchtet, dass die extremen Ansichten der Bewegung seinen Erfolg bei unentschlossenen Wählern schmälern könnten. Auftritte bei den Stopps der Bustour hat er nicht eingeplant.

Idealer Moment für Palin

Für den republikanischen Kandidaten Hermann Cain dürfte der Tea Party Express ein letzter Strohhalm im Rennen um das Weiße Haus sein: Zu weit ist der ehemalige Pizza-Unternehmer bereits abgeschlagen, auf die Nominierung durch die Republikaner hat Cain nur noch theoretische Chancen. Auf Veranstaltungen der Tea Party ist er trotzdem ein gern gesehener Gast, zumal Cain es versteht, seine simplen politischen Botschaften den Forderungen der Tea Party anzupassen.

Für die "kleinen Geschäftsleute", gegen "Sozialismus".

Für die "kleinen Geschäftsleute", gegen "Sozialismus".

(Foto: REUTERS)

Außerdem spielt Cain die Rolle des ethnischen Blizableiters: Immer wieder muss der Afro-Amerikaner vor Mikrophonen und Kameras der Bewegung den Vorwurf zurückweisen, die Tea Party werde auch von rassistischen Anti-Obama-Motiven geleitet. Im Wahlkampf 2008 waren es allerdings besonders Anhänger der Tea Party, die Barack Obamas kenianische Wurzeln und politische Überzeugungen für einen unguten Mix aus latentem Rassismus und ideologischer Fundamentalkritik nutzten. Mit der Wirtschaftskrise sind Jobs und der Staatshaushalt in den Vordergrund gerückt - ein schmutziger Anti-Obama-Wahlkampf seitens der Tea Party ist dieses Mal eher nicht zu erwarten.

Besonders große Aufmerksamkeit wird jedoch weder die Bustour noch das aktuelle Kandidatenfeld bekommen, sondern Sarah Palin - obwohl sie noch immer nicht durchblicken ließ, ob sie überhaupt antritt. Dabei wäre gerade der "Tea Party Express" der ideale Moment für Palin: Sie gilt als der unangefochtene Liebling der Bewegung, noch vor Bachmann und Perry. Palin könnte nun den Schwung der Tour für ihren Eintritt in den Wahlkampf nutzen. Denn viel Zeit hat auch sie nicht mehr: Bis September müsse sich jeder potenzielle Kandidat offiziell erklären, sagt Palin selbst.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen