Politik

"Ich bin sprachlos" Wie Millennials auf Trumps Sieg reagieren

Wahllokal in Philadelphia. Junge US-Amerikaner haben überwiegend Clinton gewählt.

Wahllokal in Philadelphia. Junge US-Amerikaner haben überwiegend Clinton gewählt.

(Foto: dpa)

Die sogenannten Millenials sind die größte Wählergruppe in den USA. Sie haben überwiegend Hillary Clinton gewählt. Viele von ihnen sind nun entsetzt.

Das Unvorstellbare ist geschehen, Donald Trump ist zum neuen Präsidenten der USA gewählt worden. Amerikas Millennials sind fassungslos. "Ich bin sprachlos und kann es einfach nicht glauben", sagt eine 23-Jährige während der Wahlnacht in Charlotte im Bundesstaat North Carolina.

So wie ihr geht es vielen jungen Wählern. "Ich weiß nicht, wie es zu so etwas kommen konnte", resümiert eine andere. "Wir konnten es sehen, wir wussten, dass es passieren könnte, und wir haben nichts dagegen getan." Millennials, die zwischen Ende der 1980er und Anfang der 2000er Geborenen, stellen mit mehr als 75 Millionen Menschen die größte Gruppierung der US-Gesellschaft. Dem Meinungsforschungsinstitut Survey Monkey zufolge haben sie mehrheitlich Hillary Clinton gewählt. Trotzdem war die Unterstützung nicht groß genug, um Clinton zur ersten US-amerikanischen Präsidentin zu machen.

Auf die Frage, wie Trump die Wahl für sich entscheiden konnte, sagt der 26-jährige Ernesto Romero: "Weil die Menschen dumm sind. Die Leute wollten einen radikalen Wechsel und sie glauben, dass Trump einen komplett anderen Kurs einschlägt als den, auf dem wir uns im Moment befinden." Die 23-jährige Shanna Luedtke, die erst kürzlich von Philadelphia nach Charlotte gezogen ist, glaubt, dass die Menschen auch Angst davor hatten, einer Frau die Macht zu erteilen.

Viele Nachwahlbefragungen legen nahe, dass die Wirtschaft die wichtigste Entscheidungsgrundlage für die Stimmabgabe der Wähler war. Dagegen sagen die meisten Millennials, dass die wirtschaftliche Zukunft der USA für sie nur eine untergeordnete Rolle spielte. "Die Wirtschaft ist nicht etwas, das während einer Präsidentschaft umgekrempelt werden kann", sagt Shanna Luedtke, die für die Bank of America arbeitet. Vier oder acht Jahre seien einfach nicht genug Zeit, um die Wirtschaft zu verändern. "Ich glaube nicht, dass Trump oder Clinton die Wirtschaft auf einen Schlag verändern könnten."

"Er entmenschlicht die Menschen"

Mit dieser Meinung waren die befragten Millennials klar in der Minderheit. Laut einer CNN-Nachwahlbefragung war die Wirtschaft mit 54 Prozent das wichtigste Thema für Wähler in North Carolina, gefolgt von Terrorismus (18 Prozent), Außenpolitik (14 Prozent) und Immigration (10 Prozent). Für die für diesen Artikel befragten Millennials in Charlotte waren Menschen- und Bürgerrechte das wichtigste Thema. "Er ist gegen Menschenrechte", sagt eine 29-Jährige über Trump. "Er entmenschlicht die Menschen. Er ist gegen Frauen. Er ist gegen Minderheiten. Er ist gegen Homosexuelle. Er ist gegen jeden."

Ein anderes Thema, das bei den Millennials hoch im Kurs stand, war die deutliche Ausweitung der Krankenversicherung durch Präsident Barack Obama. Mit Trump im Weißen Haus, der ankündigte, Obamas Gesundheitsgesetz außer Kraft zu setzen, fürchten viele, dass sie wieder ohne Versicherungsschutz dastehen werden. "Ich sage dir eines, Trump ist ein sehr guter Manipulierer", sagte Romero. "Er sagt genau das, was die Menschen hören wollen. Schwache Menschen sind so einfach herumzukriegen."

Dass Trump zum 45. Präsidenten der USA gewählt wurde, ist für die befragten Millennials auch ein Beweis für das schlechte US-amerikanische Schulsystem. In North Carolina, das Trump mit 50,5 Prozent der Stimmen für sich entschied, waren es die Gebiete um die drei großen Metropolregionen Charlotte, Raleigh und Greensboro, in denen Clinton die Nase vorne hatte. Es ist auch kein Zufall, dass in diesen Regionen die renommiertesten Universitäten und Hochschulen des Bundesstaates zu finden sind. "Er hat keine Erfahrung in der Politik", sagt eine junge Frau. "Viele Menschen in diesem Land haben auch keine Erfahrung und verstehen daher nicht, dass er nicht ganz bei Verstand ist."

Viele junge Amerikaner haben ihrer Unmut über den Wahlausgang durch Demonstrationen in Städten wie New York, Chicago oder Los Angeles kundgetan. Für viele Millennials, die enttäuscht und ängstlich in die Zukunft schauen, könnte dieser Wahlkampf eine Initialzündung sein, um sich mehr in der Politik zu engagieren. "Die Leute reden nur alle vier Jahre über Politik", sagt Shanna Luedtke. "Sie beteiligen sich einfach nicht." Ausgerechnet Trump könnte dies ändern.

Quelle: ntv.de

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