"Heil Jul!" Judenfeindliche Strache-Widmung entdeckt
02.06.2020, 07:26 Uhr
Heinz-Christian Strache hatte immer wieder betont, sich "nie" antisemitisch geäußert zu haben.
(Foto: dpa)
Heinz-Christian Strache steht nicht nur wegen der Ibiza-Affäre im Fokus der Öffentlichkeit. Der ehemalige FPÖ-Chef soll ein Buch mit einer antisemitischen Widmung versehen haben. Das Buch selbst gilt als judenfeindliches Werk.
Eine antisemitische Widmung bringt den ehemaligen österreichischen Vizekanzler Heinz-Christian Strache in Erklärungsnöte. Strache soll judenfeindliche Äußerungen im Buch die "Jüdischen Bekenntnisse aus allen Zeiten und Ländern" hinterlassen und es signiert haben. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Das Buch von Autor Hans Jonak von Freyenwald gilt selbst als antisemitisches Werk. In der Widmung werden Juden als "Gegner" und "machtlüstern" betitelt. Der mutmaßliche Eintrag soll in den 90er Jahren entstanden und einem Weggefährten aus rechtsextremen Kreisen gewidmet sein.
"Dieses Buch soll Dir einen Einblick in die jüdisch verworrene und machtlüsterne Gedankenwelt vermitteln", beginnt die Widmung. "Als politische Elite dieses Landes müssen wir unsere Gegner studieren, ihre wirren Ideen entlarven und diesen entgegentreten". Das Buch befasst sich mit dem nordischen "Julfest". Entsprechend endet der mutmaßliche Strache-Eintrag mit "Heil Jul!" und der Unterschrift Heinz-Christian Straches. Ein Sachverständiger für Handschriftenuntersuchungen hatte der "SZ" versichert, dass es sich zu 99,99 Prozent um die Unterschrift des Ex-Vizekanzlers handele.
Strache teilte der Zeitung mit, er kenne den Mann, dem das Buch gewidmet sei, könne sich jedoch nicht daran erinnern. Von den Aussagen würde er sich aber ohne Einschränkung distanzieren. Er lehne Judenfeindlichkeit "aus tiefer Überzeugung" ab.
Der 50-Jährige steht aktuell im Fokus des neuen parlamentarischen Untersuchungsausschuss, da er die zentrale Figur des Ibiza-Videos war, das in Österreich im Mai 2019 eine politische Krise ausgelöst hatte. Der ehemalige FPÖ-Chef Strache wirkt darin anfällig für Korruption. Die "Süddeutsche Zeitung" und der "Spiegel" veröffentlichten damals einen Zusammenschnitt der stundenlangen Aufnahmen. Strache trat daraufhin von allen Ämtern zurück. Die damalige Koalition brach auseinander. Vom 4. Juni an soll ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss die Ibiza-Affäre und mögliches Postengeschacher zur Zeit der ÖVP-FPÖ-Regierung behandeln.
Von Vertretern mehrerer Parteien wurde inzwischen gefordert, dass dem Ausschuss das gesamte Video zur Verfügung gestellt werden muss. Strache selbst lehnt die Veröffentlichung in voller Länge ab, weil er darin "hässliche, ungeprüfte, gräusliche Gerüchte" über andere Leute erzählt habe. Der 50-Jährige soll gleich zu Beginn des U-Ausschusses aussagen.
Quelle: ntv.de, mba/dpa