Familie war im Schutzkeller Ukrainische Fechterin verteidigt den Handschlag-Eklat
17.08.2023, 14:21 Uhr
Charlan hat eine Regeländerung beim Fechtverband erwirkt.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Die Fecht-Weltmeisterschaft ist längst vorüber, über eine Szene aber wird immer noch diskutiert: der verweigerte Handschlag von Olha Charlan. Die Ukrainerin wird zunächst disqualifiziert, weil sie ihrer russischen Konkurrentin nach dem Kampf nicht die Hand reicht. Sie erklärt nun ihre Beweggründe.
Gut drei Wochen nach ihrer umstrittenen Disqualifikation bei der Fecht-WM hat die Ukrainerin Olha Charlan noch einmal ihre Beweggründe für den verweigerten Handschlag mit der Russin Anna Smirnowa erklärt. "Ich habe am Tag vor dem Kampf mit meiner Familie telefoniert. Sie waren im Schutzkeller und ich sollte am nächsten Tag gegen eine Russin fechten. Wie soll ich ihr die Hand geben?", sagte die 32 Jahre alte Ukrainerin der ARD.
Man könne sie nicht zum Handschlag zwingen, "ich will das nicht", sagte sie. Charlans Heimatstadt Mykolajiw im Süden der Ukraine ist immer wieder Ziel russischer Angriffe gewesen. Smirnowa hatte wie andere Russen unter neutraler Flagge antreten dürfen.
Nach ihrem Sieg gegen die Russin bei der Fecht-Weltmeisterschaft in Mailand war die Mannschafts-Olympiasiegerin Charlan disqualifiziert worden. Der Fecht-Weltverband FIE hob ihre Disqualifikation wenig später wieder auf, sodass sie doch beim Teamwettbewerb an den Start gehen durfte.
Zudem wurde die umstrittene Handschlagregel aufgehoben. Sie wird künftig durch eine Grußgeste mit den Waffen ersetzt. Die Disqualifikation der viermaligen Mannschaftsweltmeisterin hatte angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine international für große Empörung gesorgt.
IOC-Chef Thomas Bach hatte Charlan nach dem Eklat einen Olympia-Platz versprochen. "Angesichts deiner besonderen Situation wird dir das Internationale Olympische Komitee einen zusätzlichen Quotenplatz für die Olympischen Spiele in Paris 2024 zuweisen, falls du dich in der Zwischenzeit nicht qualifizieren kannst", schrieb Bach in einem persönlichen Brief an die Säbelfechterin.
Quelle: ntv.de, ara/dpa