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Tod von Walid Daqqah Israel wirft Amnesty "beunruhigende Obsession für sadistische Mörder" vor

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Daqqahs Haftstrafe löste immer wieder Proteste aus. Eine vorzeitige Entlassung aus dem Gefängnis kam aber nicht in Betracht: Der nun mit 62 Jahren an Krebs verstorbene Daqqah fiel im Gefängnis mit Schmuggel auf - von Sperma und Handys.

Daqqahs Haftstrafe löste immer wieder Proteste aus. Eine vorzeitige Entlassung aus dem Gefängnis kam aber nicht in Betracht: Der nun mit 62 Jahren an Krebs verstorbene Daqqah fiel im Gefängnis mit Schmuggel auf - von Sperma und Handys.

(Foto: picture alliance / AA)

1987 wird der Palästinenser Walid Daqqah wegen des Mordes an einem israelischen Soldaten zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Nun ist er zwei Jahre nach einer Krebsdiagnose gestorben. Die Beileidsbekundungen von Amnesty zu seinem Tod sorgen nun für einen Disput zwischen Israel und Amnesty International.

Der Tod des wegen Mordes und Entführung inhaftierten Palästinensers Walid Daqqah sorgt für eine Diskussion zwischen Amnesty International und Israel. Daqqah starb im Alter von 62 Jahren in einem Krankenhaus nahe Tel Aviv. Amnesty International und der deutsche Ableger der Menschenrechtsorganisation solidarisierten sich daraufhin mit Daqqah, posteten Trauerbekundungen und übten schwere Kritik an Israel. Eine Antwort vonseiten Israels ließ nicht lange auf sich warten.

Laut Urteil hatte Daqqah 1984 eine bewaffnete Gruppe angeführt, die der Terrororganisation Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) nahestand. Die Gruppe um Daqqah hatte nach Auffassung des Gerichts den 19 Jahre alten israelischen Soldaten Moshe Tamam entführt, brutal gefoltert und verstümmelt und schließlich ermordet. Die Richter verurteilten Daqqah wegen der Kommandierung der Gruppe 1987 zu einer 37-jährigen Haftstrafe. Er selbst wies die Vorwürfe an einer Beteiligung des Mordes stets von sich. Im März 2023 sollte die Haftstrafe ursprünglich auslaufen, doch bereits 2018 erhielt Daqqah eine weitere zweijährige Haftstrafe, weil er Mobiltelefone geschmuggelt hatte, um sie an andere Gefangene zu verteilen. Laut Amnesty war er der am längsten in Israel inhaftierte Palästinenser.

Auf dem englischsprachigen Account von Amnesty International wird Daqqah schlicht als "palästinensischer Schriftsteller" bezeichnet. Er hatte in Haft Bücher geschrieben.

Im Laufe seiner Haftstrafe erkrankte Daqqah 2021 an Knochenmarkkrebs. Er starb am 7. April 2024. Die Erkrankung nahm Amnesty zum Anlass, eine Entlassung zu fordern. Jetzt wirft die Menschenrechtsorganisation Israel vor, Daqqah seit dem 7. Oktober 2023, dem Überfall der Hamas, "gedemütigt und gefoltert" zu haben. "Ihm wurden Besuche seiner Familie und die benötigte medizinische Versorgung verweigert", schreibt Amnesty Deutschland auf X. Am 7. Oktober hatten Terroristen der Hamas Israel überfallen. 1.200 Menschen wurden getötet und mehr als 200 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer jedoch befinden sich etwa 130 Geiseln in den Händen der Hamas.

Die israelische Botschaft antwortet darauf, dass Daqqah an Krebs verstarb, er aber während seiner Haftzeit eine Krebsbehandlung bekommen habe. "Ihr habt eine beunruhigende Obsession, sadistische Mörder zu verherrlichen", heißt es von dem offiziellen Account auf X. "Wir sind schon gespannt auf Ihre nächste Hommage an Ted Bundy." Bundy war ein US-amerikanischer Serienmörder, der mindestens 30 Frauen getötet haben soll. Der israelische Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, schrieb auf X, dass Daqqah unglücklicherweise eines natürlichen Todes gestorben sei und nicht durch die Todesstrafe.

Amnesty International forderte Israel inzwischen auf, den Leichnam Daqqahs freizugeben. "Es ist herzzerreißend, dass Walid Daqqah in israelischem Gewahrsam gestorben ist, trotz der vielen Aufrufe zu seiner dringenden Freilassung aus humanitären Gründen", sagte Erika Guevara-Rosas, Senior Director bei Amnesty International.

Der 62-jährige Daqqah hinterlässt auch eine vierjährige Tochter. Diese war laut seiner Ehefrau mit geschmuggeltem Sperma gezeugt worden, nachdem die israelischen Behörden einen ehelichen Besuch verweigert hatten.

Quelle: ntv.de, tkr

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