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Chancenlos gegen Sieger Kubacki Begeisternder Geiger verpasst Tour-Wunder

"Er ist eine super Tournee gesprungen und ist super in Form gekommen": Karl Geiger.

"Er ist eine super Tournee gesprungen und ist super in Form gekommen": Karl Geiger.

(Foto: imago images/Sammy Minkoff)

Karl Geiger überzeugt beim letzten Skispringen der Vierschanzentournee, zum ersten deutschen Gesamtsieg seit 2002 reicht es aber nicht. Am Ende landet der Pole Dawid Kubacki ganz vorne, Geiger freut sich über Platz drei.

Gerührt und stolz genoss Karl Geiger das goldene Feuerwerk über Bischofshofen. Nach einer überragenden Vierschanzentournee samt finaler Flugshow fühlte sich der dritte Gesamtrang für Deutschlands derzeit besten Skispringer wie ein Sieg an. "Es war auf jeden Fall die schönste Tournee, so gut war ich noch nie", sagte der 26 Jahre alte Oberstdorfer, der bei der Siegerehrung strahlte. Den neuen Schanzen-König Dawid Kubacki aus Polen, der das abschließende Springen gewann, umarmte Geiger im Auslauf herzlich und fair.

Schanzenkönig: Dawid Kubacki.

Schanzenkönig: Dawid Kubacki.

(Foto: imago images/Sammy Minkoff)

Auch Bundestrainer Stefan Horngacher war am Ende seiner ersten Tournee als deutscher Coach rundum glücklich. "Ich bin definitiv zufrieden, speziell mit dem Karl. Er ist eine super Tournee gesprungen und ist super in Form gekommen. Mit dem dritten Gesamtrang kann man sich wirklich sehen lassen. Das ist super für den Karl", sagte der Coach über seinen Vorzeigespringer, der sich als Tageszweiter in der Gesamtwertung nur Kubacki und dem Norweger Marius Lindvik geschlagen geben musste.

Während die polnischen Springer Kubacki auf Schultern durchs Stadion trugen, blieb auch bei Geiger ausgelassene Freude und Stolz über zehn herausragende Tage. "Heute war es echt wieder fein und das macht mich wirklich glücklich", sagte der 26-Jährige in der ARD. Er hatte es nach Versuchen auf 140 und 136 Meter am Montag zum dritten Mal bei dieser Tournee auf Tagesrang zwei geschafft und damit seinen Podestplatz gegen Titelverteidiger Ryoyu Kobayashi (135,5 und 138 Meter) verteidigt. Der Japaner musste sich mit Gesamtrang vier begnügen.

DSV-Coach formte Sieger

"Der Karl hat es souverän gemacht. Er ist perfekt gesprungen. Er hat seine Sachen sortiert und sein zweiter Platz heute ist sensationell", lobte Markus Eisenbichler seinen Zimmerkollegen Geiger. Den Tourneesieg sicherte sich Weltmeister Kubacki, der sich als dritter Pole nach Adam Malysz und Kamil Stoch beim Traditionsevent krönte. "Dawid ist super gesprungen. Man kann ihm nur gratulieren, er hat das super gemacht. Ich gratuliere ihm recht herzlich", sagte sein Ex-Coach Horngacher. Der 29 Jahre alte Athlet sprang vor 15.000 Zuschauern auf der Paul-Außerleitner-Schanze mit 143 und 140,5 Metern zum Sieg.

Gesamtwertung nach dem letzten Springen

1. Dawid Kubacki (POL) 1131,6 Punkte
2. Marius Lindvik (NOR) 1111,0
3. Karl Geiger (GER) 1108,4
4. Ryoyu Kobayashi (JPN) 1096,0
5. Stefan Kraft (AUT) 1086,0
6. Johann Andre Forfang (NOR) 777,1
7. Domen Prevc (SLO) 1050,9
8. Peter Prevc (SLO) 1048,8
9. Daiki Ito (JAP) 1039,0
10. Stephan Leyhe (GER) 1037,5

"Es war ein harter Tag, ich habe hart gearbeitet, um mich auf meine Sachen zu konzentrieren. Ich bin unglaublich froh, dass ich ruhig geblieben bin", sagte der Sieger. Für Kubacki, der auf den Stationen in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen die Ränge drei, drei, zwei und eins belegte, ist es einer der größten Erfolge seiner Karriere. Norwegens Debütant Marius Lindvik veredelte seine zwei Tagessiege mit Gesamtrang zwei, nachdem er in Bischofshofen Dritter wurde.

Für die Deutschen geht damit eine beeindruckende Podestserie bei der Vierschanzentournee weiter. Im Vorjahr hatten Markus Eisenbichler (2.) und Stephan Leyhe (3.) das Podium neben Kobayashi komplettiert. 2017/2018 schaffte es Andreas Wellinger als Zweiter auf das Gesamtpodest - wie auch Team-Olympiasieger Severin Freund im Januar 2016. "Ich will gleich mit dem Karl zur Siegerehrung gehen. Der ist total sortiert, er weiß genau, was er machen muss", sagte Wellinger am Montag. Das durfte er dann auch.

Eine so enge Konstellation zwischen gleich vier Tournee-Anwärtern wie diesmal hatte es zuvor in den vergangenen zwei Jahrzehnten nie gegeben. Kubacki führte vor Lindvik, Geiger und Kobayashi, doch auf der riesigen Anlage im Pongau hatte jeder der vier Springer noch realistische Chancen auf die Siegerprämie von 20 000 Schweizer Franken und den goldenen Adler.

Flugshow bringt die Entscheidung

Und das Finale wurde zu einer spektakulären Flugshow. Geiger, der nach verpatzter Qualifikation "ohne Druck" unterwegs war, legte mit 140 Metern furios vor und brachte die Rivalen in Bedrängnis. Doch nur wenige Minuten später konterte Kubacki mit 143 Metern und tastete sich damit sogar an seinen eigenen Schanzenrekord heran. Vor dem letzten von acht Sprüngen betrug sein Polster 14,2 Punkte, was etwa acht Metern entspricht.

"Er hat starke Nerven, das hat er bewiesen", sagte Geigers Vater Roman zwischen den Durchgängen. Seine Mutter Moni fügte an: "Ich bin eigentlich ganz entspannt, weil es kommt so, wie es kommen muss für den Karle." Geiger hat sich in den ersten beiden Skisprung-Monaten dieses Winters immer unter den besten Acht platziert und wurde beim Prestige-Event rund um den Jahreswechsel nun belohnt.

Die weiteren vier deutschen Skispringer schafften es immerhin in den zweiten Durchgang. Eisenbichler auf Platz 14., Leyhe (18.), Constantin Schmid (20.) und Pius Paschke (28.) bestätigten dabei ihre aufsteigende Formkurve. Youngs­ter Moritz Baer war bereits vor der Qualifikation am Sonntag wegen einer Erkrankung abgereist.

Quelle: ntv.de, Patrick Reichardt und Thomas Eßer, dpa

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