Kandidatur angekündigt Trump wird zum Albtraum der Republikaner
15.12.2022, 01:06 Uhr (aktualisiert)
Noch einmal! Donald Trump hat vor, wieder ins Weiße Haus einzuziehen.
(Foto: REUTERS)
Donald Trump will wieder Präsident der USA werden. Seine Partei bringt das in Schwierigkeiten. Denn die Zwischenwahlen haben gezeigt, dass der Ex-Präsident eine große Belastung ist, die nicht verschwinden will.
Die Zwischenwahlen in den USA sind noch nicht vollständig entschieden, doch die Präsidentschaftswahlen 2024 haben bereits begonnen. Donald Trump hat angekündigt, er wolle in rund zwei Jahren für die Republikaner ins Rennen gehen. Für sie ist das keine gute Nachricht.
Denn erstens hat Trump - nach derzeitigem Stand - gute Chancen, sich in den Vorwahlen der Republikaner durchzusetzen. Die finden zwar erst in der ersten Hälfte übernächsten Jahres statt. Doch Trump ist der auf US-Wahlen spezialisierten Nachrichtenseite 538 zufolge gegenwärtig der Favorit - in Umfragen liegt er deutlich vor möglichen Herausforderern wie Floridas Gouverneur Ron DeSantis.
Und zweitens hat Trump nicht nur die Präsidentschaftswahlen vor zwei Jahren verloren, sondern auch maßgeblich dazu beigetragen, dass die Republikaner bei den Zwischenwahlen historisch schlecht abgeschnitten haben. Das heißt zwar nicht, dass Trump keine Chancen hat, die nächsten Präsidentschaftswahlen zu gewinnen. Doch derzeit ist er für die Republikaner eine Belastung.
Trump unterstützt Kandidaten, die ihm gegenüber loyal sind. Sie setzen sich zwar häufig in den Vorwahlen der Partei durch, werden aber von moderaten Republikanern und Wechselwählern abgelehnt. Für die Wahlaussichten der Republikaner sind die radikalen Trumpisten deshalb ein Problem.
Demokraten überraschen
In der Regel wird die Partei des amtierenden Präsidenten bei Zwischenwahlen abgestraft, dem konnten auch die Demokraten Barack Obama und Bill Clinton und der Republikaner George W. Bush nicht entkommen. Doch dem amtierenden Präsidenten Joe Biden blieb eine Klatsche erspart - und das, obwohl seine Beliebtheitswerte landesweit im Keller sind.
Auch andere Gründe sprachen für die oppositionellen Republikaner, die Kontrolle im Senat und im Repräsentantenhaus zu übernehmen. Darunter etwa die hohe Inflation und ein neuer Zusammenschnitt vieler Wahlkreise, der Republikaner bevorzugt.
Doch die Demokraten haben die hauchdünne Mehrheit im Senat verteidigt. Das Repräsentantenhaus verlieren sie aller Voraussicht nach an die Republikaner. Dort werden diese allerdings überraschenderweise nur eine Mehrheit von wenigen Sitzen erobern. Das liegt an Donald Trump.
Denn schlecht abgeschnitten haben vor allem radikale Kandidaten, die sich Trump verschrieben haben. Das zeigt sich beispielsweise in Pennsylvania, einem Bundesstaat mit vielen Wechselwählern. Dort hätten die Republikaner eigentlich den Senatsposten locker verteidigen müssen. Doch der glühende Trump-Gefolgsmann Mehmet Oz erlitt eine Niederlage gegen den Demokraten John Fetterman, der den Republikanern damit einen Sitz im Senat abnehmen konnte. Auch der Gouverneurskandidat in Pennsylvania, Doug Mastriano, scheiterte. Der bekennende Trump-Anhänger verbreitet dessen Wahlbetrugsfantasien und hätte 2024 auf dem Posten gefährlich werden können. Denn die Gouverneure bestätigen die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen in ihren Bundesstaaten.
Republikanische Gegner Trumps setzten sich dagegen häufig locker gegen demokratische Kandidaten durch, etwa im Schlüsselstaat Georgia. Der dortige Gouverneur, Brian Kemp, und der oberste Wahlaufseher des Staates, Brad Raffensperger, wurden in ihren Ämtern bestätigt. Kemp hatte sich von Trump distanziert. Raffensperger wurde bekannt, weil Trump ihn nach der Präsidentschaftswahl 2020 vergeblich aufgefordert hatte, Stimmen aufzutreiben, um das Ergebnis in dem Bundesstaat zu seinen Gunsten zu manipulieren. Der von Trump unterstützte republikanische Kandidat für den Senatssitz muss dagegen in die Stichwahl gegen den demokratischen Amtsinhaber.
Ermittlungen gegen Trump
Wie sehr Trumps Kandidaten den Republikanern schaden, zeigt sich auch in Ohio. Deren Kandidaten schlugen sich dort sehr gut - mit einer Ausnahme. In einem Wahlkreis kandidierte ein Trump-Loyalist, der behauptet, Trump habe die Präsidentschaftswahl vor zwei Jahren gewonnen und sei um den Sieg betrogen worden. Er verlor krachend gegen die demokratische Konkurrentin. Die "New York Times" weist auf ein Muster hin: In Bundesstaaten, in denen Wählerinnen und Wähler die Demokratie in Gefahr sahen, profitierten die Demokraten. Dort wo das nicht der Fall war, erlitten sie heftige Niederlagen, wie etwa in New York.
Die vergangenen zwei Wahlen zeigen: Trump und seinen loyalen Kandidaten fällt es schwer, knappe Wahlen zu gewinnen. Hinzu kommt, dass der Ex-Präsident für Skandale gut ist. Gegen ihn laufen mehrere Untersuchungen. Ein Untersuchungsausschuss des US-Repräsentantenhauses befasst sich mit seiner Rolle beim Sturm auf das Kapitol. Die Justiz des Bundesstaates Georgia will herausfinden, ob Trump Wahlverantwortliche dazu gedrängt hat, den Ausgang der Wahl zu kippen. Das US-Justizministerium ermittelt, weil Trump nach seiner Wahlniederlage Geheimdokumente auf seinen Wohnsitz Mar-a-Lago mitgenommen hatte. Die Generalstaatsanwältin des Bundesstaates New York hat Trump und seine drei ältesten Kinder verklagt. Der Vorwurf: Finanzbetrug.
Attraktiv für Wähler ist das nicht. Das hält Trump aber nicht davon ab, seine Wiederwahl anzustreben. Möglicherweise sind die Ermittlungen sogar ein Grund dafür.
(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 16. November 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de