Van Aert siegt bei Windlotterie Buchmann erobert Platz fünf bei der Tour
15.07.2019, 17:34 Uhr
"Ich will das nicht überbewerten": Emanuel Buchmann.
(Foto: imago images / Sirotti)
Von wegen langweiliger Sprintanschnitt. Auf der zehnten Etappe der Tour de France gerät das Gesamtklassement nach einer Windkantenattacke durcheinander. Der Deutsche Emanuel Buchmann gehört beim Tagessieg des Belgiers Wout van Aert zu den Gewinnern und ist nun Fünfter.
Emanuel Buchmann darf sich als Gewinner der Windlotterie fühlen, Frankreichs Hoffnung Thibaut Pinot muss einen sportlichen Rückschlag wegstecken. Auf der eigentlich harmlosen zehnten Etappe der Tour de France wurde das Gesamtklassement durcheinandergewirbelt. Während einige Favoriten hinterher fuhren, behielt der Deutsche Buchmann den Durchblick und machte beim Tagessieg des Belgiers Wout van Aert aus dem Tony-Martin-Team einen Sprung auf den fünften Platz der Gesamtwertung.
Der bislang so überragende Franzose Pinot, der Däne Jakob Fuglsang, der Kolumbianer Rigoberto Uran und Richie Porte aus Australien verloren auf dem 217,5 Kilometer langen Teilstück von Saint-Flour nach Albi weit mehr als eine Minute, was in der Endabrechnung noch sehr teuer werden könnte. Die französischen Gastgeber konnten immerhin für sich verbuchen, dass Julian Alaphilippe weiter in Gelb fährt.
"Im Moment ist der fünfte Platz noch nichts wert. Ich will das nicht überbewerten. Jetzt kommen erst die richtigen Bergetappen", sagte Buchmann, der 1:45 Minuten hinter Alaphilippe liegt. Jubeln durfte mal wieder Tony Martin, nach dem vierten Sieg seiner Jumbo-Visma-Equipe. Die längste Durststrecke der deutschen Radprofis seit 2010 konnte der viermalige Weltmeister aber auch nicht verhindern.
Deutsche Fahrer spielten im Tagesklassement erneut keine Rolle. So schlecht waren sie letztmals vor neun Jahren, als es gar keinen Erfolg gab. Mit dem Gelben Trikot auf den Schultern geht der Franzose Alaphilippe in den ersten Ruhetag. Der französische Publikumsliebling liegt nun 1:12 Minuten vor dem walisischen Titelverteidiger Geraint Thomas. "Man darf ein bisschen träumen. Ich werde versuchen, das Maillot Jaune so lange wie möglich zu tragen. Ich weiß aber, dass ich die Tour nicht gewinnen kann. Es wird in den Bergen keine Überraschungen geben", sagte Alaphilippe, der zum sechsten Mal das Gelbe Trikot überstreifen konnte.
"Man darf ein bisschen träumen"
In Gefahr war das Objekt der Begierde nicht. Erwartungsgemäß nutzten die Sprinter eine der wenigen Chancen bei der Tour. Und da schlug van Aert zu. Der dreimalige Cross-Weltmeister ist der dritte Sieger aus dem Jumbo-Team, dazu gewann die Mannschaft das Zeitfahren in Brüssel. Peter Sagan konnte dagegen in Albi seinen Sieg von 2013 nicht wiederholen und wurde Fünfter. Immerhin hat sich der dreimalige Weltmeister einen Vorsprung im Rennen ums Grüne Trikot herausgefahren, in Paris könnte er mit dem siebten Sieg in der Punktewertung den früheren deutschen Sprinter Erik Zabel hinter sich lassen.
Für Zabel und seinen Sohn Rick herrscht beim Team Katusha-Alpecin weiter Unklarheit. Am ersten Ruhetag werde entgegen der ursprünglichen Planung keine Entscheidung fallen, wie Teamsprecher Falk Nier sagte. Die französische Sporttageszeitung "L'Equipe" hatte berichtet, dass das Ende des Teams in der derzeitigen Konstellation besiegelt sei.
Unterdessen haben sich die Befürchtungen beim am Sonntag gestürzten Italiener Alessandro de Marchi bestätigt. Der CCC-Teamkollege von Simon Geschke erlitt einen Schlüsselbeinbruch, eine gebrochene Rippe und eine Lungenquetschung. Außerdem zog er sich Prellungen und eine Risswunde im Gesicht zu. Die Tour rollt nach einem Tag Pause am Mittwoch weiter in Richtung Pyrenäen. Über 167 Kilometer geht es von Albi nach Toulouse. Es ist für die Sprinter erst einmal die letzte Chance auf eine Massenankunft vor den Bergen.
Quelle: ntv.de, Stefan Tabeling und Patrick Reichardt, dpa