Politik

Tat mit "islamistischem Motiv" Präsident der jüdischen Gemeinde attackiert

Knapp 200 Menschen nahmen in Graz an einer Solidaritätskundgebung teil.

Knapp 200 Menschen nahmen in Graz an einer Solidaritätskundgebung teil.

(Foto: dpa)

In Graz kommt es am Wochenende zu mehreren antisemitischen Angriffen. Nachdem zuerst die Scheiben des Gemeindehauses eingeschlagen werden, attackiert ein Unbekannter den Präsidenten der jüdischen Gemeinde mit einem Holzknüppel. Die Polizei kann nun einen Tatverdächtigen festnehmen.

Nach den Angriffen auf die jüdische Gemeinde in Graz hat die österreichische Polizei einen Tatverdächtigen festgenommen. Der Mann werde für insgesamt sieben Delikte verantwortlich gemacht, darunter den tätlichen Angriff auf den Gemeindepräsidenten sowie Sachbeschädigungen an der Synagoge durch Steinwürfe und durch Schmierereien, sagte ein Polizeisprecher der österreichischen Nachrichtenagentur APA.

Der 31-jähriger Syrer hat nach Angaben von Österreichs Innenminister Karl Nehammer mittlerweile die Attacke auf den Präsidenten der Jüdischen Gemeinde Graz gestanden. Es habe sich um einen Angriff mit "islamistischem Motiv" gehandelt, sagte Nehammer in Wien.

Knapp 200 Menschen nahmen am Sonntagabend in Graz an einer Solidaritätskundgebung für die jüdische Gemeinde teil. Die Menschen zogen laut APA vom Hauptbahnhof zur Synagoge und sangen: "Schulter an Schulter gegen Rassismus".

Der Präsident der jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, war am Samstagabend vor dem Gemeindehaus von einem Mann mit einem Holzprügel attackiert worden. Rosen blieb unverletzt. In der Nacht zum Samstag waren bereits ein Fenster des Gemeindezentrums zertrümmert und mehrere weitere beschädigt worden. Schon am Mittwoch war die Synagoge in Graz mit pro-palästinensischen Parolen beschmiert worden.

Kanzler Kurz zeigt sich "erschüttert"

Rosen sagte österreichischen Medien, Graz habe es zunehmend mit linkem und israelfeindlichem Antisemitismus zu tun. Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen verurteilte die Attacke auf Rosen und die Synagoge. "Judenhass und Antisemitismus haben keinen Platz in unserer Gesellschaft. Meine Solidarität gilt allen in Österreich lebenden Jüdinnen und Juden", schrieb er auf Twitter. Bundeskanzler Sebastian Kurz zeigte sich "erschüttert". Im vergangenen Jahr waren in Österreich 550 antisemitische Vorfälle gemeldet worden.

Die Jüdische Synagoge in Graz war in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 von den Nazis zerstört worden. Nach mehr als 70 Jahren wurde die wiedererrichtete Synagoge im November 2000 auf den übrig gebliebenen Mauern am ursprünglichen Standort neu eröffnet. Die jüdische Gemeinde in Österreichs zweitgrößter Stadt hat 150 Mitglieder.

Quelle: ntv.de, mba/dpa

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