Kommentar Das ist die Lösung
10.10.2014, 13:23 Uhr
Malala Yousafzai kämpfte gegen die Taliban für ihr Recht auf Bildung.
(Foto: dpa)
Die Ehrung für Kailash Satyarthi und Malala Yousafzai wirkt, als hätte er keinen Bezug zur aktuellen Lage in der Welt. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Preisträger haben eine Antwort auf die Frage, wie sich die Krisen von Mali bis Irak lösen lassen.
Im Jahr 2013 war Malala die Favoritin für den Friedensnobelpreis. Sie wurde herumgereicht in Talkshows und Parlamenten, hielt Reden und die Mächtigen zeigten sich gerne mit ihr. In ihrem Buch "Ich bin Malala" schrieb sie über ihre wundervolle Kindheit, ihre schwierige Jugend und über die Taliban, die ihr in den Kopf schossen, als sie für ihr Recht auf Bildung demonstrierte. Der Nobelpreis 2013 für Malala hätte sich gut in die Ehrungen eingefügt, doch er ging an die Organisation zum Verbot Chemischer Waffen.
Ist nun das Nobel-Komitee einfach zu spät dran? Müsste 2014 nicht zum Beispiel der Kampf gegen Terrorismus und Vertreibung in irgendeiner Weise gewürdigt werden? Wenn man etwas genauer hinsieht, ist genau das geschehen.
Denn die Maßnahmen gegen die Gräueltaten des Islamischen Staates, die derzeit diskutiert werden, haben nicht das Potenzial, die Ursachen des Terrors zu verhindern. Ähnlich ist es bei den Kriegen im Südsudan und in Mali, die in Deutschland schon fast in Vergessenheit geraten: Der Westen reagiert, wenn überhaupt, mit militärischen Mitteln und humanitärer Nothilfe. Wer sich fragt, wie solche Krisen irgendwann einmal dauerhaft vermieden werden können, der landet bei der Botschaft von Kailash Satyarthi und Malala Yousafzai, den Friedensnobelpreisträgern 2014.
Der Mann aus Indien setzte sich zum Beispiel dafür ein, dass Kinder in seiner Heimat nicht arbeiten müssen. Denn wenn Kinder in Fabrikhallen und Steinbrüchen für den Unterhalt ihrer Familie sorgen müssen, verpassen sie die Zeit des Spielens und des Lernens. Dann haben sie kaum eine Chance, ein selbstbewusster Erwachsener und ein mündiger Staatsbürger zu werden. Obwohl Indien eine Demokratie ist, müssen dort weiterhin 12,6 Millionen Kinder arbeiten, schätzt Unicef. Schon jetzt destabilisieren Extremisten das Land. Je mehr Menschen innerhalb des Systems keine Chance auf Aufstieg haben, desto mehr Zulauf werden diese Extremisten bekommen.
Auch dem Mädchen aus Pakistan wurde eine normale Jugend verwehrt. Der Grund waren keine wirtschaftlichen Zwänge, sondern der religiöse Fanatismus der Taliban. Sie verboten Mädchen das Spielen auf den Straßen und das Lernen in den Schulen. Ihr Ziel ist es, die Menschen dumm zu halten, damit sie leichter beherrscht und verführt werden können. Die Taliban sehen ein Mädchen lieber tot als gebildet. Zwar hat es Malala geschafft, den Taliban zu entkommen, doch noch immer wächst unter deren Herrschaft die nächste Generation an Terroristen heran – im Norden Pakistans und auch wieder in Afghanistan.
Selbstverständlich ist es richtig, die Opfer von Vertreibung zu versorgen und aufzunehmen. Langfristig ist es aber nicht nur entscheidend, dass diese Menschen überleben, sondern wie sie leben und ob die Kinder zur Schule gehen können. Wer gebildet ist, kann über sein Schicksal selbst bestimmen und die Versprechungen von Extremisten entlarven. Der finanzielle Aufwand für diese Bildung wäre vergleichsweise lächerlich. Wer lange genug vorausdenkt, kann etwas gegen die globale Ungleichheit, Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit tun. Daran erinnert der Friedensnobelpreis 2014.
Quelle: ntv.de