Anklage gegen Drahtzieher Mord an brasilianischer Politikerin aufgeklärt
26.10.2019, 20:51 Uhr
Die ermordete Marielle Franco kämpfte gegen Polizeigewalt in den Armenvierteln von Rio de Janeiro.
(Foto: AP)
Der Mord an der linken Kommunalpolitikerin Marielle Franco wühlt Brasilien auf. Eineinhalb Jahre nachdem ihr Wagen von Kugeln durchsiebt wurde, klagt die Staatsanwaltschaft den mutmaßlichen Drahtzieher an: Der frühere Abgeordnete soll die Mordermittlungen gezielt behindert haben.
Rund anderthalb Jahre nach dem Mord an der linken brasilianischen Kommunalpolitikerin Marielle Franco hat die Staatsanwaltschaft offenbar den Drahtzieher identifiziert. Wie die Nachrichtenwebsite Uol unter Berufung auf ein vertrauliches Gerichtsdokument berichtet, wirft die Anklage dem früheren Abgeordneten Rio Domingo Brazao vor, den Mord in Auftrag gegeben zu haben.
Die frühere Generalstaatsanwältin Raquel Dodge habe Mitte September bei Gericht eine formelle Anklage gegen Brazao erhoben, heißt es in dem Uol-Bericht. Dodge warf Brazao auch vor, frühere Polizisten zu Falschaussagen angestiftet zu haben, um seine Verantwortung zu verschleiern. Brazao gehörte der rechtskonservativen PMDB an und war Berater des Rechnungshofes von Rio de Janeiro. Er ist inzwischen suspendiert und wurde schon zuvor verdächtigt, die Mordermittlungen behindert zu haben.
Franco wurde am 14. März 2018 ermordet, als sie mit dem Auto in der Nähe des Zentrums von Rio de Janeiro unterwegs war. Der Wagen wurde von Kugeln durchsiebt, auch Francos Fahrer wurde erschossen. Franco war in einem der berüchtigten Armenviertel von Rio de Janeiro aufgewachsen. Als Politikerin kritisierte sie das Vorgehen der Polizei in den Favelas und die Anordnung von Präsident Michel Temer, die Armee zur Bekämpfung der Gewalt in Rio einzusetzen.
Im März 2019 wurden der mutmaßliche Schütze und der Fahrer des Wagens festgenommen, aus dem die tödlichen Schüsse abgegeben wurden. Für die Ermittler stand schnell fest, dass es sich um einen politisch motivierten Mord handelte.
Quelle: ntv.de, mau/AFP