Sibeth Ndiaye neue Sprecherin Macron verjüngt seine Regierung
01.04.2019, 17:36 Uhr
"Ich behaupte nicht, alles zu wissen", sagt Frankreichs neue Regierungssprecherin und Macron-Vertraute Sibeth Ndiaye.
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Nach Aderlässen in seinem Kabinett holt Frankreichs Präsident Macron drei junge Vertraute in den Elysée-Palast. Vor allem die neue Regierungssprecherin polarisiert. Sibet Ndiaye ist erst seit drei Jahren französische Staatsbürgerin.
Bisher arbeitete Sibeth Ndiaye als Presseberaterin im Schatten des französischen Präsidenten Emmanuel Macron - nun rückt die 39-Jährige ins Rampenlicht der französischen Politik. Am heutigen Montag - einen Tag nach ihrer Ernennung - informierte sie bereits als Regierungssprecherin über die wöchentliche Kabinettssitzung. Die in der westafrikanischen Kapitale Dakar geborene Ndiaye gilt in den Zirkeln der Macht als untypisch: Auf Bildern war sie schon einmal mit schwarzer Lederjacke zu sehen, auch eine Vorliebe für saloppe Sprache wird ihr nachgesagt. Auf Twitter spricht die neue Staatssekretärin beim Premierminister von ihrem "nouveau job" ("neuen Job"); im sprachbewussten Frankreich wurde direkt angemerkt, dass sie ein englisches Fremdwort verwendete.
"Ich gehe die Dinge mit viel Demut an, denn ich behaupte nicht, alles zu wissen", meint Ndiaye. Sie setzt sich damit von ihrem Vorgänger Benjamin Griveaux ab, der bei den wöchentlichen Pressekonferenzen auf fast alle Fragen von Medienvertretern eine Antwort hatte und der im kommenden Jahr für den prestigeträchtigen Bürgermeisterposten in Paris kandidieren will.
Ndiaye kommt von der politischen Linken und ist laut Medienangaben erst seit rund drei Jahren französische Staatsbürgerin. Sie arbeitete bereits für den Sozialliberalen Macron, als dieser noch weitgehend unbekannter Wirtschaftsminister unter Präsident François Hollande war. Nach dem Wahlsieg Macrons 2017 folgte sie dem Senkrechtstarter in den Präsidentenpalast. Sie war die einzige Frau mit afrikanischen Wurzeln in der Umgebung des Staatschefs, und ihre Loyalität gefällt in Frankreich nicht allen. Bis heute wird ihr ein fast zwei Jahre alter Bericht der Zeitschrift "L'Express" vorgehalten, wonach sie bereit sei zu lügen, um den Präsidenten zu schützen. Ihre Worte seien aus dem Zusammenhang gerissen und verstümmelt worden, entgegnet die selbstbewusste Politikerin.
Der Präsident beruft Vertraute in sein Kabinett

Zwei Neuzugänge am Kabinettstisch in Paris: Neben der neuen Regierungssprecherin sitzt Amélie de Montchalin, Frankreichs neue Europa-Ministerin.
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Neben der neuen Regierungsprecherin holte Macron noch zwei weitere junge Vertraute in sein Kabinett. Die 33-jährige Finanzexpertin Amélie de Montchalin ist ab sofort Frankreichs neue Europaministerin. Montchalin sprach von einem "riesigen Abenteuer" und einer "riesigen Herausforderung". Bei europäischen Themen seien "viel Hartnäckigkeit und viel Energie" gefragt, sagte sie dem Sender BFMTV.
Die 33-Jährige war im Juni 2017 ins Parlament gewählt worden und machte sich bei La République en Marche (LREM) mit ihrem Finanzwissen schnell einen Namen. Sie bekleidete den Posten der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden. Parteifreunde lobten sie als "maßvoll" und effizient", andere kritisierten ihre "autoritäre Art".
Montchalin, die aus Lyon stammt, hat die Eliteschule HEC und die Harvard-Universität besucht und im Banken- und Versicherungswesen gearbeitet, bevor sie ins Parlament gewählt wurde. Sie stand zunächst dem rechten politischen Spektrum nahe, bevor sie sich Macron wegen dessen "europäischen Engagements" anschloss. Die Katholikin ist Mutter von drei Kindern und stammt aus einer Familie von Landwirten.
Der 36-jährige Macron-Berater Cédric O ist die dritte Neuerung im Kabinett: Er löst den bisherigen Digital-Staatssekretär Mounir Mahjoubi ab. Auch Mahjoubi will bei der Bürgermeisterwahl in Paris antreten. Cédric O sagte, er wolle schnelle Ergebnisse im strategischen Bereich der digitalen Technologien liefern, eine der erklärten Prioritäten von Präsident Macron.
Die Opposition kritisierte die Ernennung von Vertrauten Macrons. Sie sah darin einen Beweis, dass der Staatschef isoliert sei und keine andere Wahl habe, als aus dem Kreis seiner Anhänger zu wählen. "Es ist selten, dass ein Präsident bei denen sucht, die nicht seine Anhänger sind", konterte Jacqueline Gourault, beigeordnete Ministerin des Innenministeriums. Seit Macrons Amtsantritt haben zehn Kabinettsmitglieder die französische Regierung verlassen, unter ihnen Innenminister Gérard Collomb und Umweltminister Nicolas Hulot.
Quelle: ntv.de, mau/dpa/AFP