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ThüringenBestatter ohne Nachwuchssorgen

21.11.2025, 04:02 Uhr
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Der Beruf des Bestatters bleibt in Thüringen gefragt. Warum sich immer mehr junge Menschen für diesen sensiblen Job entscheiden und was der Verband für die Zukunft fordert.

Schmalkalden/Hildburghausen (dpa/th) - Bestattungsunternehmen in Thüringen haben im Gegensatz zu vielen anderen Branchen nach Verbandsangaben keine Nachwuchssorgen. Der Beruf sei gefragt, auch in den nächsten Jahren sei genug Potenzial vorhanden, sagt der Vorsitzende des Bestatterverbandes Thüringen, Gerd Rothaug. Die Ausbildung zum Bestatter stoße auf wachsendes Interesse. Weil in Thüringen viele Familienbetriebe ansässig seien, die keine Ausbildung anböten, wachse die Zahl aber nur langsam.

Deutschlandweit gab es im vergangenen Jahr dem Bundesverband der Bestatter zufolge 354 neue Auszubildende, 11 davon aus Thüringen. Vor zehn Jahren seien es 142 bundesweit und ein Auszubildender aus Thüringen gewesen. Der Frauenanteil bei Ausbildungen liege bundesweit bei 57 Prozent.

Junger Nachwuchs für sensibles Berufsfeld

Die 17-jährige Gloria Seelbinder ist Auszubildende im zweiten Lehrjahr beim Bestattungsinstitut Pietät in Hildburghausen. "Ich wollte einen Beruf, in dem ich Menschen helfen kann", sagt sie zu ihrer Berufswahl. In Beratungsgesprächen und Trauerbegleitung könne sie Hinterblieben zur Seite stehen.

Die Arbeit umfasse aber auch viele andere Aspekte - von der kreativen Arbeit mit Blumen und Dekorationen über handwerkliche Tätigkeiten bis hin zur Organisation. Wichtigstes Rüstzeug sei es, auf Menschen zugehen zu können und keine Berührungsängste zu haben, meint Seelbinder.

Ruf nach höherer Qualifikation im Metier

Die verbindliche Einführung der Meisterpflicht, um ein Bestattungsinstitut zu führen, ist aktuell eines der wichtigsten Ziele des Verbandes. Bislang genügt ein Gewerbeschein, um als Bestatter tätig zu werden. 2003 wurde die zertifizierte Ausbildung zum Bestatter eingeführt, die auch Gesellen- und Meistergrade umfasst. Verpflichtend ist diese aber bislang nicht.

Aus Sicht des Verbandes gibt es gleich mehrere triftige Gründe, warum der Bestatter zum geschützten Beruf werden sollte. "Beisetzungen sind nicht wiederholbar, deshalb muss jeder Bestatter wissen, was er tut", so Rothaug. Fehler oder Pannen aufgrund von Unwissen oder fehlender Erfahrung müssten so weit wie möglich ausgeschlossen werden. Auch in Hinblick auf den hygienischen Umgang mit einem Leichnam sei fundiertes Wissen erforderlich.

Derzeit gebe es in Deutschland drei Berufsschulen, an der die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft angeboten werde, berichtet Rothaug. Dem Verband zufolge gibt es derzeit bundesweit etwa 1.000 Bestatter in der Ausbildung.

Trauerkultur zwischen Tradition und Wandel

Teils kritisch sehen manche Bestatter den Trend zur anonymen Bestattung. Der Gedanke, seine Hinterbliebenen nicht mit Grabpflege belasten zu wollen, sei nachvollziehbar, meint Lutz Wäschenfelder vom Bestattungsinstitut Pietät. "Aus meiner Erfahrung ist es für die Trauerbewältigung aber wichtig, dass die Hinterbliebenen einen festen Anlaufpunkt haben." Bei einer anonymen Beisetzung etwa auf einem Aschefeld sei das nicht möglich.

Auch die Option, eine Urne mit nach Hause zu nehmen, sei ein zweischneidiges Schwert, so Wäschenfelder. Dadurch werde anderen Trauernden unter Umständen der Zugang zum Verstorbenen verwehrt. Auch der pietätvolle Umgang sei nicht sicher. Sinnvoller sei aus seiner persönlichen Sicht die Möglichkeit der Entnahme eines Teils der Asche - etwa, um Medaillons, Mini-Urnen oder andere Erinnerungsgegenstände daraus anfertigen zu lassen.

Den Angaben zufolge gibt es im Freistaat gegenwärtig etwa 200 Bestatter, rund die Hälfte davon ist im Verband organisiert. Bundesweit liege der Organisationsgrad bei rund 90 Prozent.

Quelle: dpa

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