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"Papa ist vom Himmel aus dabei"Thomas Dreßen - plötzlich weltklasse

14.03.2017, 10:48 Uhr
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Thomas Dreßen ist der DSV-Aufsteiger der Saison. (Foto: imago/GEPA pictures)

Völlig unerwartet darf Thomas Dreßen diese Woche noch einmal seine Ski unterschnallen. Der 23-Jährige startet beim Weltcup-Finale der Alpinisten in Aspen. Der Speedfahrer ist die deutsche Entdeckung der Saison - mit einer beeindruckenden Geschichte.

Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass Thomas Dreßen in dieser Woche sein Motorrad aus der Garage geholt hätte. Das Wetter soll gut werden, Sonnenschein, bis zu 15 Grad, also eine gute Gelegenheit, auf seiner Harley-Davidson Sportster ein bisschen "abzucruisen", wie er das nennt. Aber daraus wird nun nichts, denn Dreßen ist verhindert. Er findet das freilich nicht weiter schlimm, im Gegenteil: "Dass es so geklappt hat, ist geil."

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Nach dieser Saison darf man schonmal die Faust ballen. (Foto: imago/GEPA pictures)

Was da geklappt hat, war nun wirklich nicht abzusehen. Statt die Tage für eine entspannte Ausfahrt nach einem aufregenden Winter nutzen zu können, gibt der Ski-Rennläufer Thomas Dreßen aus Mittenwald recht unerwartet beim Weltcup-Finale Gas. Das sei der "Wahnsinn", sagt er aus Aspen im US-Bundesstaat Colorado, "das freut mich brutal, macht mich stolz, es ist der Hammer." Hätte ihm das einer vor diesem Winter gesagt, "ich hätte es unterschrieben".

Dreßen ist Abfahrer und aus deutscher Sicht die Entdeckung dieses Winters, seines, wohlgemerkt, erst zweiten Winters im Weltcup. Bei der WM belegte er Rang zwölf in der Spezial-Abfahrt und sogar Rang drei in der Kombinations-Abfahrt, kein Urknall, aber doch bemerkenswert für einen erst 23-Jährigen. Es folgten die Ränge sechs und elf auf der Olympia-Strecke von 1994 im norwegischen Kvitfjell und der Satz von Cheftrainer Mathias Berthold, dass dies erst der Anfang sei.

Ein absoluter Weltspitzenfahrer?

Beim finalen Rennen am Mittwoch (16.30 Uhr/ARD und Eurosport) dürfen wie üblich nur die 25 Besten starten, dass es Dreßen neben Mannschaftskollege Andreas Sander dorthin geschafft hat, "zeigt, dass ich eine super Saison hatte". Seine Entwicklung ist rasant und nährt den Glauben im Deutschen Skiverband (DSV), dass es ihnen womöglich gelingt, einen "absoluten Weltspitzenfahrer zu entwickeln", wie Alpinchef Wolfgang Maier sagt.

Es ist ungewöhnlich, dass einer schon im zweiten Jahr so gut ist, zumal in der Abfahrt, wo es nicht selten Jahre dauert, bis man ganz vorne ankommt. Was sie an Dreßen schätzen, sind seine Konsequenz, aber auch seine Besonnenheit. "Erst musst du eine Strecke im Griff haben", sagt er, "erst dann kannst du darüber nachdenken, dass du und wo du Gas geben kannst". Dreßen macht stets nur das, was er kann. Damit fährt er verdammt gut. Und er fährt nie alleine.

Die Geschichte von Dreßen ist nie vollständig ohne ihr traurigstes Kapitel. Dirk Dreßen, ehemaliger Biathlet und Trainer, unterstützte den Sohn von Beginn an. Am 5. September 2005 trainierte der Vater eine Gruppe von Schülern auf dem Gletscher im österreichischen Sölden. Ein Lastenhubschrauber verlor einen 750 Kilo schweren Betoneimer über einer Gondel der Seilbahn. Neun Menschen kamen ums Leben. Einer davon: Dirk Dreßen.

Dreßen hat kein Problem, über dieses Kapitel seiner Geschichte zu sprechen, "es ist ja ein Teil von mir". Das Unglück liege schon lange zurück, "aber es ist weitergegangen", sagt er ruhig, er sei auch der Mutter sehr dankbar, "sie hat mich immer unterstützt". Freilich, an den Vater denkt er regelmäßig, dessen Tod ist Ansporn, "wenn mal was nicht klappt", er fahre, sagt Dreßen, schließlich "nicht nur für mich, sondern auch immer für meinen Vater". Nur damit kein Irrtum aufkommt: Dreßen ist kein weltfremder, vergeistigter Kerl. Er ist bodenständig, besonnen, erstaunlich reif. Er sei nicht "mordsspirituell", sagt er. Aber er glaube, "dass mein Papa vom Himmel aus immer dabei ist".

Quelle: Thomas Häberlein, sid

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