Rettungshubschrauber für Schwarz Schwerer Sturz überschattet eisige Stelvio-Abfahrt
28.12.2023, 15:20 Uhr
Marco Schwarz musste mit dem Hubschrauber abtransportiert werden.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Der Franzose Cyprien Sarrazin gewinnt die spektakuläre Weltcup-Abfahrt in Bormio. Doch der schwere Sturz des Gesamtführenden Marco Schwarz versetzt alle in Schock. Der Österreicher muss mit dem Rettungshubschrauber abtransportiert werden.
Andreas Sander klatschte anerkennend Beifall, als wenige Minuten nach ihm Cyprien Sarrazin über die Ziellinie der gnadenlosen Stelvio in Bormio gerast war. Was der mit Nummer eins gestartete Deutsche da noch nicht wusste: Das perfekte Rennen des Franzosen reichte in einer spektakulären Abfahrt, die allerdings vom kapitalen Sturz des Österreichers Marco Schwarz überschattet wurde, am Ende zum Sieg. Sander hingegen wurde durchgereicht auf Rang 19.
"Ich habe mich vom ersten Tor an großartig gefühlt", sagte Sarrazin, der 2016 mal einen Parallel-Riesenslalom in Alta Badia gewonnen hatte, in der Königsdisziplin aber erst dreimal unter die ersten Zehn gefahren war. Nahe kam dem Überraschungssieger auf der eisigen Rüttel-Piste nur Marco Odermatt: Der Doppel-Weltmeister aus der Schweiz verpasste seinen ersten Abfahrtssieg im Weltcup um 0,09 Sekunden.
Hinter Sarrazin und Odermatt klafften teils große Lücken. Dritter wurde Cameron Alexander aus Kanada, der WM-Dritte lag aber bereits 1,23 Sekunden hinter Platz eins zurück. Sander trennten sogar gewaltige 2,91 Sekunden vom Sieger. Der WM-Zweite von 2021 lächelte dennoch - vor allem, weil er noch immer mit den Nachwirkungen eines schweren Sturzes vor zwei Wochen in Gröden kämpft. "Ich bin gar nicht so unzufrieden", sagte er in der ARD.
Schwarz-Sturz drückt aufs Gemüt
Neben Romed Baumann konnte auch Mitfavorit Aleksander Aamodt Kilde die traditionell herausfordernde Eisbahn unweit des Stilfserjochs nicht bezwingen: Er stoppte seine Fahrt, weil ihm ein Stein eine Kante beschädigt hatte. Am schlimmsten aber erwischte es Schwarz: Der Führende im Gesamtweltcup verlor bei einem Rechtsschwung die Kontrolle, stürzte ins Fangnetz und verletzte sich dabei offenkundig am rechten Bein. Ein Helikopter flog ihn aus.
Pech für Sander und die ohne den erkrankten Thomas Dreßen angetretene deutsche Mannschaft: Mit zunehmender Renndauer wurde die Sicht auf der gewöhnlich stockdunklen Stelvio zunehmend besser, die Zeiten spät gestarteter Konkurrenten wurden daher besser. Als zweitbester Deutscher belegte Simon Jocher Rang 21, Josef Ferstl fiel als 39. noch aus den Punkterängen.
Sander hatte auch noch die Kritik von DSV-Sportdirektor Wolfgang Maier im Ohr, der nach den ernüchternden deutschen Ergebnissen in Gröden seinen Abfahrern vorgeworfen hatte, sie seien zu passiv unterwegs: "Es heißt ja Rennfahrer und nicht Schönfahrer." Das sei "völlig okay" gewesen, betonte Sander. Baumann jedenfalls ging "super motiviert" auf die Piste, musste allerdings nur wenige Sekunden nach dem Start abschwingen.
Der Sturz von Schwarz drückte den Konkurrenten arg aufs Gemüt. Dennoch gab es auch Lob für den Sieger, der zuletzt vor vier Jahren bei einem Riesenslalom in Alta Badia auf dem Podium gestanden hatte - in Gröden war mit Rang vier sein bisher bestes Resultat in einer Abfahrt gelungen. "Ich habe", betonte der WM-Zweite Kilde, "noch nicht so oft einen so guten Lauf in Bormio gesehen, das war von oben bis unten ganz sauber. Auch Odermatt: unglaublich."
Quelle: ntv.de, dbe/sid