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"Keiner, der keine Angst hat" Van Aerts Schmerzensschreie hallen nach

Wout van Aert wird mehrere Monate keine Radrennen bestreiten können.

Wout van Aert wird mehrere Monate keine Radrennen bestreiten können.

(Foto: picture alliance/dpa/Belga)

Der Radprofi Wout van Aert stürzt auf einer Abfahrt schwer, der Belgier bricht sich zahlreiche Knochen. Die Highspeed-Stelle, an der der Unfall passiert, wird schon zuvor kritisch gesehen. Nun gibt es weitere Diskussionen um die Sicherheit der Fahrer.

Eine Highspeed-Abfahrt, ein verheerender Massensturz und zahlreiche Knochenbrüche: Der schlimme Unfall des belgischen Topfahrers Wout van Aert, der sich beim Eintagesrennen Quer durch Flandern schwer verletzte, wirkt nach. Vor der legendären Flandern-Rundfahrt am Sonntag (Eurosport), bei der mit van Aert einer der absoluten Topfavoriten fehlen wird, ist das Thema Sicherheit wieder präsent. Und damit die Frage: War es ein normaler Rennunfall, wie es ihn immer gab und wohl auch immer geben wird? War es eine vermeidbare, fahrlässige Situation, ein Symptom einer unguten Entwicklung?

Der Sturz am Mittwoch ereignete sich jedenfalls in einer besonders schnellen Abfahrt, die aufgrund ihrer Gefährlichkeit aus der Strecke der Flandern-Rundfahrt gestrichen worden war. Bei Quer durch Flandern aber blieb sie im Programm - mit bösen Folgen. "Vielleicht werden wir sie aus all unseren Rennen entfernen", sagte Tomas Van Den Spiegel, einer der Organisatoren der "Flanders Classics", im Anschluss.

"Das sah echt schlimm aus"

Der Sieger Matteo Jorgenson hatte die Situation hautnah mitbekommen: "Diese Saison ist für mich bislang ein Traum", sagte Jorgenson. "Ich habe aber Wouts Sturz aus nächster Nähe gesehen, das sah echt schlimm aus. Ich bin in Gedanken bei ihm." Van Aerts gelbes Visma-Trikot war fast vollständig zerrissen, auf seinem Rücken waren Schürfwunden zu senden. Der Belgier schrie vor Schmerzen, als er weinend auf eine Trage gelegt und in einen Krankenwagen gebracht wurde.

Ihren Beitrag zu dem Sturz könnte wohl die Material-Revolution der vergangenen Jahre geleistet haben: Viele Aktive bremsen aufgrund der effektiveren Scheibenbremsen heute später als in früheren Jahren. Und: In manchen Rennen wird kompromissloser gefahren. "Das Niveau des Feldes ist sehr hoch und der Druck, eine gute Position zu haben, vorne zu sein, ist enorm", sagte der belgische Fahrer Tim Declercq.

In Zukunft könnte eine schützende Ausrüstung eingesetzt werden, um den Straßen-Radsport etwas sicherer zu machen. "Stürze sind Teil unseres Sports, aber wir können etwas tun, um die Fahrer zu schützen", sagte Jan Bakelants, ehemaliger Träger des Gelben Trikots bei der Tour de France und enger Vertrauter von van Aert: "Eine Art Airbag, den man sich wie beim Skifahren auf den Rücken schnallt."

"Kenne keinen, der keine Angst hat"

Trotzdem: Die Gefahr wird beim Hochgeschwindigkeitssport wohl auch in Zukunft mitfahren, zum Leid der Athleten: "Einen Radfahrer, der keine Angst hat, kenne ich nicht", sagte der französische Profi Benoit Cosnefroy.

Van Aert (Visma-Lease a bike) war am Mittwoch 67 km vor Rennende in einen Massensturz verwickelt gewesen. Der neunmalige Tour-Etappensieger verlor bei hoher Geschwindigkeit die Kontrolle über sein Rad, insgesamt kam etwa ein Dutzend Fahrer zu Fall. Später wurden beim Belgier ein Schlüsselbeinbruch und diverse Rippenbrüche diagnostiziert. Die Schuld für den Crash nahm übrigens ein Teamkollege auf sich: Van Aert habe sein Hinterrad touchiert, das habe den Sturz ausgelöst, sagte der untröstliche Tiejs Benoot. Damit sei er mindestens teilweise in der Verantwortung.

Quelle: ntv.de, ter/sid

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