Politik

Die Kriegsnacht im Überblick Luftalarm in der gesamten Ukraine - Selenskyj: Russland für Generationen "verkrüppelt" 

Die Ukraine rechnet mit neuen russischen Offensiven in der Donbass-Region.

Die Ukraine rechnet mit neuen russischen Offensiven in der Donbass-Region.

(Foto: picture alliance / AA)

Angesichts neuer Angriffe ist in der Ukraine am Freitagabend landesweit Luftalarm ausgelöst worden. Im südöstlichen Gebiet Dnipro starben Behördenangaben zufolge mehrere Menschen. Präsident Wolodymyr Selenskyj rief die Bürger zur Wachsamkeit auf. Zugleich warnte er Moskau, dass der bereits seit fast fünf Monaten andauernde Krieg auch in Russland nicht folgenlos bleiben werde.

Selenskyj: Russlands Gesellschaft für Generationen "verkrüppelt"

Selenskyj sieht auch die russische Gesellschaft angesichts des Kriegs gegen sein Land für Jahrzehnte geschädigt. Die Ukraine werde sich "Menschlichkeit und Zivilisation" bewahren, sagte er in der Nacht in seiner Video-Ansprache. Zerstörte Bildungseinrichtungen würden wieder aufgebaut, versprach er. "Aber die russische Gesellschaft mit so vielen Mördern und Henkern wird für Generationen verkrüppelt bleiben - und zwar aus eigener Schuld." Angesichts neuer Angriffe auf mehrere Regionen am Abend appellierte Selenskyj einmal mehr an seine Landsleute, Luftalarm nicht zu ignorieren.

Luftalarm im ganzen Land - Raketen treffen Dnipro

Am Freitagabend heulten die Sirenen in der gesamten Ukraine. In sozialen Netzwerken kursierten Videos und Fotos, die fliegende Raketen und Rauchwolken etwa in der südöstlichen Großstadt Dnipro zeigen sollen. Mindestens drei Menschen kamen ums Leben. Der zuständige Gouverneur, Valentin Resnitschenko, sagte, dass bei dem Angriff zudem 15 Personen verletzt worden seien. Die Raketen hätten eine Industrieanlage und eine belebte Straße daneben getroffen. Derzeit werde geprüft, wie stark der Zerstörungsgrad der Infrastruktur sei.

Der Gouverneur des zentralukrainischen Gebiets Poltawa, Dmytro Lunin, bestätigte zudem Explosionen in Krementschuk. Eine weitere Rakete wurde laut dem Odessaer Militärgouverneur Maxym Martschenko über dem südukrainischen Gebiet abgeschossen. Details zu möglichen Opfern und Zerstörungen sind noch nicht bekannt.

London reagiert empört auf Tod eines Briten in Gefangenschaft

Nach dem Tod eines Briten in russischer Gefangenschaft hat die britische Regierung den russischen Botschafter Andrej Kelin einbestellt. Sie sei schockiert, sagte Außenministerin Liz Truss in London. "Russland muss die volle Verantwortung dafür tragen. Die russische Regierung und ihre Stellvertreter begehen weiterhin Gräueltaten." Ein britischer Regierungssprecher sagte: "Das sind eindeutig alarmierende Berichte, und unsere Gedanken sind natürlich bei seiner Familie und seinen Freunden."

Der gestorbene Brite war Medienberichten zufolge 45 Jahre alt. Er soll mit einem Hilfstransport in der umkämpften Region Saporischschja im Südosten der Ukraine unterwegs gewesen sein, wo er von moskautreuen Truppen festgenommen wurde.

Ukraine zerstörte nach eigenen Angaben 30 Logistikzentren

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Wochen mehr als 30 Logistikzentren des russischen Militärs zerstört. Damit sei das Angriffspotenzial der russischen Streitkräfte signifikant geschwächt worden, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums im ukrainischen Fernsehen. Der Nachrichtenagentur Reuters sagte er, die Ziele seien durch Mehrraketenwerfer-Systeme zerstört worden. Eine Überprüfung der Angaben ist von unabhängiger Seite nicht möglich.

Prorussische Besatzer in Südukraine drohen Kritikern mit Abschiebung

In besetzten Teilen der Ukraine drohen die von Russland eingesetzten Verwaltungen Bewohnern mit Ausweisungen auf ukrainisch kontrolliertes Gebiet, wenn diese Kritik an der neuen Führung äußern. Damit solle die "Ordnung gewahrt" werden, hieß es in Erlassen in den südukrainischen Gebieten Saporischschja und Cherson. Die russische Armee hat nach ihrem Einmarsch ins Nachbarland Ende Februar große Teile der Südukraine besetzt. In den besetzten Gebieten protestierten Bewohner allerdings immer wieder gegen die neuen Machthaber.

Mützenich sieht Deutschland nicht als "Führungsmacht"

SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich sieht Deutschland auch künftig nicht in der Rolle einer "Führungsmacht" in der internationalen Politik. Diese Wortwahl seines Parteichefs Lars Klingbeil wolle er sich nicht zu eigen machen, sondern "eher den Begriff des Zusammenführens" für die Rolle Deutschlands verwenden, sagte Mützenich der Deutschen Presse-Agentur. Klingbeil hatte Mitte Juni in einer außenpolitischen Grundsatzrede auch vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs gesagt: "Deutschland muss den Anspruch einer Führungsmacht haben." Zudem sprach er sich dafür aus, "militärische Gewalt als ein legitimes Mittel der Politik" anzusehen. Damit hat er in seiner Partei eine Debatte über die künftige außenpolitische Ausrichtung ausgelöst.

Was an diesem Samstag wichtig wird

  • Die Ukraine rechnet mit neuen russischen Offensiven in der Donbass-Region.
  • Russlands Streitkräfte stellten sich im Osten der Ukraine neu auf, unter anderem im Gebiet Kramatorsk.

Alle weiteren Entwicklungen können Sie in unserem Liveticker zum Ukraine-Krieg nachlesen.

Quelle: ntv.de, cls/dpa

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