Reaktion auf "Helden-Empfang" Prinz sagt Libyen-Reise ab
24.08.2009, 08:20 Uhr
Abdel Bassit Ali Mohammed al-Megrahi bei seiner Ankunft in Libyen.
(Foto: REUTERS)
Der begeisterte Empfang für den freigelassenen Lockerbie-Attentäter in seiner Heimat Libyen hat zu ersten Konsequenzen geführt: Der britische Prinz Andrew wird nicht wie vorgesehen in das nordafrikanische Land reisen. Es gebe keinen Plan für eine Reise des zweitältesten Sohnes von Königin Elizabeth II. nach Libyen, teilte der Buckingham-Palast mit.
Vergangene Woche hatte der Rundfunksender BBC berichtet, ein angeblich für Anfang September geplanter Besuch von Prinz Andrew sei wegen des Empfangs von Abdelbasset Ali Mohammed al-Megrahi in Libyen "wenig wahrscheinlich". Ein Sprecher des Prinzen hatte lediglich erklärt, eine Reise sei "in Vorbereitung". Der Buckingham-Palast ging in seiner Erklärung nicht auf die Frage ein, ob tatsächlich eine Reise geplant war.
Al-Megrahi will einem Zeitungsbericht zufolge zudem mit einem Buch seine Unschuld beweisen. Der krebskranke Libyer wolle in einer Autobiografie neue Informationen über den Terroranschlag veröffentlichen, zitierte die "Times" den libyschen Gesandten für Schottland, Abdurrhman Swessi. Al-Megrahis Anwälte hatten Material gesammelt, das sie eigentlich für eine Berufung gegen den Schuldspruch verwenden wollten.
USA: Begnadigung ermutigt Terroristen
Der schwer krebskranke Al-Megrahi war am Donnerstag aus schottischer Haft entlassen worden und noch am selben Tag nach Libyen geflogen. Bei seiner Ankunft in der Hauptstadt Tripolis winkten hunderte Menschen mit libyschen und schottischen Fahnen. Der britische Außenminister David Miliband kritisierte den begeisterten Empfang für den 57-jährigen Megrahi scharf. Es sei "äußerst bedauerlich und erschütternd", wie ein Massenmörder als Held willkommen geheißen werde.
Ein Sprecher des britischen Premierministers Gordon Brown wies unterdessen Vorwürfe aus den USA zurück, wonach die Begnadigung Terroristen ermutige. Obwohl Spekulationen über einen Zusammenhang mit wirtschaftlichen Interessen Großbritanniens in Libyen nicht verstummten, meldete sich Brown auch vier Tage nach der umstrittenen Begnadigung noch nicht persönlich zu Wort. Mittlerweile gibt es aus den USA auch die ersten Aufrufe, Waren aus Schottland zu boykottieren und auf Reisen nach Schottland und Großbritannien zu verzichten.
Justizminister: Stehe zu meiner Entscheidung
Dagegen verteidigte sich der schottische Justizminister Kenny MacAskill bei einer außerplanmäßigen Sitzung des schottischen Parlaments erneut. Er sei allen rechtlichen Vorgaben in Schottland gefolgt. "Ich habe die Werte hochgehalten und ich stehe zu meiner Entscheidung." Er sehe, dass viele Menschen in den USA nicht mit dem Urteil übereinstimmten. Aber die internationale Gemeinschaft und die Menschen in Schottland akzeptierten die Entscheidung. Abgeordnete forderten zudem ein Misstrauensvotum gegen den schottischen Ministerpräsidenten Alex Salmond.
Al-Megrahi war wegen des Bombenanschlags auf ein Flugzeug der US-Linie PanAm über der schottischen Stadt Lockerbie lebenslang verurteilt worden. Bei dem Anschlag kamen im Dezember 1988 270 Menschen ums Leben, die meisten waren Amerikaner. MacAskill hatte Al-Megrahi begnadigt, weil dieser an Prostatakrebs leidet und nach Angaben der schottischen Regierung nur noch wenige Monate zu leben hat.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP