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HessenWieder da: neue Ortsschilder in Oestrich-Winkel aufgestellt

11.11.2025, 17:03 Uhr
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Plötzlich sind zehn Ortsschilder verschwunden – jetzt werden die ersten neuen Schilder montiert. Für den Bürgermeister ist der Diebstahl kein Kavaliersdelikt. Von den Dieben fehlt bislang jede Spur.

Oestrich-Winkel (dpa/lhe) - "Es ist kein Spaß, kein Kavaliersdelikt, sondern am Ende eine Straftat" – Deutliche Worte von Bürgermeister Carsten Sinß (SPD), während er neben einem neuen Ortsschild steht, das am Dienstag in Oestrich-Winkel im Rheingau-Taunus-Kreis montiert wurde. Der Diebstahl von zehn gelben Ortsschildern Ende Oktober kostet die Steuerzahler nach Stadtangaben insgesamt rund 10.000 Euro.

Spaß auf Kosten der Bürger

Einerseits sorge der Schilder-Klau für viel Gesprächsstoff und Heiterkeit in der Stadt und in sozialen Medien. Er werde wohl auch Thema bei der nächsten Fastnachtskampagne, sagt Bürgermeister Sinß. Andererseits mache sich jemand einen Spaß auf Kosten der Bürger – und das verärgere viele.

"Es kam in der Vergangenheit immer mal vor, aber dass auf einen Schlag in einer Nacht alle Schilder entwendet wurden – das hat es noch nie gegeben", erklärt Bürgermeister Sinß. Über Jahre hinweg seien fast jedes halbe Jahr Schilder verschwunden. Aber von den Dieben fehlte bislang jede Spur, obwohl Oestrich-Winkel nur knapp 12.000 Einwohner habe.

Diebe mit Winkelschleifer am Werk

Bei dem Diebstahl Ende Oktober seien Betonfundamente beschädigt und ganze Halterungen umgebogen oder abgesägt worden. Dafür müssen die Diebe sogar eine "Flex" und Schraubenschlüssel dabei gehabt haben, erklären Mitarbeiter des Baubetriebshofes, während sie ein neues Schild am Ortseingang aufstellen. Bürgermeister Sinß blickt auf das neue Schild und sagt: "Wir hoffen, dass jetzt endlich Ruhe ist und die Schilder nicht wieder in irgendeiner Aktion entwendet werden."

Die Schäden gehen ins Geld – allein ein reflektierendes Aluminium-Schild kostet laut Stadt knapp 500 Euro. Dazu kommen Kosten für Fundamente, Einbauösen, Halterungen und für die Arbeiten, um die Beschädigungen zu reparieren.

Wo ist Tempo 50? Risiko durch fehlende Schilder

Nach dem orchestrierten Diebstahl aller Ortsschilder haben die Stadt Oestrich-Winkel und die Straßenmeisterei Geisenheim/Hessen Mobil Strafanzeige erstattet – wegen Diebstahl, Sachbeschädigung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, teilt das Polizeipräsidium Westhessen auf Anfrage mit. Jetzt habe die Polizeistation Rüdesheim die Ermittlungen aufgenommen.

"Was vielleicht als schlechter Scherz gemeint ist, greift in die Verkehrssicherheit der Kommune ein", erklärt die Polizeisprecherin. Fehlen die Ortsschilder nämlich, könnten Autofahrer nicht erkennen, wo das Stadtgebiet beginnt und damit die Tempo-50-Zone. Dadurch entstehen konkrete Gefahren, heißt es von der Polizei. Bis neue Schilder aufgestellt werden, bringen Straßenmeistereien daher provisorische Tempo-50-Verkehrsschilder an, teilt Hessen Mobil mit.

Der Schilder-Diebstahl kann laut Polizei als "gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr" mit einer Geldstrafe und einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden. Hinzu kämen Schadensersatzansprüche der Stadt.

Wer hat die Schilder gestohlen?

Weitere Auskünfte zum Stand der Ermittlungen wollte die Polizei aus "ermittlungstaktischen Gründen" nicht geben. Bürgermeister Sinß berichtet von "diversen Hinweisen" nach einem Zeugenaufruf des Ordnungsamtes. Mehr möchte auch er nicht öffentlich sagen. Nur so viel: er sei hoffnungsvoll, dass die Diebe mit Hilfe der Hinweise gefasst werden.

Ortsschilder wurden in der Vergangenheit auch in anderen hessischen Gemeinden wie etwa in Poppenhausen (Wasserkuppe) im Landkreis Fulda oder Linsengericht im Main-Kinzig-Kreis gestohlen. Die Straßenmeistereien zeigen das dann jedes Mal bei der Polizei an, teilt ein Sprecher von Hessen Mobil mit. Es gehe schließlich um Steuergelder. "Die Mehrzahl der Ermittlungen wird aber erfahrungsgemäß eingestellt, weil Täter nicht ermittelt werden konnten."

Quelle: dpa