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"Tarifdschungel beseitigen" Nachfolger für das 9-Euro-Ticket gesucht

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Bis Ende August kann man in Deutschland für neun Euro den Nahverkehr nutzen.

Bis Ende August kann man in Deutschland für neun Euro den Nahverkehr nutzen.

(Foto: dpa)

Das Feedback für das auf drei Monate angelegte 9-Euro-Ticket fällt vorwiegend positiv aus. Entsprechend groß ist das Interesse an einem Folgemodell. Ob das auf Monats-, Jahres- oder überhaupt irgendeiner Basis machbar ist, will nun das Verkehrsministerium prüfen.

Der Städte- und Gemeindebund unterstützt Vorschläge für ein bundesweit einheitliches und dauerhaft günstiges Ticket im öffentlichen Personennahverkehr. "Die Bürgerinnen und Bürger haben ein hohes Interesse, ohne Tarifdschungel Busse und Bahnen in ganz Deutschland nutzen zu können. Das zeigen auch die Erfahrungen des 9-Euro-Tickets", sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Auch das Beispiel Österreich zeigt, dass ein 365-Euro-Ticket auf hohe Akzeptanz stößt."

Als Anschlussregelung für das auf drei Monate angelegte und Ende August auslaufende 9-Euro-Ticket wird unter anderem über ein 365-Euro-Jahresticket debattiert. CSU-Chef Markus Söder hatte sich am Wochenende für ein solches Ticket ausgesprochen, das für den gesamten öffentlichen Personennahverkehr in ganz Deutschland gelten soll. Die Verbraucherzentralen hatten unlängst ein 29-Euro-Monatsticket vorgeschlagen, also in ähnlicher Größenordnung wie Söder.

Der Deutsche Landkreistag zeigte sich diesbezüglich skeptisch. "Von Vorschlägen zur Verlängerung des 9-Euro-Tickets und auch von Nachfolgemodellen wie einem 365-Euro-Jahresticket halte ich nichts", sagte Landkreistagspräsident Reinhard Sager (CDU) den Funke-Zeitungen. "Damit ist viel staatliches Geld verbrannt worden, das wirkungsvoller hätte in Taktung und Ausstattung investiert werden können." Auch Landsberg forderte mehr Gelder zum Ausbau des Nahverkehrs.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing zeigte sich erfreut über die Vorschläge zu einer Anschlussregelung für das 9-Euro-Ticket. "Wir werden all das genau prüfen und evaluieren, auch eigene Modelle durchrechnen und mit den Ländern beraten. Wir müssen uns genau anschauen, zu welchem Preis man ein solches Ticket deutschlandweit anbieten könnte", sagte der FDP-Politiker der Funke-Mediengruppe. Ziel sei, den Tarifdschungel zu beseitigen und das ÖPNV-Angebot möglichst einfach und attraktiv zu gestalten. "Am Ende muss es natürlich auch in die Haushalte der Länder und des Bundes passen", machte Wissing deutlich.

Greenpeace rechnet vor

Einen Rechenansatz will da bereits der Umweltverband Greenpeace liefern. Ein dauerhaft günstiges ÖPNV-Ticket könne finanziert werden, indem die Bundesregierung gezielt klimaschädliche Subventionen streiche oder ändere, so Greenpeace. Nötig sei etwa die Streichung des steuerlichen Dienstwagenprivilegs und eine Reform der Pendlerpauschale.

Ein Klimaticket für 365 Euro im Jahr könne gleich zwei drängende Probleme beseitigen: Es entlaste die von der Energiekrise getroffenen Haushalte spürbar und es bringe den Klimaschutz im Verkehr voran. In einem Greenpeace-Papier wurden die Folgen eines dauerhaften 9-Euro-Tickets sowie eines Tickets für 365 Euro im Jahr untersucht. Dabei wurden die Gesamtkosten unterschiedlicher Arten von Mobilität miteinander verglichen.

Demnach könnten Haushalte mit den Tickets pro Monat zwischen 224 und 474 Euro sparen - etwa im Vergleich zur ausschließlichen Nutzung eines Autos. Gleichzeitig würde laut Greenpeace die Verkehrsverlagerung durch ein solches Ticket den CO2-Ausstoß um 2 bis 6 Millionen Tonnen pro Jahr senken. Zur Annahme gehört laut Papier, dass ein Klimaticket den Anreiz erhöht, auch längere Strecken mit Regionalzügen zurückzulegen. Bei den Kosten der Pkw-Haltung flossen monatlich fixe Kosten ein, aber auch etwa der Wertverlust von Autos.

Quelle: ntv.de, mba/dpa

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