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Weltrekord unterm Radar Sjöström krault unklug zur Fabelzeit

Weltrekordzeit - und keiner merkt's.

Weltrekordzeit - und keiner merkt's.

(Foto: imago/Bildbyran)

Bei der Schwimm-WM in Budapest schreibt Sarah Sjöström Geschichte: Als erste Frau knackt sie über 100 Meter die magische Marke von 52 Sekunden. Doch statt Ovationen erntet die Schwedin Schweigen. Denn in der Halle bekommt niemand den Rekord mit.

Das WM-Maskottchen Lali hatte die Fahne mit der Aufschrift "Weltrekord" wieder eingerollt. US-Star Katie Ledecky war in der Duna Arena über 400 Meter Freistil allen davongeschwommen, ohne aber ihre eigene Bestmarke von Olympia in Rio zu brechen. Eine knappe Stunde später kraulte Sarah Sjöström zu einem Fabelweltrekord - und fast niemand merkte es. Als Startschwimmerin der schwedischen Freistilstaffel knackte die Olympiasiegerin in 51,71 Sekunden als erste Frau die 52er-Marke über 100 Meter - mit Ansage, aber ohne Durchsage.

Sarah Sjöström schrieb Schwimm-Geschichte in Budapest.

Sarah Sjöström schrieb Schwimm-Geschichte in Budapest.

(Foto: imago/Bildbyran)

"Der Plan war, den Weltrekord am ersten Tag zu schwimmen", sagte die 23-Jährige, "dann bin ich frischer als später in der Woche." In der Staffel sei es leichter als im Einzelrennen, betonte Sjöström, "da muss ich vorsichtiger angehen, um am Ende noch Kraft zu haben". Mit dem schwedischen Quartett ging es nicht um Medaillen, sondern lediglich um die Zeit: "Ich habe auf den ersten 50 Meter alles rausgehauen und dann auf das Beste für die letzten 50 gehofft. Es war nicht wirklich kluges Schwimmen."

"Eine absolute Ausnahmeleistung"

Aber es war schnelles Schwimmen - 35 Hundertstelsekunden schneller als die Australierin Cate Campbell, die vor einem Jahr den Weltrekord von Britta Steffen um eine Hundertstel verbessert hatte. "Über viele Jahre und gerade im Laufe dieser Saison hat sich ein Leistungssprung angekündigt", sagte die Doppel-Olympiasiegerin von Peking, die die Bestmarke 2009 im Hightech-Anzug aufgestellt hatte. Steffen bescheinigte Sjöström "eine absolute Ausnahmeleistung".

Noch hält Britta Steffen den Weltrekord über 50 Meter Freistil. Doch ihre 23,73 Sekunden von der WM 2009 in Rom sind ebenfalls in Gefahr: Sjöström schwamm im April schon bis auf zehn Hundertstel heran und greift am kommenden Wochenende auch diese Bestmarke an.

Die 10.000 Zuschauer in der Duna Arena bekamen vom ersten Weltrekord der WM nichts mit. Der Stadionsprecher erwähnte die Fabelzeit mit keinem Wort. Die Schwedinnen wurden am Ende Fünfte.

An WM-Gold "ist nichts auszusetzen"

Der Jubel galt Ledecky, die am Ende des ersten Tages mit der US-Staffel ihr zweites Gold gewann. "Es war ein guter erster Abend", bilanzierte die Vierfach-Olympiasiegerin von Rio, "ich bin glücklich, wie es gelaufen ist." Dass sie über 400 Meter fast zwei Sekunden über ihrem Weltrekord geblieben war, störte sie nicht. "Es ist meine zweitbeste Zeit", betonte die 20-Jährige, "es gibt keine Enttäuschung. Es ist ein WM-Gold, daran ist nichts auszusetzen."

Ledecky hat in Budapest noch viel vor: Sie will auch über 200, 800 und 1500 Meter sowie in der 4x200-Meter-Staffel triumphieren und ihre fünf WM-Titel von 2015 überbieten. Ohne den zurückgetretenen Rekord-Olympiasieger Michael Phelps, den gesperrten Skandalschwimmer Ryan Lochte und die pausierende Missy Franklin sind alle Augen der Schwimmnation USA auf sie gerichtet.

Quelle: ntv.de, Thomas Lipinski/Jörg Soldwisch, sid

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