Das Phantom von Gaza Das ist der Kopf hinter dem Hamas-Terror
09.10.2023, 08:22 Uhr Artikel anhören
Trotz seiner Prominenz gibt es bis heute kaum Informationen über Mohammed Deif.
(Foto: picture-alliance / dpa)
Mit einer Audiobotschaft verkündet Mohammed Deif den Angriff der Hamas auf Israel. Der Topterrorist steht schon lange auf der Abschussliste der israelischen Sicherheitsorgane an erster Stelle. Doch immer wieder zieht der Anführer der Kassam-Brigaden seinen Kopf aus der Schlinge.
Am Samstagmorgen verkündete die Hamas unter dem Decknamen "Operation Al-Aksa-Flut" den Großangriff auf Israel. Man habe beschlossen, israelische "Verbrechen" ein Ende zu setzen, tönte der Militärchef der militanten Palästinenserorganisation, Mohammed Deif, in einer im Fernsehen abgespielten Audionachricht.
Deif ist Israels meistgesuchter Mann - und ein Phantom. Mindestens siebenmal sollen das israelische Militär und der Geheimdienst versucht haben, ihn umzubringen. Bei den Tötungsversuchen verlor er Berichten zufolge ein Auge, einen Arm und beide Beine. Im August 2014 kamen bei einem Luftangriff Israels im Gazastreifen Deifs Frau sowie zwei seiner Kinder ums Leben.
Deif ist seit Jahren Anführer der Kassam-Brigaden, einer militärischen Untergrundorganisation, die als der bewaffnete Arm der Hamas gilt. Er soll für zahlreiche Anschläge verantwortlich sein: Laut israelischem Militär plante Deif Attentate nicht nur, sondern war auch selbst am Bombenbau beteiligt. Die Armee gab ihm deshalb einen Spitznamen: "Der Ingenieur".
Mehrere Monate unter Hausarrest
Für seine Aktionen war Deif in den höchsten terroristischen Kreisen ausgebildet worden. Jahja Ajasch, der in den 1990er Jahren knapp ein Dutzend Bomben für Attacken auf Israel baute, hatte Deif das Handwerk gelehrt. Ajasch war Elektroingenieur und wie kein anderer mit der Materie vertraut. Er wurde 1996 vom israelischen Geheimdienst getötet. Kurz zuvor hatte sich sein Zögling Deif den Kassam-Brigaden angeschlossen.
Seitdem wird Deif von Israel gejagt. Als der Friedensprozess um die Jahrtausendwende für kurze Zeit in Gang kam, forderte Israel die Festnahme und Auslieferung des Terroristen. Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) willigte ein, nahm Deif fest und stellte ihn unter Hausarrest. Doch ein knappes Jahr später, im April 2001, wurde Deif freigelassen. Ein Jahr später übernahm er die Leitung der Kassam-Brigaden, nachdem der damalige Kommandant Saleh Schahada bei einem Bombardement der israelischen Armee umgekommen war. Nun war Deif ihr neues Top-Ziel.
Trotz seiner Prominenz gibt es bis heute kaum Informationen über Deif. Ein einziges Foto haben die israelischen Behörden von ihm veröffentlicht. Es zeigt einen jungen Mann mit schmalem Gesicht und Schnauzbart. Wann und wo Deif geboren ist, wie er aufwuchs und wie es ihm geht - darum ranken sich bis heute nur Gerüchte.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa