Griechische Sparer zahlen Der Bankencrash wird teuer
11.07.2015, 14:54 Uhr
Viele Griechen werden ihr Erspartes möglicherweise verlieren.
(Foto: REUTERS)
Selbst wenn es am Sonntag eine Einigung auf ein neues Hilfspaket gibt, könnten viele Griechen Geld verlieren. Sie müssen für die Rettung ihrer Banken bezahlen.
Ob der griechische Staat ein weiteres Mal vor der Pleite bewahrt wird oder nicht – griechische Banken stehen möglicherweise vor ihrer Abwicklung. Denn bislang kosten die Banken zu viel Geld: Die Europäischen Zentralbank muss sie mit 89 Milliarden Euro an Notfallliquidität unterstützen, damit die Griechen zumindest über 60 Euro pro Tag verfügen können. Wenn die Banken abgewickelt werden, werden viele Griechen ihr Geld nicht wiedersehen.
Zwei Maßnahmen werden derzeit offenbar diskutiert, um in Griechenland ein Finanzsystem aufrecht zu erhalten: Vergangene Woche berichtete die "Financial Times", die Banken planten einen "Haircut" bei ihren Kunden. Demnach wollten sie von allen Einlagen über 8000 Euro 30 Prozent einbehalten. Für einen Anleger mit 50.000 Euro würde das beispielsweise bedeuten, dass er 12.600 Euro zahlen muss. Der Haircut würde im Rahmen einer allgemeinen Umstrukturierung stattfinden, sagte ein Informant der "Financial Times".
Wie diese Umstrukturierung aussehen könnte, hat die Nachrichtenagentur Reuters erfahren. Zunächst müsse es eine "Stärkung der Kapitaldecke" geben. Ein Teil davon könnte durchaus auch der Haircut sein. Dann könnten Banken geschlossen werden.
Derzeit gibt es vier große griechische Banken, die zusammen einen Marktanteil von etwa 80 Prozent haben: die National Bank of Greece, die Eurobank, die Piraeus und die Alpha Bank. Wahrscheinlich werden nur zwei von ihnen bestehen bleiben.
Einlagensicherung reicht nicht aus
Bislang werden die Banken nur durch die sogenannten Ela-Nothilfen der EZB am Leben gehalten. Doch das ist rechtlich problematisch. Denn Ela-Kredite sind als Überbrückung gedacht. Sie sollen Banken stützen, die eigentlich "solvent", also finanziell gesund sind, aber "vorübergehend Liquiditätsprobleme" haben. Wenn man sich die entsprechende Formulierung in den Vorschriften der EZB ansieht, kommt man kaum darauf, dass damit die derzeitige Situation der griechischen Banken gemeint sein soll. Dennoch hat die Zentralbank das Limit für die Ela-Kredite mehrfach erhöht. Erst nachdem die Regierung Griechenlands angekündigt hatte, ein Referendum durchführen zu wollen, deckelte die EZB die Ela-Kredite und machte damit die Kapitalverkehrskontrollen unumgänglich. Sie jetzt noch einmal auszuweiten, scheint kaum möglich. Zuletzt verschärfte die EZB sogar die Bedingungen, zu denen die griechischen Banken Ela-Kredite bekommen.
Darum werden die Sparer nun wohl zahlen müssen. Viele Griechen haben das geahnt und seit Beginn des Jahres insgesamt über 30 Milliarden Euro von ihren Konten abgezogen. Nun liegt das Geld versteckt und vergraben bei den Griechen zu Hause oder wurde ins Ausland gebracht. Besonders die Reichen sollen ihr Geld schon vor Jahren woanders geparkt haben.
Als am Montag vergangener Woche die Banken schlossen, befanden sich noch 124 Milliarden Euro Sparguthaben auf den Konten. Viel davon könnte weg sein, denn auch die griechische Einlagensicherung kann nicht einspringen. Die garantiert zwar Guthaben von bis zu 100.000 Euro. Doch im entsprechenden Fonds befanden sich Ende 2013, das ist die aktuellste Angabe, gerade einmal 3 Milliarden Euro – zu wenig um die Kleinsparer davor zu schützen, dass letztlich sie für die Krise zahlen müssen.
Quelle: ntv.de