Ausflüge am Berg Mit Splitboards gehen Snowboarder auf Tour
30.01.2018, 18:01 Uhr
Die Ausrüstung: zwei in eins.
(Foto: Burton/dpa-tmn)
Durch den Schnee auf den Berg hinaufwandern und auf unberührten Hängen wieder herunterfahren - dieses Erlebnis war lange Skitouren-Gehern vorbehalten. Doch das Splitboard kann diesen Genuss auch Snowboardern eröffnen. Was steckt dahinter?
Das Tourengehen hat sich für viele Skifahrer zu einer echten Alternative zum Abfahren auf den präparierten Pisten entwickelt. Auf Skiern mit speziellen Bindungen und Fellen den Berg hoch - und dann hinab im Tiefschnee abseits der Piste. Doch was machen die Snowboarder, die ebenfalls den Hang zu Fuß hinauf wollen? Weder das Dauer-Hüpfen noch das Gehen mit einem Bein und Brettanschieben mit dem anderen sind eine echte Option. Und darum haben vor gut einem Jahrzehnt mehrere begeisterte Snowboarder an einem Gerät herumgetüftelt, das Splitboard heißt.
"Wenn man Snowboarder ist und den Berg hochwollte, musste man Schneeschuhe nehmen und das Gleitsportgerät den Berg hochtragen - das hat alle genervt", sagt Simon Graf vom Fachhändler Splitboards Europe. Er ist einer der Pioniere der Szene. "Um die Jahrtausendwende gab es bereits ein System, das funktioniert hat, aber das war sehr schwer." Und zu lang: Die in der Mitte geteilten Bretter maßen zwischen 1,80 und 1,95 Meter. Das ist heute ganz anders, da messen die Bretter um die 1,65 Meter. "Die Shapes, also die Form, hat sich geändert, dadurch kann man auch mit ihnen in den tiefen Schnee."
Verschiedene kleinere Firmen haben die ersten wirklich guten Splitboards angeboten. "Da waren immer Sportler am Werk, die bis zur Perfektion getüftelt haben", erklärt Graf. Denn man könne nicht einfach ein Snowboard in der Mitte durchsägen und es dann wieder zusammenstecken. "Man muss vielmehr zwei Ski produzieren, die sich zum Snowboard verbinden lassen." Etwas breiter als normale Tourenski sind sie natürlich, sonst würde kein Board daraus. Aber nicht so breit, dass sie das Gehen behindern. Ein gutes Splitboard fahre wie ein normales Snowboard auf harter Piste und im Tiefschnee.
Veränderte Ausrüstung mit wenigen Handgriffen
Und auch die Bindung ist ausgetüftelt - denn während sie beim Bergaufgehen in Richtung des Bergs montiert ist, muss sie beim Runterfahren um 90 Grad gedreht werden. "Und das alles muss sich mit ein paar Handgriffen in Handschuhen in der Kälte am Gipfel machen lassen", erläutert Graf. Zwar habe eine solche Bindung immer ein paar Teile mehr als eine klassische Tourenskibindung, das sei beim Gewicht allerdings kaum noch relevant. Es ist nur eine sehr kleine Community, an die sich die Hersteller richten, sagt Patrick Allegritti, Sprecher des US-amerikanischen Unternehmens Burton. "Ich glaube nicht, dass wir die Marke von 5000 Splitboardern in Europa erreichen", sagt er. Und das hänge auch damit zusammen, dass die Winter nicht mehr so verlässlich sind wie noch vor Jahren. "Wenn es keinen Schnee gibt, dann kann man auch keine Tour jenseits der beschneiten Gebiete gehen."
Zudem ist der Fertigungsprozess sehr aufwendig, deshalb wird nur in kleinen Stückzahlen produziert. Dennoch ist ein gutes, leichtes Board mit Bindung und Fellen für unter 1000 Euro zu haben, sagt Graf. Bei ihm kann man an einem Konfigurator die verschiedenen Teile aufeinander abstimmen. Bei Burton kostet das blanke Board ab etwa 780 Euro aufwärts. Wer sich ganz individuell ein Brett bauen möchte, kann das in Farchant in Bayern bei Build2Ride machen. Axel Forelle und seine Kollegen stehen jedes Wochenende mit ihren Kursteilnehmern in einer alten Schreinerei und bauen Wintersportgeräte, vom Kern bis zum Design sind sie komplett handgemacht.
780 Euro für ein Splitboard
"Die Boarder wissen genau, was sie wollen - und das können sie bei uns bauen", sagt Forelle, der das Unternehmen zusammen mit zwei Freunden vor ein paar Jahren gegründet hat. Ein Holzkern, drumherum High-Tech-Materialien und zwei Tage Zeit, mehr brauchen sie nicht. "Das Board kostet ohne Bindung 690 Euro." Allerdings kreiert jeder Sportler hier am Fuß der Zugspitze tatsächlich ein einzigartiges Brett: "Beim Design kann sich jeder komplett ausleben - egal, ob das klassisch, verrückt bunt oder mit einem Logo versehen werden soll, fast alles geht." Einen weiteren Vorteil haben die Splitboarder - denn sie können einfach ihre Schuhe nehmen, die sie auch beim Snowboarden nutzen. "Ein Softboot mit guter Sohle ist alles, was man braucht", sagt Graf. Jeden Softboot kann man mit speziellen Steigeisen benutzen. Wichtig sei guter Halt im Aufstieg, Dämpfung in der Abfahrt sowie guter Grip der Sohle am Gipfel.
Und wenn man einmal oben angekommen ist, dann gibt es nur noch den Spaß im unberührten Schnee, ohne jede Spur. Zum Freeriden im Pulverschnee eignen sich die Snowboards eigentlich besser als Ski, sagt Burton-Sprecher Allegritti. Trotzdem hat es lang gedauert, bis das System für die Splitboards Marktreife erlangte. Bei verschiedenen Events kann man alljährlich die neuesten Splitboards verschiedener Hersteller testen. Auch Simon Graf hat im Montafon in Vorarlberg eine eigene Hütte, wo er Camps und Test-Wochenenden anbietet.
Einzig die Ausleihe gestaltet sich in den Skigebieten schwierig. Daher rät Graf allen, die das Tourengehen mit dem Board interessiert, sich ein eigenes Brett anzuschaffen. "Die Schuhe sind ja da, und das macht einfach einen Riesenspaß." Zudem empfiehlt er jedem, sich frühzeitig für einen Kurs beim Deutschen Alpenverein (DAV) anzumelden. Er selbst hat mit der Sektion München ein spezielles Splitboard-Kursprogramm "Skibergsteigen" erarbeitet, in dem er Wissen rund um die Boards weitergibt, die Teilnehmer mit den Grundlagen der Bergrettung vertraut macht und im Umgang mit Lawinengefahren schult. "Denn das ist natürlich im Tiefschnee eine größere Gefahr als auf den Pisten."
Quelle: ntv.de, Verena Wolff, dpa