"Barbarischer Akt" IS enthauptet angeblich weitere US-Geisel
16.11.2014, 15:14 Uhr
Kassig wollte Syrern helfen.
(Foto: AP)
Noch ist es nicht offiziell bestätigt, doch offenbar töten IS-Terroristen eine weitere westliche Geisel. Bei dem Mann soll es sich um einen Entwicklungshelfer handeln. Der IS-Henker "Jihadi John", der auf vorherigen Enthauptungsvideos zu sehen war, soll indes verletzt sein.
Die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) hat offenbar eine fünfte westliche Geisel enthauptet. In einem im Internet veröffentlichten Video ist ein maskierter Mann zu sehen, der behauptet, er habe den Ex-US-Soldaten Peter Kassig ermordet, der sich zuletzt als Entwicklungshelfer für Flüchtlinge einsetzte. Neben dem mutmaßlichen Täter ist ein abgeschlagener Kopf zu sehen.
"Dies ist Peter Edward Kassig", sagte der Vermummte vor dem abgeschlagenen Kopf. Die Darstellung ähnelt vorangegangenen Videos von der Ermordung zweier US-Journalisten und zweier britischer Entwicklungshelfer.
Der 26 Jahre alte Kassig engagierte sich nach Angaben seiner Eltern seit März 2012 für syrische Bürgerkriegsflüchtlinge. In der Türkei gründete er eine Hilfsorganisation, vor gut einem Jahr wurde er vom IS verschleppt.
Während seiner Gefangenschaft trat er zum Islam über, wie der Sender CNN berichtete. In einem Abschiedsbrief hatte Kassig sich an seine Eltern gewandt, die das Schreiben Mitte Oktober veröffentlichten. "Wenn ich sterben sollte, findet Ihr wohl wenigstens Trost und Zuflucht in dem Gedanken, dass ich in dem Bemühen davonging, Leid zu lindern und Bedürftigen zu helfen", schrieb er. Er bedankte sich bei seinen Eltern und schrieb, dass er bei ihnen sei. Kassigs Eltern hatten lange für die Freilassung ihres Sohnes gekämpft.
Kassig war zuletzt in einem IS-Video zu sehen gewesen, das die Enthauptung des Briten Alan Henning zeigte. In den vorangegangenen Hinrichtungsvideos jeweils zum Ende gezeigte westliche Geiseln sind später von IS-Milizionären getötet worden.
Außerdem zeigt der jüngste IS-Film die Enthauptung von 18 am Boden knienden Gefangenen, bei denen es sich um Offiziere und Piloten der syrischen Streitkräfte handeln soll. "Morgen werden wir deine Soldaten abschlachten", sagte der Vermummte an US-Präsident Barack Obama gerichtet. Und er drohte auch mit IS-Angriffen in den USA.
Entsetzen im Westen
Der britische Premierminister David Cameron erklärte, er sei "entsetzt", der IS habe erneut seine "Verderbtheit" offenbart. Frankreichs Regierungschef Manuel Valls verurteilte einen "barbarischen Akt". Die Eltern Kassigs erklärten, sie würden auf eine offizielle Bestätigung warten, dass es sich bei dem Opfer um ihren Sohn handele.
Der prominente US-Senator Dick Durbin bezeichnete das Video als tragische Erinnerung an die Bestialität der IS-Kämpfer. Trotzdem sei eine Entsendung von US-Kampftruppen am Boden keine Lösung, um dem Konflikt in Syrien beizukommen. Dies wäre ein "ernsthafter Fehler", sagte der Demokrat CNN. Die USA hätten im Irak und in Afghanistan ihre Lektion gelernt. Um IS zu besiegen, seien Kämpfer aus der Region nötig, die ausgebildet, ausgerüstet und mit Luftschlägen unterstützt werden müssten.
Die USA wollen eine neue Phase im Krieg gegen den IS einleiten. Am Wochenende besuchte US-Stabschef Martin Dempsey erstmals seit Beginn der internationalen Luftangriffe gegen die Dschihadisten die irakische Hauptstadt Bagdad. Dempsey beriet mit irakischen Politikern und Sicherheitsvertretern über die nächste Etappe zur Niederschlagung des IS.
IS-Henker wird bei Luftangriff verletzt
Auf den vier vorangegangenen Enthauptungsvideos des IS war jeweils ein IS-Extremist mit britischem Akzent zu sehen. Dieser sei vor einer Woche bei der Bombardierung eines Bunkers im westirakischen Al-Kaim verletzt worden, berichtet die britische Zeitung "Mail on Sunday". Das britische Außenministerium konnte die Angaben nicht bestätigen. Die Zeitung beruft sich auf Angaben einer Krankenschwester, die den Extremisten während seiner Behandlung in einer Klinik erkannt haben will.
Der maskierte IS-Kämpfer, der in mehreren Hinrichtungsvideos aufgetreten war, stammt offenbar aus Großbritannien. Er wird für die Ermordung der US-Journalisten James Foley und Steven Sotloff sowie der Entwicklungshelfer David Haines und Alan Henning verantwortlich gemacht.
Auch Großbritanniens Premierminister David Cameron kommentierte den Bericht nicht. Er wolle aber, dass der "Jihadi John" genannte Mörder die gerechte Strafe für seine Taten bekomme, sagte Cameron. Wer nach Syrien oder in den Irak reise, um an Terroraktionen teilzunehmen, bringe sich in Gefahr.
Quelle: ntv.de, lou/dpa