Wo der Kreml nicht zensiert Zeitung informiert Russen mit Counter-Strike über Krieg
04.05.2023, 02:06 Uhr Artikel anhören
In einem geheimen Raum in der virtuellen Counter-Strike-Welt finden Nutzer Informationen zu Russlands Krieg in der Ukraine.
(Foto: via REUTERS)
Viele Seiten von westlichen und unabhängigen inländischen Medien sind in Russland längst gesperrt. Die größte Zeitung Finnlands versucht, die Menschen im Nachbarland auf unkonventionellen Wegen über den Krieg in der Ukraine zu informieren. Dafür nutzt sie den Videospiel-Klassiker Counter-Strike.
Eine finnische Zeitung versteckt Informationen und Berichte zum Krieg in der Ukraine in dem weltweit beliebten Online-Spiel Counter-Strike. So habe sie einen Weg gefunden, die Medienzensur in Russland zu umgehen, erklärte die Zeitung "Helsingin Sanomat". In Russland spielen rund vier Millionen Menschen Counter-Strike, vor allem in Moskau und St. Petersburg ist der Spieleklassiker der Zeitung zufolge weit verbreitet.
"Während 'Helsingin Sanomat' und andere ausländische unabhängige Medien in Russland gesperrt werden, sind Online-Spiele vorerst nicht verboten", erklärte Antero Mukka, der Chefredakteur der Zeitung. Spieler des Taktik-Shooters können benutzerdefinierte Karten erstellen, die jeder herunterladen und verwenden kann. "Also bauten wir eine slawische Stadt namens Wojna, was auf Russisch Krieg bedeutet", sagte Mukka.
Im Untergeschoss eines der Gebäude der Stadt versteckten die Techniker von "Helsingin Sanomat" einen Raum, in dem Spieler Berichte in russischer Sprache finden können, die von den Kriegskorrespondenten der Zeitung in der Ukraine erstellt wurden. Die Wände des digitalen Raums bedeckten sie mit Artikeln und Fotos, die Ereignisse wie die Massaker in den ukrainischen Städten Butscha und Irpin dokumentieren. Es handle sich um "Informationen, die im Propaganda-Apparat des russischen Staates nicht verfügbar sind", sagte Mukka.
Seit seiner Veröffentlichung am Montag sei die Karte schon mehr als zweitausendmal heruntergeladen worden. "Dies zeigt, dass jeder Versuch, den Informationsfluss zu verhindern und die Öffentlichkeit in die Irre zu führen, in unserer modernen Welt zum Scheitern verurteilt ist", so der Chefredakteur der größten finnischen Tageszeitung.
Quelle: ntv.de, ino/AFP