Alleingelassen mit dem Trauma Kriegsveteranen klagen an
06.03.2011, 14:01 UhrDer Bund Deutscher Veteranen (BDV) kritisiert den Umgang mit traumatisierten Soldaten. Die Hilfsangebote hörten beim Ausscheiden aus der Armee auf, der Umgang mit Behörden sei teils abenteuerlich, so der BDV-Vorsitzende Timmermann-Levanas. Auch fehlten Langzeitstudien.

Immer mehr Soldaten sterben in Auslandseinsätzen. Und auch die Zahl der Traumatisierten steigt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Bund Deutscher Veteranen (BDV) hat scharfe Kritik am Umgang von Bundeswehr und zivilem Versorgungssystem mit traumatisierten Soldaten geübt. "Die Hilfsangebote reißen ab, wenn die Soldaten aus der Armee ausscheiden", sagte der Vorsitzende des BDV, Andreas Timmermann-Levanas auf einer Tagung der Evangelischen Akademie Bad Boll. Ehemalige Soldaten würden im Behördendschungel zwischen militärischer und ziviler Administration allein gelassen.
Posttraumatische Belastungsstörungen träten nachweislich häufig erst Monate oder Jahre nach dem aktiven Dienst auf. Genau dann, wenn die ehemaligen Soldaten die Hilfe am meisten benötigten, fühle sich ausgerechnet ihr ehemaliger Dienstherr, die Bundeswehr, nicht mehr zuständig. Militärische und zivile Verwaltung schöben einander die Verantwortung zu.
"Was wir im Umgang mit Behörden erleben, ist zum Teil abenteuerlich", so Timmermann-Levanas, der selbst jahrelang im Ausland stationiert war und mit einem posttraumatischen Belastungssyndrom (PTBS) aus der Armee als dienstunfähig entlassen wurde. Er gründete im Herbst 2010 den BDV als Vertretung von Soldaten, die in Auslandseinsätzen der Bundeswehr waren.
Bundeswehrarzt sieht Verbesserungsbedarf

Zimmermann behandelt seit Jahren traumatisierte Soldaten.
sagte, es gebe noch Defizite bei der Betreuung PTBS-kranker Soldaten, in den vergangenen zwei Jahren habe sich jedoch vieles verbessert. "Die Bundeswehr macht vieles richtig, aber vor allem bei der Einbindung von Angehörige der Betroffenen müssen wir noch besser werden", sagte der Leiter des Traumazentrums der Bundeswehr im Bundeswehrkrankenhaus Berlin, das 2009 in Berlin gegründet wurde.
"Wir sehen zwar seit Jahren steigende Zahlen von PTBS-Patienten, jüngste Studien zeigen aber, dass wir nicht vor einem riesigen Berg unerkannter Fälle stehen", so Zimmermann. Die Dunkelziffer liege laut einer Studie seines Instituts in Zusammenarbeit mit der TU Dresden deutlich unter fünf Prozent. Im Jahr 2010 gab es 729 P in Bundeswehr-Krankenhäusern.
Der BDV kritisiert jedoch die Datenlage und bemängelt, es fehlten verlässlich Langzeitstudien. "Warum gibt es erst Jahrzehnte nach den ersten Auslandseinsätzen der Bundeswehr erste große Studien? Warum beginnt man erst jetzt, Konzepte für die Einbindung der Angehörigen in die Therapie zu entwickeln?", so Timmermann-Levanas.
Quelle: ntv.de, ghö