"Brauchen Millionen Drohnen" Ökonom: Milliarden nicht für Kampfjets und Panzer ausgeben
05.03.2025, 16:53 Uhr Artikel anhören
Drohnen statt Panzer, sagt IfW-Chef Schularick.
(Foto: dpa)
Panzer, U-Boote, Kampfflugzeuge - Deutschland muss seine Verteidigungsfähigkeit stärken, der Ökonom Schularick hält aber nichts von traditionellen Waffensystemen. Stattdessen solle Deutschland eine Drohnenarmee aufbauen, seine Weltraumfähigkeiten verbessern und Hyperschallraketen entwickeln.
Für Investitionen in die Verteidigung planen Union und SPD, Ausgaben in diesem Bereich von der Schuldenbremse loszulösen. Ziel ist vor allem die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und Europas. Moritz Schularick, Direktor des Kiel Instituts für Weltwirtschaft, hat die Kredite vorgeschlagen und warnt davor, das Geld nach alten Mustern auszugeben. "Die größte Gefahr ist, dass wir zu sehr auf das schauen, was früher mal Verteidigung war, anstatt darauf, was Verteidigung in der Zukunft sein wird", sagte er dem "Spiegel".
"Das ukrainische Schlachtfeld hat gezeigt, wie ein 25 Millionen Euro teurer Panzer von einer Drohne für 5000 Euro ausgeschaltet werden kann", sagte Schularick. Im Krieg der Zukunft gehe es um autonome Waffensysteme, gestützt auf vernetzte Drohnen, die von künstlicher Intelligenz gesteuert werden. Auch bemannte Kampfflugzeuge hält der Ökonom nicht für zukunftsfähig.
Den Kauf von amerikanischen F-35A-Kampfflugzeugen halte er "für einen teuren Fehler". Er hoffe, dass man die Jets noch abbestellen könne. Hauptgrund sei in diesem Fall aber, dass die Abhängigkeit von den USA durch Technologie und Softwareupdates weiterhin bestehen bleibe. Dahingehend schlug Schularick im Interview mit dem Magazin auch vor, ein Satellitenkommunikationssystem wie Elon Musks Starlink zu errichten.
Viele Mammutprojekte, aber nur wenig Zeit
Auch die atomare Aufrüstung sei ein wichtiger Teil der Abschreckung, so Schularick. "Was Europa fehlt, sind vor allem taktische Nuklearwaffen, aber auch Hyperschall-Trägersysteme, damit sie schnell ans Ziel gelangen. Daran hängt eine ganze Infrastruktur von Raketentechnologie", so der IfW-Chef. Das habe sein Institut in den wenigen Tagen nicht bepreisen können. Dass die Projekte enorme Ausmaße haben, sei ihm bewusst. "Wir haben zwei, drei Jahre Zeit, um die Kräfte zu bündeln und die besten technischen Lösungen zu entwickeln. Und dann brauchen wir eben nicht nur Panzer und Artilleriemunition, sondern eine hochmoderne Drohnenarmee, Weltraumfähigkeiten und Hyperschallraketen."
Die neue Berechnung beruht laut "FAZ" auf der Annahme, dass Deutschland künftig voraussichtlich 3 bis 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Verteidigung investieren müsse, was 130 bis 150 Milliarden Euro im Jahr entspräche. Eine zweite Annahme ist, dass es einer künftigen Bundesregierung gelingen könnte, zehn Milliarden Euro jährlich aus dem regulären Haushalt für Verteidigung umzuwidmen.
Union und SPD haben sich in ihren Sondierungen für eine neue Bundesregierung darauf verständigt, für mehr Verteidigungsausgaben die Schuldenbremse im Grundgesetz zu reformieren. Zudem soll ein Sondervermögen mit kreditfinanzierten 500 Milliarden Euro für die Infrastruktur geschaffen werden – also zur Sanierung von Straßen, Schienen, Brücken, Energienetzen und mehr.
Quelle: ntv.de, mba/AFP