Politik

"Täter war 15 Meter weg von mir" Zeugen schildern die Wiener Terror-Nacht

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Augenzeugen des islamistischen Terror-Anschlags in Wien berichten von mehr als einem Täter und davon, wie Beamte versuchten, Menschen wiederzubeleben. Ein Rabbiner berichtet, er könne nicht bestätigen, dass der Angriff der Synagoge gegolten habe.

Gestern gegen 20 Uhr gingen nach Polizeiangaben die ersten Notrufe bei den Behörden in Wien ein. Ein Mann mit einem Gewehr habe in der Nähe der Synagoge in der Seitenstettengasse Schüsse abgefeuert. Danach soll es an mindestens fünf weiteren Orten zu Schießereien gekommen sein: am Morzinplatz, Salzgries, Fleischmarkt, Bauernmarkt und am Graben.

Ein Augenzeuge berichtet dem ORF: "Ich kam von der Gonzagasse und wollte über den Morzinplatz zur U-Bahnstation Schwedenplatz gehen. Ich habe dann auf dem Morzinplatz feuerwerksähnliche Geräusche gehört und dachte mir, das sind Jugendliche oder so in diese Richtung und schaue auf den Morzinplatz und gehe dorthin. Da war aber gar nichts mehr los, alles leer. Und dann ist von oben, von der Ruprechtskirche, da sind so Treppen, einer runtergelaufen und in den Innenhof reingekommen und stand dann am Morzinplatz. Ich war die einzige Person dort. Dann hat er mich ins Visier genommen. In dem Moment, wo er begonnen hat zu schießen, habe ich mich runtergeduckt - da war zum Glück links eine Steinmauer - und bin in geduckter Haltung weggelaufen. Es wurde dann ein paar Mal nachgeschossen."

Der Zeuge berichtet dem Sender weiter: "Ich konnte aber zum Glück links auf den Franz-Josef-Kai einbiegen. Und da kamen mir dann auch schon die ersten Einsatzwagen entgegen. Ich habe mich dann natürlich bei der Polizeistation gemeldet und bin natürlich nur froh, dass das für mich gut ausgegangen ist. Andererseits, wenn man hört von einem Toten und den vielen Schwerverletzten, dann vergeht einem die Freude wieder ganz schnell."

"Kann nicht bestätigen, dass das Angriff auf die Synagoge war"

"Ich würde sagen, der Täter war etwa 15 bis 20 Meter weit weg von mir. Er hatte für mich - es war recht dunkel - nicht super auffällige Kleidung an. So, wie ich es gesehen habe, hat es fast schon gewirkt, als ob er eine schwarz-weiße Gesichtsmaske anhätte. Es kann aber auch sein, dass es einfach das weiße Gesicht und eine Mütze war. Aber so hat es aus der Distanz ausgesehen. Ich dachte eher an eine automatische Waffe. Kann auch sein, es war ein Gewehr, eine sehr lange Waffe auf jeden Fall."

Ein weiterer Augenzeuge berichtet ntv: "Ich habe drei bis vier Schüsse gehört und habe erst gedacht, es seien Böller gewesen. Das hat sich nicht wie eine Schusswaffe angehört." Danach habe der Täter "20 bis 25 Schüsse" in Folge abgegeben. Dabei sei ein Fahrradfahrer getroffen worden und sei zu Boden gegangen. Danach sei die Polizei angekommen und es habe weitere, kurze Schusswechsel gegeben, so der Zeuge, etwa "15 bis 20 Schüsse".

Ein weiterer Zeuge des Geschehens berichtete ntv, auch er habe zunächst gedacht, es handele sich bei den Geräuschen um Feuerwerk. Der Mann habe am Schwedenplatz dann aber einen der mutmaßlichen Täter liegen sehen, der von der Polizei angeschossen wurde. Er berichtet von Wiederbelebungsversuchen. Zudem berichtet er, es seien auch danach Schüsse gefallen - ein deutlicher Hinweis, dass mehr als ein Täter an dem Anschlag beteiligt war.

Auch der Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister war Zeuge der Szenen in der Wiener Innenstadt und schilderte der "Kleinen Zeitung", was er gesehen hat. Demnach hat mindestens ein Angreifer gezielt auf Menschen geschossen, die vor den Lokalen gesessen haben. Die Polizei sei spät, dann aber mit vielen Spezialeinheiten angerückt und habe die Lokale nach Verletzten abgesucht. Aus mehreren Kneipen und Restaurants sei zu hören gewesen, wie Menschen rufen, dass es dort Verletzte gebe. "Ich kann nicht aus meiner Sicht nicht bestätigen, dass das ein Angriff auf die Synagoge war", sagte er. "Warten wir einmal ab, was die Ermittlungen ergeben, aber was ich gesehen habe, haben der oder die Angreifer ganz gezielt auf die Menschen vor den Bars geschossen und dann auch in die Bars hinein."

Quelle: ntv.de, bdk/ts

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