Politik

Scharfe Töne Richtung USA Iran bedroht Flugzeugträger

Ballistische Raketen, "Carrier-Killer" und Marschflugkörper: Der Iran zeigt erst seine Waffen, bevor er verhandelt.

Ballistische Raketen, "Carrier-Killer" und Marschflugkörper: Der Iran zeigt erst seine Waffen, bevor er verhandelt.

(Foto: AP)

Im Pokerspiel mit dem Westen wechselt Teheran scheinbar planlos zwischen aggressiven Drohungen und lammfrommer Gesprächsbereitschaft. Jetzt sollen die Gespräche über das Atomprogramm wieder starten. Doch ein General könnte das gefährliche Spiel kippen: Armee-Chef Salehi bietet den USA einen handfesten Kriegsgrund. Die "USS John C. Stennis" könnte zum Stein des Anstoßes werden.

Der Iran will die Gespräche über sein umstrittenes Atomprogramm nach Angaben des iranischen Außenministeriums so bald wie möglich wieder aufnehmen.

Der verlängerte Arm der US-Außenpolitik: Im Bauch der "USS John C. Stennis" sorgen zwei Kernreaktoren für Dampf und Vortrieb (Archivbild).

Der verlängerte Arm der US-Außenpolitik: Im Bauch der "USS John C. Stennis" sorgen zwei Kernreaktoren für Dampf und Vortrieb (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

"Wir warten nur noch darauf, dass uns (die EU-Außenbeauftragte) Catherine Ashton das Datum und den Treffpunkt bestätigt", sagte Ramin Mehmanparast, Sprecher des iranischen Außenministeriums. Zudem würden noch in diesem Monat Kontrolleure der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA im Iran erwartet.

Die Atomgespräche des Iran finden im Rahmen der sogenannten 5+1-Gruppe statt. Dazu zählen die UN-Vetomächte USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien sowie Deutschland. Im Januar 2011 . Hauptziel der Staatengemeinschaft ist es, den Iran von einer weiteren Uran-Anreicherung abzubringen. Der Westen verdächtigt die iranische Regierung, unter dem Deckmantel eines zivilen Nuklearprogramms heimlich am Bau von Atomwaffen zu arbeiten.

Teheran warnt

Große Freude herrscht in der Marineführung, nachdem der Test des Marschflugkörpers "Qader" öffentlichkeitswirksam geglückt ist.

Große Freude herrscht in der Marineführung, nachdem der Test des Marschflugkörpers "Qader" öffentlichkeitswirksam geglückt ist.

(Foto: AP)

Wenig friedliebende Töne schlägt der Iran unterdessen gegenüber den USA an. Ein hochrangiger Militärvertreter warnte Washington mit Nachdruck davor, ihren jüngst abgezogenen Flugzeugträger in den Golf zurückzuschicken.

"Wir raten dem US-Flugzeugträger, der die Meerenge von Hormus durchfahren hat und sich jetzt im Golf von Oman befindet, nicht in den Persischen Golf zurückzukehren", erklärte Salehi auf der Internetseite der Armee. Admiral Mahmud Mussawi sagte dem arabischsprachigen Sender Al Alam, der Flugzeugträger werde im Fall seiner Rückkehr auf die "gesamte Kraft" der iranischen Marine treffen. Generalstabschef Hassan Firusabadi kündigte an, "bald" werde ein Manöver der Revolutionsgarden in der Golfregion stattfinden.

Weißes Haus bezeichnet Drohung als Schwäche

Die US-Regierung bezeichnete die Drohung als Zeichen der Schwäche und versicherte, die US-Marinepräsenz aufrechtzuerhalten. US-Regierungssprecher Jay Carney sagte, die Drohung zeige, dass der Iran "in einer Position der Schwäche" sei. "Wir betrachten die neuen Drohungen Teherans als neuerlichen Beweis, dass der internationale Druck Wirkung zu zeigen beginnt und sie das Gefühl haben, zusehends isoliert zu sein", sagte Carney. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, George Little, sagte, die Stationierung der US-Streitkräfte in der Region bleibe unverändert. Demnach war die Verlegung des Flugzeugträgers mit mehreren Begleitschiffen lange geplant.

Wenige Tage zuvor hatten die USA ihren Träger " " ungeachtet eines Seemanövers der iranischen Streitkräfte durch die Straße von Hormus geschickt. Bei der Passage der Meerenge von Hormus durchquerte der Träger samt seiner Begleitschiffe das Manövergebiet. , wie sie mit langsamer Fahrt iranische Küstengewässer passierte. Laut US-Angaben wurde das Großkampfschiff routinemäßig aus dem Persischen Golf in das Arabische Meer verlegt.

Im Auge des Sturms

Die Spannungen zwischen dem Iran und den westlichen Staaten hatten sich wegen des Manövers, bei dem auch Raketen getestet wurden, verschärft. Die zehntägige Militärübung der iranischen Marine begann an Heiligabend und endete zu Beginn der Woche mit dem Abschuss von Marschflugkörpern vom Typ " ".

Große Flottenparade nach dem Großmanöver: Der Iran zeigt, was er hat.

Große Flottenparade nach dem Großmanöver: Der Iran zeigt, was er hat.

(Foto: REUTERS)

Die umfangreichen Raketentests, über die iranische Staatsmedien in aller Ausführlichkeit berichteten, sind für die USA besonders provokant. Bei den getesteten Waffensystemen handelt es sich einerseits um modernisierte Anti-Schiffsraketen, sogennannte "Carrier-Killer", über deren tatsächliches Bedrohungspotenzial für Seeziele wie zum Beispiel Flugzeugträger im Westen noch vergleichsweise wenig Informationen vorliegen.

Daneben übten Teherans Militärs auch verschiedene Marschflugkörper und ballistische Mittelstreckenraketen, die für sämtliche Nachbarstaaten des Iran eine erhebliche Bedrohung darstellen. Die Geschosse wären nach Ansicht westlicher Experten zumindest theoretisch auch dazu geeignet, nukleare Sprengköpfe bis zu 3000 Kilometer weit zu tragen.

Mit der Bombe zu Macht und Weltgeltung

Von einer einsatzfähigen Atombombe ist der Iran allerdings noch weit entfernt - wie weit genau, darüber kursieren verschiedene Annahmen. Sie reichen von zehn bis zwölf Monaten bis hin zu mehreren Jahren.

Reichlich Angriffsfläche: Für Raketen stellt ein Flugzeugträger wie die "Stennis" ein leicht zu treffendes Ziel dar (Archivbild).

Reichlich Angriffsfläche: Für Raketen stellt ein Flugzeugträger wie die "Stennis" ein leicht zu treffendes Ziel dar (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

In der Praxis dürfte die Waffeningenieure selbst nach erfolgreicher Anreicherung ausreichend spaltfähigen Bombenmaterials auf Schwierigkeiten stoßen, die aufwändige Konstruktion einer zündfähigen Atombombe so weit zu verkleinern, dass sie im Hinblick auf Gewicht und Abmessungen in die Spitze einer Rakete passt.

Angesichts der verschärften Sanktionen gegen den Iran hat Teheran mit einer Blockade der Seestraße von Hormus gedroht, eine der weltweit wichtigsten Ölhandelsrouten. Analysten gehen davon aus, dass die USA in einem solchen Fall militärisch intervenieren. Auch China bezieht einen nicht geringen Anteil seiner Öl-Importe auf dem Seeweg aus dem Persischen Golf.

Die Straße von Hormus aus dem All: Millionen Menschen und ihre Milliardenwerte liegen nahezu ungeschützt in Reichweite der iranischen Raketen.

Die Straße von Hormus aus dem All: Millionen Menschen und ihre Milliardenwerte liegen nahezu ungeschützt in Reichweite der iranischen Raketen.

(Foto: dpa)

Mit der Angst vor einer Verschärfung des Konfliktes stieg der Preis für Rohöl der Nordseesorte Brent nach Bekanntwerden der Träger-Drohung aus Teheran um mehr als 2 Prozent. Gleichzeitig fiel der Wert der iranischen Landeswährung Rial auf ein Rekordtief im Vergleich zum Dollar. Der französische Außenminister Alain Juppe forderte die europäischen Länder auf, dem Beispiel der USA zu folgen und Sanktionen gegen iranische Ölexporte zu verhängen. Bis zum EU-Außenministertreffen am 30. Januar solle es darüber eine Einigung geben, sagte Juppe in einem Fernsehinterview. Er sprach sich zudem dafür aus, Guthaben der iranischen Zentralbank einzufrieren.

Der wichtigste Käufer iranischen Öls ist China. Die Volksrepublik dürfte bei Preisverhandlungen in einer besseren Lage sein, wenn Exporte in den Westen nicht mehr möglich sind. Unklar ist allerdings, ob eine Blockade der Seewege durch iranische Gewässer nicht auch für chinesische Tanker gelten würde. Im Fall einer militärischen Eskalation wäre allerdings der Öltransport per Tankschiff in der Region - egal unter welche Flagge - wohl kaum noch möglich.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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