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Mecklenburg-VorpommernErnährungswirtschaft vor Existenzproblemen: Hilfe nötig

28.10.2021, 06:59 Uhr

Die Preise für Energie kennen derzeit nur eine Richtung: nach oben. Für viele Privatleute heißt das, den Gürtel ein wenig enger zu schnallen. Bei kleinen Betrieben der Lebensmittelbranche könnte das nicht mehr möglich sein.

Göhren-Lebbin (dpa/mv) - Die Ernährungsbranche im Nordosten steht wegen der steigenden Energiepreise und des zunehmenden Fachkräftemangels vor massiven Zukunftsproblemen. Es sei zu befürchten, dass diese Probleme manchen Betrieb in Existenznot bringen könnten, sagte der Vorsitzende des Agrarmarketing-Vereins (AMV), Tobias Blömer, vor der Feier zum 20-jährigen Vereinsbestehen am Donnerstag in Göhren-Lebbin. Wegen der Struktur der Branche könnten die meist kleinen und mittleren Unternehmen die notwendigen Veränderungen nicht alleine stemmen und seien auf staatliche Unterstützung angewiesen.

"Wir brauchen jederzeit Energie, zum Heizen, Kühlen, Kochen oder Pasteurisieren", sagte Blömer. Dabei sei der Energieverbrauch schon jetzt im optimalen Bereich, Einsparpotenziale gebe es ohne Verlust an Qualität und Sicherheit nicht mehr. Ohne Hilfe der Politik sei der notwendige Wechsel zu einer eigenen und nachhaltigen Energiegewinnung nicht zu schaffen.

Dies gelte auch für den Fachkräftemangel. "Die Politik muss helfen, weitere Märkte zur Gewinnung von Arbeitskräften zu öffnen", sagte Blömer. Es kämen nicht mehr genügend Menschen aus Osteuropa nach Mecklenburg-Vorpommern. Dabei stimme das Argument nicht, dass in der Branche zu wenig gezahlt werde. "Derzeit ist es oft so, dass wir niemanden mehr haben, mit dem wir über Geld reden können." Das Problem werde durch die anrollende "Verrentungswelle" verstärkt.

Die Betriebe könnten angesichts der Wettbewerbssituation nicht einfach die Preise erhöhen, um höhere Kosten zu kompensieren. "Der Markt ist ein Verdrängungswettbewerb und wir sind im Wettbewerb mit den ganz Großen", sagte Blömer. In letzter Konsequenz könnten wegen dieser Probleme nicht mehr alle Aufträge angenommen werden. "Das Wachstum und die Weiterentwicklung der Betriebe werden abgebremst." Kleinteiligkeit, Regionalität und Vielfalt gerieten in Gefahr.

Im AMV sind 79 Lebensmittel-Produzenten organisiert. Sie erwirtschaften vergangenes Jahr 1,6 Milliarden Euro und beschäftigen rund 5500 Menschen.

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