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Unabhängigkeit des Kosovo Große Bürde, großes Risiko

Die Trennung war unvermeidlich. An Bemühungen der UNO und zuletzt einer Verhandlungsgruppe unter Leitung des deutschen Diplomaten Ischinger um eine einvernehmliche Lösung hat es nicht gefehlt. Sowenig wie Serbien bereit ist, dem Kosovo die Unabhängigkeit zuzugestehen, sowenig sind die Kosovaren bereit, in einem von Serben dominierten Staat zu leben. Nun ist der Jubel unter den albanischen Kosovaren groß, bei der serbischen Minderheit die Sorge. Die im Auftrag der UNO entsandten Kfor-Truppen haben sich darauf vorbereitet, sie vor Übergriffen zu schützen. Die Mitteleuropäer haben sich Illusionen gemacht über ein multikulturelles Zusammenleben nach dem Zerfall Jugoslawiens.

Die Verwaltung der bisher nominell serbischen Provinz durch die UNO wird abgelöst. Die Europäische Union übernimmt die Hilfe beim Aufbau des nunmehr unabhängigen Kosovo und damit eine gewaltige Bürde. Rund 13.000 Soldaten haben für Sicherheit gesorgt. Aber mit mehr als 20 Milliarden Euro an Hilfsgeldern konnten bislang weder eine funktionierende Infrastruktur noch eine funktionierende Verwaltung zustande gebracht werden. Arbeitslosigkeit und Korruption ereichen Höchstwerte. Die Spaltung der Provinz, in der die Serben nördlich des Ibar die Behörden in der Landeshauptstadt konsequent ignorieren, mit serbischen Autokennzeichnen fahren und mit serbischen Dinaren, ist nie überwunden worden, im Gegenteil.

Die Europäer nehmen nicht nur eine gewaltige Bürde auf sich sondern auch ein großes Risiko, denn ein Erfolg ist keineswegs sicher. Dabei sind sie zu einem geschlossenen Vorgehen gezwungen, obwohl sie die Unabhängigkeit des Kosovo keineswegs geschlossen begrüßen. Spanien etwa fürchtet, das Beispiel könne den baskischen Separatisten Auftrieb geben. Und völkerrechtlich bedenklich ist, dass der UNO-Grundsatz der territorialen Integrität verletzt wird. Aber die Verhältnisse sind stärker als das Völkerrecht. Ihnen zu gehorchen ist wohl die einzige Chance, den Unruheherd auf dem Balkan zu löschen. Es wird lange dauern.

Quelle: ntv.de

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