Rebellen widersprechen Damaskus Wie viele Menschen fliehen aus Aleppo?
30.07.2016, 16:31 Uhr
Das Bild zeigt die von Regierungstruppen gehaltene Zitadelle von Aleppo - aus der Perspektive der von Rebellen gehaltenen Viertel.
(Foto: REUTERS)
Die einstige syrische Wirtschaftsmetropole Aleppo ist abgeriegelt. Zumindest jene Viertel, die von Rebellen gehalten werden. Korridore sollen Zivilisten nun die Flucht ermöglichen. Doch die Angaben darüber widersprechen sich.
Über die Lage in der von syrischen Regierungstruppen belagerten Stadt Aleppo gibt es widersprüchliche Angaben. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete, dass Dutzende Familien die abgeriegelten Rebellenviertel im Osten der Metropole über die eingerichteten Fluchtkorridore verlassen hätten. Zahlreiche Aufständische hätten zudem ihre Waffen niedergelegt und sich der syrischen Armee ergeben.
Ein Sprecher der Opposition in Aleppo wies dagegen Berichte über Flüchtlinge als falsch zurück. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London konnte bislang auch nicht bestätigen, dass Anwohner aus Aleppo geflohen seien. Lediglich am Freitag hätten zwölf Personen die Viertel verlassen, bevor Rebellengruppen Straßensperren errichtet hätten.
Das russische Militär teilte mit, seit Öffnung der Korridore am Donnerstag hätten 169 Zivilisten Aleppo verlassen. 69 Rebellen hätten die Waffen niedergelegt und sich ergeben, sagte Generalleutnant Sergej Tschwarkow. An den drei Fluchtkorridoren habe die syrische Regierung Lager aufgebaut, um bis zu 3000 Menschen zu versorgen. Vier weitere Korridore sollten eingerichtet werden. Russische Truppen unterstützen in Syrien die Armee von Präsident Baschar Al-Assad.
Luftangriffe aufs Umland
Bewohner der abgeschnittenen Viertel bestätigten der Deutschen Presse-Agentur, dass Rebellen flüchtende Menschen zurückgewiesen hätten. Als Begründung hätten sie angegeben, dass die humanitären Korridore nicht sicher seien. Die UN hatte Syrien und Russland aufgefordert, ihr die Fluchtrouten zu unterstellen, damit Sicherheit gewährleistet sei. Die syrische Opposition hält der Regierung in Damaskaus vor, sie wolle sich mit Hilfe der Korridore militärische Vorteile beim Kampf um Aleppo verschaffen.
Derweil wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle die Luftangriffe des syrischen Regimes und seiner Verbündeten in der Nähe von Aleppo fortgesetzt. Bei mehreren Luftschlägen auf Dörfer im Umland seien dabei mindestens 30 Menschen verletzt oder getötet worden. Genaue Angaben zu Opfern und Schäden gab es zunächst nicht.
Vor gut zwei Wochen hatten die syrische Armee und ihre Verbündeten die letzte Versorgungsroute in die Rebellenviertel von Aleppo gekappt. Internationale Hilfsorganisationen warnen vor einer humanitären Katastrophe. Nach Schätzungen der UN sind zwischen 250.000 und 300.000 Menschen in Aleppo eingeschlossen.
Quelle: ntv.de, mli/dpa