War nicht alles schlecht, oder? Donald I. telefoniert Großes herbei - Leo macht den Kleinkram


"Nein, Wladi, leg du zuerst auf!" (Archivbild)
(Foto: picture alliance/dpa)
War es ein wichtiges Telefonat? Jeder Anruf aus dem Oval Office ist wichtig. War es ein gutes Telefonat? Donald Trump hat es geführt; es kann also nur sehr gut gewesen sein. War es historisch? Unbedingt. Nie zuvor haben zwei Männer dieser Alterskohorte so lange miteinander telefoniert.
Nun kommt der Friede in die Ukraine. Nachdem ER gesprochen hat, mit dem genial-smarten-ausgebufften Wladimir, wie DT seinen Freund nennt. Ja, das wissen nicht alle: Putin ist nicht nur der lupenreine Demokrat, sondern auch ein Peacenik. Ähnlich wie Trump. Man muss mit ihm nur ein wenig dealen. Wie Trump. Und das Telefonat? Es hat den Frieden gebracht. Bullshit: ER hat den Frieden gebracht. Noch hat Oslo sich nicht gemeldet. Die Europäer meckern natürlich schon wieder. Aber es ist ein voller Erfolg für den GröDaZ, den Größten Donald aller Zeiten! Zugegeben: Es hat etwas länger gedauert als 24 Stunden. Aber wenn schon zwei Stunden nur fürs Telefonieren draufgehen, kann sich's ziehen.
Kein Schwein ruft mich an. Doch.
Noch ist nicht alles in trockenen Tüchern. Obwohl Wladi genug hat, aufhören will, wie klar herauszuhören war. Kommt der Friede wider Erwarten jetzt nicht sofort zustande, weil der Wladi halt noch bomben muss - das ist so in ihm drin; und das muss man auch mal so sehen: Da hat sich einer was vorgenommen und will es nun zu Ende bringen. Halbe Sachen sind nicht jedermanns Sachen - das gilt umso mehr, wenn einer eine Mission hat. Also: Sollte der Wladi weiter bomben müssen und dieser Stimmungskiller Selenskyj deshalb weiter nerven, mit seiner ewigen Leier vom Waffenstillstand, dann verliert der Vermittler, verständlicherweise, die Geduld. Mit dem Stimmungskiller. Gerade nach einem so großartigen Telefonat. Es wurde wechselseitig gewertschätzt, mit künftigen Dollars geliebäugelt. Und der Wladimir hat zum elften Enkelkind gratuliert, für Tochter Tiffany Gesundheit gewünscht. Das klappt: Tiffany lebt nicht in Butscha, das Baby kann nicht nach Sibirien verschleppt werden.
Die Präsidenten wollten gar nicht aufhören zu telefonieren, berichten ihre Subalternen. "Ruf Du mich wieder an." - "Du kannst mich jederzeit anrufen." - "Ich bin immer für Dich erreichbar." - "Ich rede gerne mit Dir." So soll es hin und her gegangen sein. Keiner wollte zuerst auflegen. Oh, es war wirklich großartig! Zwischen Sauron und Saruman passt also kaum noch ein Zoll-, Sanktions-, Wie-auch-immer-Papier. Deshalb ist es schon besser, wenn ab sofort der Papst den weiteren Friedensprozess dealt. "Friedensprozess". Klingt gut, oder? Schwamm drüber, über andauernde massive russische Angriffe. Ist ja nur wegen dem Wladi seiner Mission und dieser Sache mit den halben Sachen, siehe weiter oben.
Wie viele Divisionen hat der Papst?
Manche im Kreml sind wegen des neuen Dealers vielleicht nur semi-begeistert. Sie kauen auf der alten höhnischen Frage rum, wie viele Divisionen der Papst wohl wirklich hat. Der rote Zar Stalin hatte die Frage einst gestellt - mit tiefer Verachtung für die, seiner Überzeugung nach, dem Untergang geweihte katholische Kirche. Für Schlächter Stalin ein geradezu lächerlicher, machtloser Verein im Vergleich zur kommunistischen Supermacht Sowjetunion. Nun, die weitere Geschichte verlief anders. Die katholische Kirche existiert noch, erfreut sich weltweit noch immer großen Zuspruchs. Stirbt ihr oberster Vertreter, kommen Hunderttausende im sonnigen Rom andächtig betend zusammen. Zum Leidwesen des aktuellen Zaren lässt sich ähnlich Positives über die große Sowjetunion nicht verkünden. Sie existiert nicht mehr. Das verbliebene Russland ist vor allem bei seinen Nachbarn so beliebt wie Beulenpest. Und sollte der Oberste im finsteren Moskau sterben, würden Hunderttausende allüberall die Sektkorken knallen lassen. Ja, gerne auch Krimsekt.
Der Papst ist für Friedensverhandlungen per se eine gute Wahl. Schließlich vertritt jeder Papst zuallererst Jesus Christus. Und der ist ja der Friedensfürst. Der frisch ins Amt gekommene Papst bringt zudem aus seiner Missionszeit eine nicht zu unterschätzende Streetcredibility mit. In Peru hat er bestimmt gelernt, auch mit Ganovengangs umzugehen - was hilfreich sein kann, wenn wir an die Moskauer Kleptokratenclique denken.
Mitra statt MAGA
Putin muss sich umstellen. Er malträtiert mit Vorliebe vermeintlich Schwache (Ukraine), spielt gerne mit tatsächlich Schwachen (Europäer) und zockt mit Genuss diplomatische Greenhorns ab (Trump und Co.). Papst Leo aber ist ein anderes Kaliber. Der ist gesegnet mit innerer Stärke. Er und die Seinen haben mehr in petto als den Rat an die Ukraine, eine weiße Flagge rauszuhängen. Verhandlungsrelevant betrachtet, unterscheidet sich Leo XIV. von Donald I. in mindestens fünf Punkten: Er ist gläubig, nicht leichtgläubig. Er ist nicht geldgeil. Er braucht keine tägliche Erfolgs-Schlagzeile, um sein ADS in Schach zu halten. Er ist nicht eitel - und er trägt die deutlich kleidsamere Mütze.
Möglicherweise ist dieser Papst auch für Überraschungen gut. Zum Beispiel im interkonfessionellen Dialog. Er könnte seinen Amtsbruder in Moskau ermuntern, den Patriarchen der orthodoxen Kirche. Vielleicht sehnt sich Kyrill I. nach einer Ansage aus Rom, damit er das Waffensegnen für die russischen Killer endlich einstellt. Das wäre für den (Ex?-)KGB-Mann doch ein schöner Schritt: Weg von der Barbarei, hin zur Fraternitas in Christo. Und den Regierungschefs erzkatholischer Länder des globalen Südens könnte Leo gleich auch einen einschenken: vatikanisch gemein mal das Stichwort "Exkommunikation" fallen lassen - falls Lula und Konsorten sich weiter mit Russland gemein machen. Nur so als Idee.
Egal, Hauptsache, es wird endlich ernsthaft verhandelt. Auf Augenhöhe. Für einen gerechten Frieden. Also nicht den Frieden, den Putin herbeibomben und Trump geschehen lassen will. Und was ist mit den Europäern? Außer Foto-Sessions in Kiew? Das ist ein anderes, vermutlich wieder trauriges Kapitel.
Quelle: ntv.de