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Einfallstor Suwalki-Lücke? Um diese Region sorgt sich die NATO am meisten

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NATO-Übung auf der Weichsel: Für das Verteidigungsbündnis ein strategisch wichtiger Ort.

NATO-Übung auf der Weichsel: Für das Verteidigungsbündnis ein strategisch wichtiger Ort.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die NATO probt in Polen die Überquerung der Weichsel. Aus gutem Grund: Von hier sind es weniger als 300 Kilometer bis zum "gefährlichsten Ort der Welt", dem möglichen Einfallstor für Russland ins NATO-Gebiet.

Militärfahrzeuge klappen Pontons aus, verbinden sich in wenigen Minuten zu Fähren, auf denen Kampfpanzer dann die Weichsel überqueren: In dieser Woche probt die NATO die Überquerung des längsten und breitesten Flusses Polens. Die Weichsel-Überquerung bei Korzeniewo ist Teil der vier Monate dauernden Übung "Steadfest Defender" ("Standhafter Verteidiger"), für die rund 90.000 Soldaten der NATO mobilisiert wurden. Die Übungen finden entlang der Ostflanke des Verteidigungsbündnisses statt, von Norwegen bis Rumänien.

Die Weichsel-Probe ist auch deshalb so wichtig, weil weniger als 300 Kilometer von Korzeniewo entfernt der "gefährlichste Ort der Welt" liegt. So nannte vor zwei Jahren das US-Magazin "Politico" die Suwalki-Lücke, Russlands mögliches Einfallstor für einen Angriff auf die NATO. Militärexperten beschreiben den schmalen Korridor als Achillesferse für das Verteidigungsbündnis. Hier trifft die westliche Welt auf den russischen Einflussbereich.

Schwachstelle der NATO

Die Suwalki-Lücke trennt Belarus vom westlichsten Zipfel Russlands: Kaliningrad. Und sie ist die einzige Landverbindung zwischen Polen und den baltischen Staaten. Die Grenze ist hier nur 100 Kilometer lang, 65 Kilometer Luftlinie sind es vom östlichsten Zipfel Kaliningrads bis zum nordwestlichsten Punkt des Moskau-treuen Belarus.

Innerhalb von nur 30 bis 60 Stunden könnte Russland mit Truppen aus dem Osten und Westen in den Suwalki-Korridor eindringen und die Landverbindung abriegeln, befürchten Militärexperten. Das Baltikum wäre in einem solchen Szenario von seinen NATO-Verbündeten in Europa abgeschnitten, Litauen, Lettland und Estland nur noch über die Ostsee und aus der Luft erreichbar. Die Suwalki-Lücke ist die geografische Schwachstelle der NATO. Hier ist die Gefahr einer militärischen Eskalation zwischen Russland und der NATO am größten.

Bunker-Bau im Baltikum

Das Baltikum ist sich der potenziellen Gefährdung durch Russland bewusst. In Litauen etwa sind seit 2022 mehr als 3300 Schutzräume entstanden, zum Beispiel in Schulen. Sie bieten im Ernstfall vorübergehenden Unterschlupf "für mehr als 900.000 Menschen, das entspricht fast einem Drittel der Einwohner unseres Landes", sagte die litauische Innenministerin Agne Bilotaite zuletzt.

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Zusammen mit Lettland und Estland baut Litauen zudem an einem engmaschigen Verteidigungsnetzwerk entlang der Grenze zu Russland. 600 Bunker sollen entstehen, um im Falle eines russischen Angriffs gerüstet zu sein.

Auch die deutsche Bundeswehr will ihre Präsenz in der Region erhöhen. Verteidigungsminister Boris Pistorius hatte voriges Jahr angekündigt, eine dauerhafte Brigade mit bis zu 5000 Soldatinnen und Soldaten in Litauen zu stationieren. Diese soll 2027 voll einsatzfähig sein und dabei helfen, die Suwalki-Lücke weniger gefährlich zu machen.

Quelle: ntv.de

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