Bundesweiter Schließtag Lauterbach weist Apotheker in die Schranken
11.06.2023, 10:38 Uhr Artikel anhören
Apotheker fordern höhere Honorare.
(Foto: picture alliance / Westend61)
50 Prozent mehr Honorar fordern die Apothekerverbände für verschreibungspflichtige Arzneimittel. Dass es ihnen ernst ist, soll eine Art Warnstreik demonstrieren. In ganz Deutschland bieten sie am Mittwoch nur eine Notversorgung an. Der Gesundheitsminister sieht jedoch keinen Spielraum.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat Forderungen der Apothekerverbände nach mehr Honorar zurückgewiesen. "Die gesetzlichen Krankenkassen klagen über Finanzprobleme, der Finanzminister kürzt die Mittel. Unter diesen Umständen ist für höhere Honorare der Apotheker im Moment kein Raum", sagte der SPD-Politiker der "Bild am Sonntag". Die Apothekerverbände verlangen eine Anhebung der Honorare für verschreibungspflichtige Arzneimittel von 8,35 Euro auf 12 Euro pro Packung.
Am kommenden Mittwoch wollen Apotheker bundesweit schließen - bis auf eine Notversorgung -, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekenverbände (ABDA), Gabriele Overwiening, warnte: "Die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln könnte gefährdet sein, wenn die Apothekenzahl weiter ungebremst sinkt."
Die Zahl der Apotheken fiel zuletzt unter die Marke von 18.000. Ende März gab es bundesweit noch 17.939 Apotheken - das war der niedrigste Stand seit mehr als 40 Jahren. Erfasst werden Hauptapotheken und Filialen, von denen Apotheker bis zu drei betreiben können. Zwar gibt es der ABDA zufolge deutlich mehr Beschäftigte, derzeit rund 160.000. Dies hänge aber mit mehr Teilzeitarbeit und komplexeren Aufgaben durch eine älter werdende Gesellschaft zusammen. Insgesamt berichtet der Verband von einem "sehr schwerwiegenden" Nachwuchs- und Personalmangel.
Die Branche beklagt zudem Engpässe bei Arzneimitteln. Darin sieht die ABDA ein "Sinnbild einer allzu sehr nur auf Ersparnisse ausgerichteten Gesundheitspolitik" und wirft der Bundesregierung Untätigkeit vor. Die Apotheker verlangen bei Lieferengpässen mehr Entscheidungskompetenzen.
Quelle: ntv.de, chl/dpa/AFP