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Schoigu sieht Bedrohung Russland will Truppen an "Westgrenzen" verstärken

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Nach Logik des Kreml verlaufen die russischen "Westgrenzen" auf ukrainischem Territorium. Dort kämpfen bereits zahlreiche Soldaten im Auftrag des Kreml.

Nach Logik des Kreml verlaufen die russischen "Westgrenzen" auf ukrainischem Territorium. Dort kämpfen bereits zahlreiche Soldaten im Auftrag des Kreml.

(Foto: IMAGO/SNA)

Schon seit Monaten schickt Russland Zehntausende Soldaten gen Westen: in die Ukraine. Doch scheint sich Moskau noch nicht sicherer zu fühlen. Verteidigungsminister Schoigu kündigt an, die Truppen an den Westgrenzen zu stärken. Es ist allerdings unklar: Wo verlaufen diese?

Inmitten des Kriegs gegen die Ukraine plant Russland eine Stärkung seiner "Westgrenzen". Er wolle die "Stärkung der Truppengruppierungen der Armee der Russischen Föderation an unseren Westgrenzen" erörtern, sagte Verteidigungsminister Sergei Schoigu laut der Nachrichtenagentur Interfax bei einem Treffen mit Kollegen des Ministeriums in Moskau.

Welche Gebiete er genau meinte, erläuterte der Minister nicht. Russland hat infolge des Kriegs mehrere ukrainische Regionen völkerrechtswidrig annektiert. Teile der russischen "Westgrenzen" verlaufen daher nach Moskauer Logik im angegriffenen Nachbarland. Schoigus Worte könnten also auch bedeuten, dass Russland mehr Truppen ins Kampfgebiet schicken will.

Kremlchef Wladimir Putin hatte im vergangenen Herbst rund 300.000 Rekruten für den Kampfeinsatz einziehen lassen. Seitdem befürchten viele Russen, dass es in Zukunft eine weitere Mobilisierungswelle geben könnte. Kürzlich wurde zudem das Höchstalter für den Einzug von Wehrpflichtigen um drei Jahre angehoben.

Einmal mehr stellte Schoigu zudem Russland als vermeintliches Opfer dar und sprach von einer erhöhten Bedrohungslage im Westen und Norden. Er verwies dabei auch auf die noch recht neue NATO-Mitgliedschaft des nördlichen Nachbarn Finnland. Diese war eine Reaktion auf den russischen Überfall der Ukraine gewesen.

Polen schickt 2000 weitere Soldaten an die Grenze

Auch Polen kündigte eine Truppenverstärkung an der Grenze an - in Richtung Belarus. Es will die Grenze mit weiteren 2000 Soldaten verstärken, das sind doppelt so viele, wie der Grenzschutz angefordert hatte. Die Soldaten würden in den kommenden zwei Wochen an der Grenze eintreffen, sagte Vize-Innenminister Maciej Wasik der Nachrichtenagentur PAP. Anfang der Woche hatte der Grenzschutz um 1000 weitere Soldaten gebeten.

Polen ist ähnlich wie Litauen wegen der Aktivitäten russischer Wagner-Söldner in Belarus besorgt. Das EU- und NATO-Mitglied Polen hat eine 418 Kilometer lange Grenze zu Belarus. Dort sind nach früheren Angaben bereits 5000 polnische Grenzschützer und 2000 Soldaten eingesetzt. Sie sollen zudem Hilfe von 500 Polizisten bekommen.

Polen fürchtet Provokationen, seitdem Truppen der Privatarmee von Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin nach einem gescheiterten Aufstand gegen Moskau in Belarus ihr Lager aufgeschlagen haben. Nach Angaben der Führung in Minsk sollen die Wagner-Kämpfer die belarussische Armee schulen.

Polnischer General spricht von Panikmache

Polen befindet sich derzeit im Wahlkampfmodus, am 15. Oktober wird ein neues Parlament gewählt. Der ehemalige Kommandeur der Landstreitkräfte, General Waldemar Skrzypczak, warf der nationalkonservativen PIS-Regierung Panikmache vor. "Wir sollten uns der Tatsache bewusst sein, dass sie nicht bei uns einmarschieren werden. Sie haben keine Chance und das wissen sie", sagte Skrzypczak der Zeitung "Rzeczpospolita" mit Blick auf die Wagner-Kämpfer. Die Vorstellung, dass einige hundert Wagner-Kämpfer die sogenannte Suwalki-Lücke angreifen würden, sei lachhaft.

Als "Suwalki-Lücke" bezeichnet die NATO einen Korridor auf polnischem und litauischem Gebiet zwischen Belarus und Kaliningrad. Mit dessen Einnahme könnte Russland die Baltenstaaten von den übrigen NATO-Ländern abschneiden. Benannt ist der Korridor nach dem polnischen Ort Suwalki.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa

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