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Lyles mit Gold, Staffel im Glück Faszinierende Zehnkampf-Show nährt Gold-Hoffnung

Neugebauer genießt die große Bühne.

Neugebauer genießt die große Bühne.

(Foto: picture alliance/dpa)

Leo Neugebauer ist die große Medaillenhoffnung der deutschen Leichtathleten. Der neue deutsche Rekordhalter im Zehnkampf trumpft bei der Weltmeisterschaft groß auf, knackt am ersten Wettkampftag gleich mehrere Bestleistungen. Im Sprint gehört die Show Noah Lyles, wenn auch nicht mit dem ganz großen Finale.

Mit einer umjubelten Zehnkampf-Show hat der deutsche Rekordhalter Leo Neugebauer Kurs auf Gold genommen. Der 23-Jährige geht bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest als Führender in den Samstag, an dem die Medaillenentscheidung in der Königsdisziplin fällt. "Meine Stimme ist nicht mehr so sehr da, weil ich schon so viel geschrien habe", sagte Neugebauer, der vor den Kanadiern Pierce Lepage und Damian Warner liegt. "Der erste Tag hat viel Spaß gemacht."

Gegensätzlicher hätte die Gefühlslage von 2019er-Weltmeister und Europameister Niklaus Kaul kaum sein können. Der 25-Jährige beendete den Zehnkampf nach vier Disziplinen auf dem 15. Rang vorzeitig. Erst bremsten ihn Hüftprobleme, dann wurde er wegen Fußschmerzen behandelt. "Ich bin sehr enttäuscht. Ich ärgere mich sehr über mich selbst und über meinen Körper. Das ist einfach super-scheiße", sagte Kaul. "Aber ich glaube, es war die richtige Entscheidung, auch wenn die schmerzhaft ist." Auch bei Olympia in Tokio vor zwei Jahren war für Kaul wegen Fußproblemen am ersten Tag Schluss gewesen. Sichtlich angeschlagen verließ er den Innenraum.

Einfach nur "Spaß"

Die Bühne im Stadionrund gehörte allen voran Noah Lyles. Der US-Star triumphierte acht Jahre nach Usain Bolt als erster Athlet über 100 Meter und 200 Meter. Fünf Tage nach seiner Krönung zum Sprintkönig verteidigte Lyles in 19,52 Sekunden seinen Titel über die 200 Meter erfolgreich, es ist seine dritte Goldmedaille über diese Distanz in Folge. Bei den Frauen setzte sich Titelverteidigerin Shericka Jackson (Jamaika/21,41) durch. 100-m-Weltmeisterin Sha'Carri Richardson (USA/21,92) wurde hinter ihrer Landsfrau Gabrielle Thomas (21,81) Dritte.

Lyles hatte vor dem Rennen bereits auf den 14 Jahre alten Weltrekord von Jamaikas Sprint-Legende Bolt (19,19) geschielt. Auf die Bestmarke von Berlin 2009 fehlten dem US-Amerikaner letztlich aber 33 Hundertstelsekunden.

Doch den ganzen Tag durften die Fans eben "Leo The German" bestaunen. Er ist nach fünf Disziplinen mit 4640 Punkten noch 49 Zähler stärker unterwegs als bei seinem deutschen Rekord Anfang Juni. Da verbesserte er die fast vier Jahrzehnte währende nationale Bestmarke von Jürgen Hingsen auf 8836 Punkte, was auch die T-Shirts seiner persönlichen Fans dokumentieren. "Meine Familie und Freunde können endlich mal zuschauen, weil ich die meisten Wettkämpfe in Amerika gehabt habe", sagte Neugebauer, der in Texas studiert. "Die haben Spaß, ich hab' Spaß - einfach top."

Wiederholt startete der schnell zum Publikumsliebling avancierte Neugebauer Jubelläufe. "Super-happy" machte ihn die geknackte 8-Meter-Marke im Weitsprung. Die Kugelweite von 17,04 Metern fand der WM-Zehnte von 2022 "fantastisch". Nach diesen zwei persönlichen Bestleistungen blieb er im Hochsprung wie zum Start über die 100 Meter in der Nähe seiner bisherigen Topleistungen. In 47,99 Sekunden über 400 Meter blieb er deutlicher über der Bestzeit, winkte danach aber dankend ins Publikum. "Alter, Leo geht ab", staunte Speerwurf-Europameister Julian Weber, der sich sicher für das Finale am Sonntag qualifizierte. Neugebauer und Weber sind die größten Medaillentrümpfe des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, der ein Jahr nach der großen WM-Enttäuschung von Eugene in Budapest noch ohne Edelmetall dasteht. Manuel Eitel belegt bei seiner WM-Premiere mit 4296 Punkten den zwölften Rang im Zehnkampf. Keine Medaillenchance mehr hat Weltrekordler Kevin Mayer. Der Franzose stieg wegen Achillessehnenproblemen aus.

Männer versieben Staffel, Frauen im Glück

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Ebenfalls nicht mehr dabei ist die Sprintstaffel der Herren über 4x100 Meter nach den Vorläufen. Der zu spät losgelaufene Joshua Hartmann verlor auch noch den Staffelstab. Er übernahm "alleine die Verantwortung". Nach einem Juryentscheid darf dagegen die Frauen-Staffel mit Gina Lückenkemper ein Wörtchen um die Medaillen mitreden. Das Quartett mit Louise Wieland, Sina Mayer, Lückenkemper und Rebekka Haase qualifizierte sich in 42,78 Sekunden nachträglich als neunte Staffel für die Entscheidung am Samstag (21.50 Uhr/ARD und Eurosport). Der Deutsche Leichtathletik-Verband hatte erfolgreich Protest eingelegt, weil Startläuferin Wieland unmittelbar vor dem Wechsel auf Mayer vom Arm der Australierin Bree Masters berührt und so bei der Stabübergabe behindert wurde.

Am Sonntag (20.20 Uhr/ZDF und Eurosport) könnte neben Neugebauer auch Julian Weber für eine deutsche Medaille sorgen, dafür muss sich der Speerwurf-Europameister aber steigern. Der Mainzer verpasste die direkte Qualifikation, mit 82,39 m liegt er als viertbester des Vorkampfs aber in Lauerstellung. "Ich bin es ziemlich entspannt angegangen, vielleicht ein bisschen zu entspannt", gab Weber zu: "Ich hätte gern ein bisschen weiter geworfen, aber das hebe ich mir dann für Sonntag auf." Zudem sind Webers Speere noch nicht in Budapest eingetroffen. Wo sie abgeblieben sind, weiß er nicht.

Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid

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