HessenWasserrückhalt mit Schwammlandschaft - Neuer Leitfaden

Mit Gräben, Gehölzreihen und Regenmulden gegen die Folgen von Klimawandel und Bodenversiegelung - was noch sieht ein neues Konzept der Hochschule Geisenheim vor? Hintergrund ist die Klimakrise.
Geisenheim (dpa/lhe) - Im Kampf gegen den Klimawandel legt die Hochschule Geisenheim nach eigener Aussage das wohl erste detaillierte Konzept für eine größere sogenannte Schwammlandschaft in Hessen vor. "Das ist eine notwendige Antwort auf die Folgen der Klimakrise, die mit Starkregen zum einen mit zu viel Wasser, mit Hitze- und Dürreperioden zugleich mit starkem Wassermangel verbunden ist", teilte Eckhard Jedicke, Professor für Landschaftsentwicklung, der Deutschen Presse-Agentur mit.
Der "Praxisleitfaden Naturnaher Wasserrückhalt" für den Rheingau soll am Mittwochabend (26.11.) an der dortigen Hochschule Geisenheim vorgestellt werden.
20 Vorschläge für natürlichen Wasserrückhalt
Für diese langgestreckte südwesthessische Region zwischen Walluf bei Wiesbaden und Lorchhausen, begrenzt von Rhein und Taunus, seien auf wissenschaftlicher Basis mit rund 15 Experten aus der Praxis etwa von Bau- und Forstämtern sowie Weinbaubetrieben 20 Maßnahmen entwickelt worden.
Hintergrund sind laut Jedicke die häufigeren Starkregenfälle mit Überschwemmungen und Bodenerosion sowie die zunehmende Zahl von Dürreperioden mit Wassermangel. Hinzu kommen Bodenversiegelung, Fluss- und Bachbegradigungen.
Wie ein Schwamm: Regen auffangen und Wasser verzögert abgeben
Eine Schwammlandschaft soll Regen auffangen, seinen Abfluss bremsen und Wasser verzögert wieder abgeben. Auch für Städte gibt es solche Konzepte. Eine Auswahl der Vorschläge der Hochschule Geisenheim für den Rheingau:
Strukturierung der Landschaft mit Gräben, Wällen, Gehölzreihen und Hangterrassen, so dass Wasser gleichmäßig verteilt wird und versickern kann.
Agroforstsysteme: Rebenreihen und Agrarpflanzen auf Feldern werden mit Gehölzstreifen kombiniert.
Zahlreiche Regenmulden im Wald oder in den Weinbergen.
Umgestaltung bestehender Entwässerungsrinnen mit Querschwellen, um bei viel Regen Wasser überlaufen und in der Fläche versickern zu lassen.
Wegebau mit möglichst wenig Versiegelung.
Begrünte Dächer und Fassaden in den Dörfern und Städten.
All dies könnte dem Landschaftsentwickler Jedicke zufolge nicht nur dem Wasserrückhalt, sondern auch der biologischen Vielfalt und der Landschaftsästhetik dienen. Städte, Dörfer, Bauern, Winzer, Förster, Waldarbeiter, Bürgerinnen und Bürger – sie alle könnten zur Umsetzung des "Praxisleitfadens Naturnaher Wasserrückhalt" beitragen, erklärte der Hochschulprofessor.
Eine Region, 280 Weingüter
Im Rheingau gehe es um eine Kulturlandschaft mit rund 63.000 dort lebenden Menschen, etwa 280 Weingütern, Land- und Forstwirtschaft sowie die vielen Besucher dieser touristischen Region - sie alle brauchten ausreichend Wasser.