"Ergebnisse sind noch nicht da" Hollande gibt sich zerknirscht - und willens
07.11.2014, 06:40 Uhr
Stellt sich selbst ein Ultimaturm: Frankreichs Präsident Hollande.
(Foto: REUTERS)
Frankreichs Präsident Hollande steht seit Monaten unter Druck. Das Land gilt als kranker Mann Europas. Doch der Staatschef verteidigt seinen Kurs - und will eine erneute Kandidatur für das Amt von seiner Arbeitsmarktbilanz abhängig machen.
Zur Hälfte seiner Amtszeit und angesichts verheerender Umfragewerte hat Frankreichs Präsident François Hollande "Fehler" eingeräumt. Er werfe sich vor, dass er die Reduzierung der Arbeitslosigkeit für 2013 versprochen habe, dies aber nicht eingetreten sei, sagte er bei einem Fernsehinterview. Der Sozialist bekräftigte, dass er 2017 nicht mehr für die Präsidentschaft kandidieren werde, falls der Abbau der Arbeitslosigkeit scheitere.
In seinem ersten großen Live-Fernsehinterview seit eineinhalb Jahren, bei dem er in den Sendern TF1 und RTL auch vier Bürgern rund eineinhalb Stunden lang Rede und Antwort stand, wirkte der Staatschef über weite Strecken in die Defensive gedrängt. Hollande musste sich für die Rekord-Arbeitslosigkeit, das schwache Wachstum und die schlechte Stimmung im Land rechtfertigen.
"Werde Land reformieren"
Der Staatschef machte aber deutlich, dass er an seinem auch im eigenen Lager umstrittenen Reformkurs festhalten werde: "Ich werde in den zweieinhalb Jahren, die mir bleiben, mein Land bis zum Ende reformieren", versicherte er. Die Bürger zweifelten, "weil die Ergebnisse noch nicht da sind". Zugleich versicherte er, dass im kommenden Jahr keine weiteren Steuerbelastungen geben werde.
Ferner machte der Staatschef deutlich, dass er nicht mehr als Präsidentschaftskandidat 2017 antreten werde, sollte er beim Abbau der Arbeitslosigkeit scheitern: "Wenn ich das nicht am Ende meiner Amtszeit erreiche, denken Sie, dass ich vor die Franzosen treten würde?" Die Wähler würden "unerbittlich" sein - "und sie hätten Recht", sagte Hollande.
Es gebe aber eben nicht nur Probleme, betonte Hollande, und warnte vor einer ständigen "Verunglimpfung" Frankreichs und "systematischen Attacken" gegen das Land. Sein Ziel sei es, dass Frankreich wieder an die Spitze komme. Zusätzliche Maßnahmen kündigte er kaum an. Den Franzosen versprach er aber, dass es ab 2015 keine zusätzliche Steuerlast geben werde.
"Ich bin ich selbst"
Seit seiner Wahl zum Präsidenten am 6. Mai 2012 hat Hollande massiv an Ansehen und Vertrauen verloren. Nach jüngsten Umfragen urteilen lediglich 13 Prozent der Franzosen positiv über die Bilanz Hollandes zur Hälfte seiner Amtszeit. Mehr als acht von zehn Franzosen wollen nicht, dass er 2017 noch einmal antritt. Seine Zustimmungswerte sind im Keller und liegen zwischen 12 und 20 Prozent.
Hollande räumte ein, dass ihm die Kritik an seiner Person nicht gleichgültig sei. Er lehne aber "Pöbelei" ab. "Ich bin ich selbst", sagte er. Auch ein "Eindringen" in sein Privatleben kritisierte Hollande erneut. Der Präsident hatte sich dieses Jahr nach der Enthüllung einer Liebesaffäre von seiner langjährigen Lebensgefährtin getrennt. Nicht nur in Frankreich, auch außerhalb der Landesgrenzen hatten internationale Medien ausführlich darüber berichtet.
In dem Gespräch äußerte Hollande seinen Wunsch dass sich Paris um die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2024 bewerben solle. "Für Paris als Hauptstadt von Frankreich und der Kultur ist das sehr wichtig", sagte er. Paris hatte zuletzt 1924 Olympische Spiele ausgerichtet.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatte sich Ende Oktober grundsätzlich dafür entschieden, sich mit Hamburg oder Berlin um die Austragung der Spiele 2024 zu bewerben. Im Juni 2016 entscheidet das IOC über die "Candidate Cities", im Sommer 2017 wird der Ausrichter bekannt gegeben.
Quelle: ntv.de, jwu/AFP/rts